400 1 Sitzung am 3. September 1919 unſere Aktivlegitimation für die Zuſtimmung zu dieſem Antrag beſtritten, indem er ausführte: wenn Schwierigkeiten bei der Regierung in dieſer Bezie⸗ hung vorhanden ſind, wenn es zweckmäßig und gut iſt, die Dinge noch weiter reifen zu laſſen, ehe man ſie zum Abſchluß bringt, dann haben wir in Char⸗ lottenburg mit unſerer weitgehenden Kommunali⸗ ſierung gerade derjenigen Betriebe, die ſich dafür eignen, keine Veranlaſſung, in erſter Linie unſere beſchwörende Stimme zu erheben. (Sehr richtig!) Das waren die Ausführungen des Herrn Kollegen Meyer, und denen ſchließe ich mich auch an. Ich halte die Ausführungen des Freiherrn v. Rechenberg durchaus nicht für bloße Spitzfindig⸗ keiten, die er hier herausgeſucht hat, ſondern er hat weiter nichts getan, als Paragraphen aus dem Gedächtnis zitiert, die leider Geſetz und Recht geworden ſind. Ich halte dieſe Dinge für nicht ſo ganz unerheblich; ich halte es aber nicht für wünſchenswert, daß hier auf dieſem Gebiet oder auch noch auf anderen Ge⸗ bicten die Nationalverſammlung und unſere Regie⸗ rung noch mehr in ein Hetz⸗ und Eiltempo bezüglich der Geſetzgebung hineingedrängt wird, wie das be⸗ reits in den letzten Monaten und Wochen ge⸗ ſchehen iſt, in ein Tempo, dem alle Leute, die es mit einer ſachverſtändigen Geſetzgebung ernſt meinen und die auch wünſchen, daß Geſetze herauskommen, die nachher auch wirllich klar ſind, mit denen man etwas anfangen kann, nicht zuſtimmen können. (Bravo! bei der Demokratiſchen Fraktion.) Vorſtehrr⸗Stellv. Marzahn: Es iſt erneut ein Antrag auf Schluß der Debatte geſtellt. (Der Antrag wird genügend unterſtützt, aber abge⸗ lehnt.) 4* , Stadv. Perl: Meine Damen und Herren! Exzellenz v. Rechenberg hat uns hier das Schwierige unſerer Lage vor Augen geführt. Wir haben uns nach den uns aufgezwungenen Friedensbedingungen vorſtellen können, wie es uns geht und ob wir in der Lage ſind, die Sache ſo zu behandeln, wie es die Herren Antragſteller von uns verlangen. Aber auch aus anderen Gründen wollen wir gegen dieſen Antrag ſtimmen. Herr Dr Broh hat zwar vorher ſoviel vom Schleichhandel geſprochen, hat aber dabei nicht berückſichtigt, woher dieſer kommt. Ich habe ihm dazwiſchengerufen: heben Sie die Zwangswirtſchaft auf, dann iſt der Schleichhandel be⸗ ſeitigt. Wenn Sie auf der einen Seite die Zwangs⸗ wirtſchaft begünſtigen, möglichſt alles unter Zwang ſtellen wollen, dann dürfen Sie ſich nicht wundern,] wenn auch die Zwangswirtſchaft ſchöne Blüten treibt. Er hat dann weiter geſagt, die Regierungſ müßte endlich ſtrenge Maßnahmen gegen den Schleichhandel treffen, und auf der anderen Seite erzählt er uns, er habe gar kein Vertrauen zu dieſer die Kleiderverwertungsgeſellſchaft, die bekanntlich ohne jeglichen Verdienſt arbeitet, die nur die Ka⸗ pitalien mit 5% verzinſt und die Waren zum Selbſt⸗ koſtenpreiſe an die minderbemittelte Bevölkerung, auch an die minderbemittelte Bevölkerung Char⸗ lotetnburgs abgibt, derartige Waren geſehen, und ich würde Ihnen empfehlen, ſich einmal die Waren zeigen zu laſſen, welche die KVG für die minderbemittelte Bevölkerung übrig hat. Einen Mantel z. B., der im freien Handel für 95 ℳ zu haben iſt, verkauft die KVG mit 186 %ℳ. Das ſind die Vorteile der Zwangswirtſchaft, die Sie haben wollen! So wirt⸗ ſchaftet ein ſozialiſierter Betriebd! Und meine Damen und Herren, wir brauchen — 1 ((Aocke des Vorſtehers.) Vorſteher⸗Stellv. Marzahn (unterbrechend):⸗ Herr Kollege Perl, ich glaube, das bezieht ſich nicht auf den Gegenſtand, den wir hier verhandeln. Ich bitte Sie, zur Sache zu ſprechen. (Stadtv. Perl: Es betrifft doch aber die Kommuna⸗ liſierung, und ich gebe hier lediglich Beiſpiele, wo⸗ hin dieſe führen könnte.) Ich glaube nicht, daß das zu dieſem Antrag gehört; Sie ſind bereits ſehr weit von dem Gegenſtand ab⸗ geſchweift. — (Stadtw. Perl: Ich führe nur ein Beiſpiel an, wo⸗ hin es führen muß, wenn dieſem Antrag ſtattgegeben wird, und das gehört nach meiner Anſicht zur Sache.) Ich bitte aber doch, ſich mehr an die Sache zu halten. Stadtv. Perl (fortfahrend): Ae ſpiele laſſen ſich zur Genüge erbringen. Aber ein anderer Grund, der uns dazu veran⸗ laßt, dieſem Antrage nicht zuzuſtimmen, iſt, daß ja hier ſeinerzeit ſchon ein Antrag von Ihnen einge⸗ bracht und der gemiſchten Deputation überwieſen worden iſt. Bisher haben wir aber von dieſem An⸗ trag überhaupt noch nichts gehört. Was iſt denn aus dieſer gemiſchten Deputation herausgekommen? Was haben Sie in dieſer Deputation beſchloſſen? Wenn Sie ſelber bisher noch zu keinem en gelangt ſind, dann können Sie doch nicht verlungen, daß die Regierung heute ſchon einen Entſchluß gefaßt haben, müſſe. 2 5 (Zurufe.) 2 — Wenn das Geſet dazu fehlt, Lamn vm ich der⸗ Regierung dankbar, daß ſie es bisher nicht geb huliche Bei⸗ 4 (Goroße Heiterteit) Regierung, und aus dieſem Grunde ſei er auch nichtſ ſich darü für dieſen Antrag zu haben. Ein Widerſpruch, den nur Herr Dr. Broh zu löſen vermag! 2 Meine Damen und Herren, die Gründe, die uns veranlaſſen, gegen dieſen Antrag zu ſtimmen, um handelt, ein Re Gemeinden zur K daß irgendeine En können wir an verſchiedenen Beiſpielen anführen.] dert wi Unter anderem habe ich neulich in der KVG, d. i. A