388 und er denke, im Winter ein rieſiges Geſchäft damit zu machen. Ich meine, die Zeit iſt wieder verpaßt worden, und wir werden den Torf teuer kaufen müſſen. Die Gerüchte, die wegen der Lebensmittel⸗ ſchiebungen in der Stadt herumlaufen, ſind allbe⸗ kannt. Wenn dem Magiſtrat auch nichts nachgeſagt werden kann, ſo hat doch ein großer Teil der Be⸗ völkerung zu dem kommunalen Arbeiterrat großes Vertrauen, und aus dieſem Grunde haben wir den Antrag geſtellt, dem kommunalen Arbeiterrat die Kontrolle mit zu übertragen. Gerade bei den Kohlen wird jetzt ſchon ein umfaſſender Schleich⸗ handel getrieben. Es iſt mir heute in der Fabrik mitgeteilt worden, daß es Kohlenhändler in Berlin gibt, die jetzt pro Zentner 8 %ℳ nehmen, und es iſt mir weiter mitgeteilt worden, daß jemand, der im Betrieb beſchäftigt iſt, auf dieſe Weiſe 10 Zentner Kohlen gekauft hat, wobei ihm geſagt wurde, wenn er noch mehr haben wolle, könne er ſie bekommen. Um dem vorzubeugen, haben wir beantragt, den kommunalen Arbeiterrat zu beauftragen, die Kon⸗ trolle vorzunehmen. Wenn der Herr Oberbürger⸗ meiſter meinte, daß keine Schiebungen im Kohlen⸗ handel vorkämen, ſo zeigt dieſes Beiſpiel, daß das heute doch ſchon der Fall iſt, und ſie werden im Winter noch mehr vorkommen. Ich bitte Sie des⸗ halb, den Antrag anzunehmen. Stadtv. Panſchow: Die Sorge um die Heiz⸗ ſtoffe für die Bevölkerung hat zweifellos einen Kreis unſerer Bevölkerung viel früher beſchäftigt als dieſe Verſammlung und den Magiſtrat, und das ſind die Hausbeſitzer geweſen. Schon in dieſem Frühjahr, als die Heizperiode des vergangenen Winters noch nicht abgelaufen war, hat ſich, hervorgerufen durch die Mißſtände im vorigen Jahr, eine große Organi⸗ ſation der Hausbeſitzer mit der Frage der Heißſtoff⸗ beſchaffung befaßt, und ſchon damals konnten wir feſtſtellen, daß entgegen den Verheißungen und Ver⸗ ſprechungen des Reichskohlenkommiſſars die Kohlen⸗ lieferung nicht ſo ausfallen würde, wie es geſagt wurde. Schon damals iſt auch dafür geſorgt wor⸗ den, daß nach Möglichkeit Brennſtoffe bereitgeſtellt wurden, auch wenn nicht in die große Bevölkerung hinein davon viel Aufhebens gemacht wurde, um die Leute nicht aufzuregen. Schon damals haben Hauswirte alles verſucht, um die Brennſtoffe ra⸗ tioneller zu verbrennen, als das bis heute der Fall iſt, und es ſind Prämien für die ausgeſetzt worden, die nach der Richtung vernünftige Vorſchläge machen können. Meine Herren, wenn Sie für die Bevölke⸗ rung etwas tun wollen, dann hätten Sie es doch auch ſo machen ſollen, wie es die Hausbeſitzer wäh⸗ rend dieſer Zeit getan haben. Nun kommen Sie mit dem Vorſchlag, den Ma⸗ giſtrat zu beauftragen, doch die Hausbeſitzer zu ver⸗ anlaſſen, die Kochmaſchinen und Heizvorrichtungen nachſehen zu laſſen. Meine Herren, es iſt ganz eiaen⸗ artig: auf der einen Seite trauen Sie dem Ma⸗ giſtrat nie etwas Gutes zu, und auf der anderen Seite erſuchen Sie ihn, hier ohne weiteres eine Kontrolle zu übernehmen. Es iſt das ein ganz ſonderbares Verhalten und Verfahren Ihrerſeits, wenn Sie es immer für nötig halten, der Bevölke⸗ Meine Herren, der