392 zur Verfügung ſtehen ſollten. Wenn eine Wohnung nur aus 1 Zimmer beſteht, ſo iſt das die Küche, für die noch beſondere Kochkohlen zugewieſen ſind, und zwar durchſchnittlich mehr als 10 Zentner. Wenn alſo außerdem für dieſe Küche noch 5 Zentner Ofen⸗ kohlen zugewieſen werden, dann hat dieſe Ein⸗ zimmerwohnung tatſächlich mindeſtens 15 Zentner zur Verfügung. Dieſelben Verhältniſſe liegen vor, wenn 2 Zimmer vorhanden ſind; auch hier findet eine erhöhte Zuweiſung gegenüber einer Wohnung mit einer größeren Zimmerzahl ſtatt. Ich habe vorhin aber auch ſchon darauf hingewieſen, daß in Zukunft eine Belieferung über 40 Zentner auch für die größeren Wohnungen nicht erfolgen ſoll. Ich glaube, den Wünſchen des Herrn Stadtv. Toſt wird damit Rechnung getragen ſein. Weiter iſt noch mit⸗ geteilt worden, daß die Perſonenzahl in der Weiſe berückſichtigt werden ſoll, daß ein Abzug von dieſen 40 Zentnern erfolgt, wenn die Perſonenzahl in den einzelnen Haushaltungen unter 3 Perſonen bleibt. Ich ſtimme den weiteren Ausführungen des Herrn Stadtv. Toſt auch darin bei, daß die Rück⸗ wirkungen der Gasſperrſtunden in wirtſchaftlicher und geſundheitlicher Beziehung für viele Berufe außerordentlich bedenklich ſind, und wir haben uns auch bemüht, gerade die Erweiterung der Gasſperr⸗ ſtunden hintanzuhalten. Aber es iſt uns nicht ge⸗ lungen, irgendwelche Wirkung bei dem Reichskohlen⸗ kommiſſar zu erzielen. Tatſache iſt, daß Groß⸗Berlin gegenüber anderen Städten ganz unverhältnismäßit günſtig beliefert worden iſt und auch in Zukunft noch beliefert werden wird. Es hat, wenn ich das ſagen darf, bisher der geſamten Gaskohle von Preußen bekommen. Da wir in Zukunft vielleicht nur mit 26 der bisherigen Bezüge rechnen können, ſo würde Groß⸗Berlin, wenn keine ſtarkew Beſchränkungen ein⸗ treten, die Hälfte des ganzen Bedarfs von Preußen erhalten. Daß das nicht durchführbar iſt, werden Sie alle einſehen. Wir müſſen uns deswegen leider mit all den Schwierigkeiten zufrieden geben, welche die Erweiterung der Gasſperrſtunden hervorgerufen hat. Daß man im einzelnen bezüglich der Verlegung der Stunden verſchiedener Anſicht ſein kann, gebe ich ohne weiteres zu. Es war aber nicht zu erreichen, daß die Gasſperrſtunden in irgendeiner Weiſe ab⸗ gekürzt werden. Stadtv. Dr. Broh: Die Erwiderung des Herrn Stadtrat Fiſcher hat das, was Kollege Toſt aus⸗ geführt hat, durchaus nicht entkräftet. Ich glaube ſogar, daß der Verteilungsſchlüſſel bei der Kohlen⸗ verteilung geradezu ſkandalös unſozial iſt, etwas, was noch viel zu wenig in der Oeffentlichkeit be⸗ kannt geworden iſt. Er fußt abſolut auf kapi⸗ taliſtiſchen Grundſätzen. Es wird nach der Größe der Wohnung die Kohle zugeteilt. Wer alſo als Kapi⸗ taliſt oder ſonſtwie im Beſitze größerer Mittel ſich eine größere Wohnung leiſten kann, bekommt ſoviel mehr Kohle, und zwar nicht bloß, ſoweit ich mich erinnere, für jedes Zimmer 10 Zentner, ſondern,] wenn ich recht unterrichtet bin, hat ſich höher hin die Zahl geſteigert, ſo daß für das Zi 1 weit mehr als 10 aber 10 Zentner. (guruf und uruh.) Sie haben jetzt behauptet, daß auch die Mi 1 auf 10 Zentner heruntergeſetzt iſt. Bis jetzt Sitzung am 3. September 1919 Zimmer noch Zentner herauskamen, mindeſtens ſo, daß, wer im Beſitz einer größeren Wohnung war, mindeſtens 10 Zentner für je des Zimmer hatte. Nun wird davon geredet, daß wir in einer Zeit leben, die außerordentliche Anforderungen an die Opferwilligkeit der Bevölkerung ſtelle. Aber daß jemand, der im Beſitze einer größeren Wohnung iſt, ſich ebenfalls mit der Kohlenmenge begnügt wie der Aermere, davon hört man nichts. Es wird vielmehr verlangt: der Reiche muß auch im Winter alle ſeine 6 Zimmer beheizen. (Lachen rechts und Unruhe.) Das iſt eine Forderung, die in der heutigen Zeit nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, wenn man nicht kapitaliſtiſch denkt. Natürlich, Ihr Gelächter beweiſt das ja, die 6 Zimmer müſſen elbſtverſtänd⸗ lich geheizt werden. Es beſteht durchaus keine Not⸗ wendigkeit dafür. Setzt euch doch alle zuſammen in das eine Zimmer oder in zwei Zimmer, wenn die Verhältniſſe ſo ſind, daß wir keine Kohlen haben! Es geht genau ſo, wie es gehen muß, wenn es in den Zügen erſte und zweite Klaſſe nicht mehr gibt, ſen⸗ dern wir alle dritter oder vierter Klaſſe fahren müſſen, wie denn auch tatſächlich in Bayern durch⸗ gängig die vierte Klaſſe von allen Bevölkerungs⸗ ſchichten benutzt wird. Dies nur nebenbei. — — Alſo dieſer ganze Verteilungsſchlüſſel noch der Größe der Wohnungen anſtatt nach der Größe der Familie iſt, wie ich ſchon ſagte, ein koloſſal un⸗ ſozialer. Ich freue mich, daß Herr Stadtrat Fiſcher wenigſtens bei dem ſo unſozialen Reichstommiſſar für die Kohlenſtelle beantragt hatte, dieſen Vertei⸗ lungsſchlüſſel zu ändern und, wenn ich recht ver⸗ ſtanden habe, für mehr als 3 Zimmer überhaupt nicht Kohlen zu gewähren. Ich glaube ihn doch dahin richtig verſtanden zu haben. Jedenfalls würde ich mich freuen, wenn er dieſen Antrag geſtellt hättrte. Ich behaupte, das reicht nicht einmal aus, es würden in ſolchen außergewöhnlichen Zeiten 2 geheizte Zimmer vollſtändig genügen 2 Dann hat der Kollege Toſt noch die Gründe der Kohlennot erörtert. Ich will mich auf dieſes etwas kitzliche Gebiet nicht begeben. 58 Schr richtigt und Heiterkeit., Die Zeit iſt ja auch zu vorgeſchritten, und vor allen Dingen iſt die Stadtwerordnetenverſammlung wohl nicht der Ort, wo dieſe Frage zu löſen wäre (Alhal und Heiterteit,