und damit die Kranken unter der Wirkung der Gas⸗ ſperrſtunden — ſie werden ja vielleicht noch ſchärfer werden — aufs äußerſte leiden, lieſt man in den Zeitungen — wieweit das zutrifft, iſt mir nicht be⸗ kannt —, daß an eine Herabſetzung der Polizei⸗ ſtunde vorläufig nicht gedacht würde. Meine Her⸗ ren, Fabriken ſehen ſich zum Teil ſchon jetzt genötigt, Feierſtunden einzulegen; wir gehen einer außeror⸗ dentlichen Arbeitsloſigkeit entaegen, und in dieſer Lage wird gewiſſermaßen die Heiligkeit der Polizei⸗ ſtunde für Veranügungszwecke hochgehalten. Ich meine, ſo banal es klingt, und ſo ſelbſtverſtändlich es iſt, aber in der heutigen Zeit muß man auch wieder dafür ſorgen, daß das Wort: erſt die Arbeit und dann das Vergnügen, ſeine Verwirklichung fin⸗ det, und ich möchte an den Maaiſtrat die Bitte rich⸗ ten, an den zuſtändigen Stellen auch in dieſem Sinne vorſtellig zu werden. (Bravo! bei der Bürgerlichen Fraktion.) Stadtv. Gebert: Meine Damen und Herren! Meine Ausführungen ſollen Sie nicht allzu lange aufhalten; ich ſehe mich jedoch gezwungen, einige Richtigſtellungem vorzunehmen. Der kommunale Arbeiterrat, dem Sie ja ſeiner⸗ zeit das Recht der Kontrolle auf Grund eines An⸗ trages, der hier angenommen worden war und dem damals auf Antrag der Unabhängigen Fraktion dieſe . übertragen werden ſollte, zugebilligt baben — — (Zuruf des Oberbürgermeiſters) ——Ia, es ſtimmt doch, Herr Oberbürgermeiſter; dieſer Antrag iſt angenommen worden! (Oberbürgermeiſter Dr Schol 3: Aber nicht vom Magiſtrat!) — Ich ſage: dieſer Antrag iſt angenommen worden; die Stadtverordnetenverſammlung hat dieſen Antrag gutgeheißen. — Nun hat aber auch der kommunale Arbeiterrat die in Frage kommenden Kontrolleure geſtellt, 5 2 4. 8 (Oberbürgermeiſter Dr. Schol z: Nein!) — ja —, und weil das der Fall iſt, hat der kom⸗ munale Arbeiterrat im Intereſſe der Bevölkerung auch eine beſtimmte Verantwortung übernommen. Tatſache iſt, daß auf Grund der Belieferung mit Kartoffeln — das betone ich heute ausdrücklich, trotz⸗ dem ſich der betreffende Kartoffellieferant durch ein Schreiben gegen meine Ausführungen in der dama⸗ ligen Plenarfitzung gewandt hat — Kartoffeln ver⸗ ſchoben worden ſind, und dank der Kontrolleure Guref des Obertirbermeiſers D S ch ol ) en] men. Sibung am 3. September 1919 389 Nun wird geſagt, daß der Deputation die Kohlenkontrolle mit überlaſſen werden ſolle. Seien wir uns doch darüber klar: das kann die Deputation gar nicht machen, das iſt ein Ding der Un⸗ möglichkeit. Auch hier iſt es notwendig, daß wir Perſonen aus dem Volke heraus nehmen, die ſich unter Umſtänden freiwillig dazu erbieten und eine Kontrolle ausüben. Richtig iſt, daß Kohlen im ver⸗ gangenen Jahre und auch in dieſem Jahre nicht nur pfundweiſe, ſondern auch zentnerweiſe verſchoben worden ſind. Es liegt jetzt eine Sache vor, die wir ebenfalls verfolgen und die recht eigenartig iſt, daß nämlich ein Teil von Beamten der Siemenswerke ihren Keller bereits voll Kohlen haben ſollen. Es ſoll und muß die Frage nachgeprüft werden, wie es kommt, daß dieſe Leute jetzt in der Lage ſind, ihren Keller voll Kohlen zu bringen, und zwar ohne Ab⸗ gabe der Kohlenkarte. Das ſind doch Fragen, die uns in Groß⸗Berlin gewaltig intereſſieren. Bezüglich der Verteilung von Holz und Torf bin ich der Ueberzeugung, daß wir das ſelbſt vor⸗ nehmen können, ohne daß wir dabei unter die Be⸗ ſtimmungen des Reichskommiſſars für die Kohlen⸗ perteilung fallen. Wenn das der Fall iſt, dann kann ſich doch der Magiſtrat freuen, wenn wir ihn bei der gerechtlichen Verteilung auch dieſes Brenn⸗ materials unterſtützen wollen. (Stadtv. Zielenziger: Erſt wollen wir es haben!) — Selbſtverſtändlich, erſt muß was da ſein; das iſt mal klar. — Aber wie geſagt, meine Damen und Herren — ich werde mich nicht allzuweit auf dieſes Gebiet einlaſſen —, was einmal feſtſtehende Tat⸗ ſache iſt, darum kommen wir nicht herum, und da nutzt alles Bemänteln nichts; es iſt einmal ſo. Ich will noch darauf hinweiſen, daß die Kom⸗ miſſion, die ſeinerzeit eine Beſichtigung vorgenom⸗ men hat — von einer Kontrolle kann keine Rede ſein; zu einer Kontrolle gehört mehr Zeit, da dann die Kommiſſion keine Zeit gehabt; ſie hat eine Be⸗ ſichtigung vorgenommen und hier und da Stichpro⸗ ſben gemacht —, bei dieſer Gelegenheit feſtgeſtellt hat, daß alles in beſter Ordnung ſei. Das ſtimmt. Aber wenn ich ein derartiges Gebäude kontrollieren ſoll, ſo gehört dazu viel mehr Zeit; da werde ich in ein, ßwei Tagen nicht fertig, da muß ich unter Umſtän⸗ den Wochen ſitzen, um eine eingehende Kontrolle vorzunehmen. So liegen die Dinge. Es iſt ja er⸗ freulich, zu hören, daß in dieſer Kommiſſion auch Mitglieder der kommuniſtiſchen Partei waren, im Gegenſatz zu der ſtattgehabten öffentlichen Verſamm⸗ lung. Das iſt ein ſehr guter Gegenſatz, den man ſich für die Zukunft merken kann. Ich möchte Sie nochmals bitten, die von uns fgeſtellten Anträge anzunehmen, weil ſie im Inter⸗ eſſe der geſamten Bevölkerung liegen. Suerhürgermeiſter Dr Schelt: Meine Damen und Herren! Ich muß leider, gezwungen durch die Ausführungen des Herrn Kollegen Gebert, nochmals rum. auf die Frage der Lebensmittelkontrolle zurücktom⸗ en. Dabei möchte ich von vornherein feſtſtellen, daß der ich noch ſonſt jemand im Maaiſtrat iemals die ätigkeit des Arbeiterrats, ſoweit er ſich uns als rollorgan zu fügung ſtellt und mit unſerer eine eingehende Prüfung ſtattfinden muß; dazu hat