Vormund darf natürlich nur aus Ihrem Kreiſeſ⸗ ſein. Sonſt würde ich doch empfehlen, den Leuten,) ſwen die offenbar nicht im Beſitz des nötigen Verſtändniſſes! rigkeiten rung einen Vormund zu geben. Sitzung am 3. September 1919 für die gegenwärtige Lage ſind, mal erſt einen Vor⸗ mund zu beſtellen. Wenn Sie dafür ſorgen, daß die große Maſſe der Verbraucher, der Mieter den Brennſtoff ſelbſt rationeller verbennt und ſogfäl⸗ tiger damit umgeht, dann werden Sie viel größere Erfolge erzielen, als wenn Sie den Magiſtrat er⸗ ſuchen, die Hausbeſitzer aufzufordern, die Maſchinen nachzuſehen. Ich glaube, Ihre Tätigkeit nach der Richtung würde für die Stadt und namentlich für die Verſorgung der Allgemeinheit mit Brenn⸗ material wirklich erſprießlich ſein. Nun die Frage der Kontrolle durch den Ar⸗ beiterrat! Meine ſehr verehrten Damen und Heren! Die Behörde, die die Verwaltung hat, iſt zweifellos am beſten in der Lage, auch die Kontrolle zu übernehmen. Sorgen Sie dafür, wenn Miß⸗ ſtände bekannt werden, wie ſie Herr Kollege Suhſe hier mitgeteilt hat, daß jemand hinten herum zehn Zentner Preßkohlen bekommen kann, daß der Ma⸗ giſtrat von derartigen Fällen Kenntnis erhält, ſor⸗ gen Sie dafür, daß die Kohlenhändler, die in dieſer Weiſe Schiebungen machen, ihrer Beſtrafung ent⸗ gegengeführt werden, dann wird auch der Schleich⸗ handel aufhören. Aber, meine Herren, bauſchen wir doch die Sache auch nicht zu ſehr auf. Was heißt es denn, wenn jemand in einem Einzelfall wirklich durch perſönliche Beziehungen ein derartiges Quan⸗ tum Kohlen bekommt! Es iſt nicht nennenswert. Aber wenn es vorkommt, tun Sie, glaube ich, der Allgemeinheit den größten Dienſt, wenn Sie dafür ſorgen, daß derartige Schieber ihrer Beſtrafung zu⸗ geführt werden. Stadtv. Dr. Feig: Meine Herren! Wenn Sie die Ausführungen des Reichskohlenkommiſſars ge⸗ leſen haben, die Ihnen mit der heutigen Einladung dankenswerterweiſe. zugegangen ſind, werden Sie nicht im Zweifel darüber ſein, daß wir einem überaus harten und ernſten Winter entgegenſehen, und ich bin überzeugt, daß ſelbſt manchem der Gönner und An⸗ ſtifter der politiſchen Streiks im Bergbau und Ver⸗ kehrsgewerbe heute etwas bänalich zumute ſein wird. Wir ſtehen nun leider heute der traurigen Tatſache gegenüber, aegen die wir in dieſem Zeit⸗ punkt nur noch wenig tun können. Etwas, was wir, alaube ich, tun können, wäre, auch von dieſer Stelle einen Appell an die Groß⸗Berliner Arbeits⸗ loſen zu richten, daß, wer irgend dazu imſtande iſt, doch in das Braunkohlengebiet aehen möac, wo, jo⸗ weit mir bekannt, noch immer nicht alle Arbeitsplätze beſetzt werden können. Gewiß werden wir einer Abhilfemaßregel, wie ſie uns in dieſer Vorlane or⸗ geſchlagen iſt, mit Freuden zuſtimmen. Die Haupt⸗ zache iſt doch aber, daß überhaupt, ſoweit es jetzt noch möglich iſt, für dieſen Winter mehr durch Koh⸗ lenförderung vorgeſorgt wird. Ich möchte bei dieſer Gelegenheit aber noch ein Anfrage an den Maaiſtrat richten: ich möchte fragen, ob in dieſem Winter für Wärmſtuben un hallen Vorſorge aetroffen iſt. Denn wurde, ſind die Räume, die fr anenn amen, ſer ſur