Sitzung am 3. September 1919 für Gaſtwirtſchaften gegenüber dem vergangenen Jahr noch erheblich herabzuſetzen, ſo daß ſich hier⸗ durch eine Ermäßigung des Kohlenverbrauches ohne weiteres ergibt. Stadtv. Toſt: Meine Damen und Herren! Ich wollte den Magiſtrat trotz der Ausführungen des Herrn Stadtrats Fiſcher bitten, ſeinen ganzen Ein⸗ fluß geltend zu machen, daß trotz des Beſchluſſes des Kohlenverbandes Groß⸗Berlin bei dem Verteilungs⸗ modus noch eine Aenderung beſonders bezüglich der kleinen Verbraucher herbeigeführt wird. Denn es iſt undenkbar, wie das bei der bisherigen Vertei⸗ lung üblich war, daß kleine Verbraucher bei einem Zimmer mit fünf Zentner Kohlen oder bei zwei Zimmern mit 10 Zentner Kohlen auskommen ſollen. Es iſt undenkbar, bei der Einſchränkung der Gas⸗ benutzung die notwendigen Speiſen rechtzeitig her⸗ zuſtellen. Aus dieſem Grunde iſt unſererſeits der Antrag geſtellt worden, eine gerechtere Verteilung herbeizuführen. Wir glauben, daß man nicht fehl⸗ geht, wenn die Verteilung ſo geordnet wird, daß die kleinen Verbraucher, die mit 1, 2 und 3 Zimmern, das doppelte Quantum, mindeſtens aber für ein Zimmer 12 bis 15 Zentner, bei zwei Zimmern 20 bis 25 Zentner erhalten, und daß die Höchſtgrenze auf 30, allerhöchſtens 35 Zentner feſtgeſetzt werden müßte, um die nötige Kohlenmenge für die kleinen Verbraucher freizubekommen. Denn die ungeheure Kalamität, die im letzten Winter beſonders bei den kleinen Verbrauchern beſtanden hat, die wochenlang keine Brennmaterialien hatten, die nicht wußten, wie ſie heizen ſollten, wird bei der großen Kohlen⸗ not, vor der wir jetzt ſtehen, noch ſchlimmer werden. Es ſind bereits von einigen Vorortgemeinden ſolche Skalen aufgeſtellt worden, die natürlich nicht von den betreffenden Gemeinden eingeführt werden Bpeu ſondern nur von dem geſamten Kohlen⸗ verband. Dann möchte ich den Magiſtrat noch darauf hinweiſen, daß die Feſtſetzung der Gasſperrſtunden wenig im Intereſſe der Bevölkerung liegt. Es iſt dringend notwendig, eine Aenderung herbeizufüh⸗ ren oder wenigſtens dahin vorſtellig zu werden, daß ſie anders feſtgeſetzt werden. Die Gasſperrſtunden, die von 8 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags und von 2 bis 7 Uhr nachmittags Platz greifen, ſind ge⸗ rade für die arbeitende Bevölkerung ſchlecht feſtge⸗ ſetzt, ſie können wenig oder gar nicht den Nutzen bringen, den ſie haben ſollen. Die Arbeiterſchaft hat jetzt durchſchnittlich achtſtündige Arbeitszeit und nimmt meiſtens abends ihr warmes Mittagbrot ein. Es iſt aber ein Ding der Unmöglichkeit für ſie, warm eſſen zu können, weil die Gasſperrſtunden bis 7 12 abends dauern und die Mahlzeiten erſt um 10 Uhr abends fertig werden. Wenn die Verteilung ſo ein⸗ gerichtet würde, daß man die Gasſperrſtunden von s8 oder 9 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags feſtſetzen und dann den Gasverbrauch freigeben würde, würde man dieſelbe Gasmenge ſparen, die man jetzt durch eine nach meiner Auffaſſung der⸗ ano vetehete Sefſehung atr waren Daß auch die Gasſperr 391 iſt eine wohl verſtändliche Umgehung, die zu⸗ gunſten eines Gewerbes ausgenutzt wird; aber die große Maſſe der Verbraucher wird durch eine der⸗ artige Feſtſetzung der Gasſperrſtunden wirtſchaftlich und geſundheitlich geſchädigt. Ich wollte den Ma⸗ giſtrat bitten, dafür Sorge zu tragen, daß hier wenn möglich eine Aenderung Platz greift. Auf die Ausführungen des Herrn Kollegen von der rechten Seite bemerke ich, daß nicht ausſchließ⸗ lich die politiſchen Streiks an der Kohlennot ſchuld ſind⸗ (Zurufe bei der Bürgerlichen Fraktion.) — Daß ſie einen Teil der Schuld mit tragen, davon ſind alle, auch unſere Freunde von der äußerſten Linken, überzeugt, — aber nur einen Teil der Schuld! (Hört! hört! bei der Bürgerlichen Fraktion.) Aber man ſoll nicht bei jeder Gelegenheit mit dieſem Einwand kommen und ſagen, daß nur die Streiks daran ſchuld ſeien. Wir wiſſen genau, daß auch andere Urſachen vorliegen, die dazu geführt haben. (Rufe bei der Bürgerlichen Fraktion: Welche denn?) — Das will ich Ihnen gleich ſagen: hauptſächlich iſt es die Transportnot, die dazu geführt hat. (Widerſpruch bei der Bürgerlichen Fraktion.) Zum Teil wird die Kohlennot auch von den großen Kohlengrubenbefitzern verurſacht; denn es iſt feſtge⸗ ſtellt, daß ungeheure Transportmöglichkeiten da ſind, die monatelang brachliegen. Die Häfen ſind von Schiffen vollgepfropft, die nicht beladen werden, weil die Staatsverwaltung den Grubenbeſttzern die Eiſenbahnwagen billiger zur Verfügung ſtellt, als der Transport auf dem Waſſerwege koſten würde. Das iſt eine Ausnutzung, die das Grubenkapital auf Koſten der Allgemeinheit für ſich in Anſpruch nimmt. Das ſind aber auch die Haupturſachen. Wer Gelegenheit hat, in den Bergwerken herum⸗ zukommen — ich war in den letzten Wochen im Kohlenrevier —, der wird gefunden haben, daß in keinem Jahre die Halden ſo vollgepfropft geweſen ſind wie in dieſem Jahre. Alſo woran liegt es? Es ſind nicht allein die Streiks, nicht allein die Arbeitsunluſt, ſondern es iſt auch die Brutalität des grubenbeſitzenden Unternehmerſtandes. (Widerſpruch bei der Bürgerlichen Fraktion.) Meine Herren, Sie müſſen gerecht ſein; wenn Sie die Streiks als Urſache anführen, müſſen Sie auch den anderen Erwägungen Raum geben. Stadtrat Dr. Fiſcher: Herr Stadtw. Toſt hat im erſten Teil ſeiner Ausführungen erklärt, daß die Kleinwohnungen, namentlich die Wohnungen von 1 und 2 Zimmern, verhältnismäßig ſchlechter beliefert würden als die großen Wohnungen. Ich glaube, daß er dieſe Anſchauung aus einer Notiz im „Vor⸗ wärts“ entnommen hat, in welcher dargeſtellt war, daß in dieſer Beziehung eine ungerechte Verteilung ſder Kohlen vorläge. Abe r, meine Damen und ießen und] Ferren, ſo liegt die Sache nicht. An ſich war der sPlan ſo aufgeſtellt, daß für jedes Zimmer 10 Zentner