408 Sitzung am 3. September 1919 (Stadtv. Dr Hertz: Das iſt der Wortlaut des Ber⸗ liner Antrages! Es iſt durchaus nicht mein eigenes Produkt!) Dann bedauere ich, dieſe Anerkennung der Schlauheit des Herrn Dr Hertz zurücknehmen zu müſſen. (Heiterkeit.) Meine Damen und Herren, ich betone noch⸗ mals: es laſſen ſich auf die Ausführungen des Herrn Dr Hertz ſachlich eine ungeheure Menge von Ein⸗ wendungen machen, und es verlockt mich ſehr, es zu tun; aber ich will mich mit voller Abſicht deſſen ent⸗ halten. Dagegen warne ich daver, hier Zuſtändiakei⸗ ten in Anſpruch zu nehmen, die wir weder äußerlich noch innerlich vertreten können. Daß wir ſie innerlich nicht vertreten können, meine Damen und Herren, möchte ich noch mit zwei Worten begründen. Wir ſind gar nicht in der Lage, hier zu beurteilen, welche Maßnahmen der Staat für nötig hält, um die Sicherheit im Lande zu ge⸗ währleiſten. 1 (Sehr richtig! bei der Bürgerlichen Fraktion) Wir können hier auch nicht darüber reden, ob etwa die Sicherheit in Charlottenburg allein ausreichend wäre, ſo wie ſie Herr Dr. Hertz ſich vorſtellt. Selbſt wenn wir das annähmen, ſo könnten wir noch lange nicht zu dem Schluß kommen, den er zieht, daß dann überall ſonſt derartige Maßnahmen auch vollkommen ausreichend wären. Aber wir wiſſen weder das erſte noch das zweite, und wir dürfen und können dieſe Tatſachen hier nicht beurteilen. Denn damit über⸗ nehmen wir gegenüber unſerer Bürgerſchaft eine Ver⸗ antwortung, die wir unter keinen Umſtänden tra⸗ gen können. Und wie es im Intereſſe der Char⸗ lottenburger Bevölkerung an ſich liegen ſoll, der Staatsregierung in einem Augenblick in den Arm zu fallen, in dem ſie doch mindeſtens von ihrem Stand⸗ punkt aus ernſtlich bemüht iſt, eine Polizei zu ſchaffen, die in der Lage iſt, Ordnung und Sicher⸗ heit zu gewähren, das, meine verehrten Damen und Herren, kann ich nicht einſehen. Ich halte es für aanz ausgeſchloſſen, daß man mit dem Schlaawort: im Intereſſe der Charlottenburger Bevölkerung, hier eine Zuſtändigkeit herbeiführt, die wir nicht tragen können und nicht trogen dürfen. Lediglich aus dieſem Grunde, ohne mich im übrigen darauf einlaſſen zu wollen, die Einzelheiten, die Herr Dr Hertz vorgebracht hat, bitte ich, den Antrag abzulehnen. 1 (Bravo! bei der Bürgerlichen Fraktion). 11 Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Damen und Herren! Durch weite Kreiſe der Bürgerſchaft, ich i galaube ſogar, durch Teile der Unabhängigen geht das Ken Wn Ordnung, Ruhe und Sicher⸗ e it publik weniger Ordnung wäre als Monarchie. es früher geweſen iſt. geführt werden, wir müſſen Ruhe 6 8 Ae Ruhe haben. (Sehr richtig1) in einer zu widerlegen, ten. Wir wollen wieder Ordnung haben, wie wir 9 ſie vor dem Kriege gehabt haben. Es liegt gar kein gerlich Grund dafür vor, daß in einer demokratiſchen Re⸗ a Mil Allerdings iſt dazu nötig, daß die ordenic Macht da iſt, um die Unruheſtifter von Unruheſtiftung zu⸗ rückzuhalten, die Unruheſtifter, die allerdings den Antragſtellern oft ſehr nahe geſtanden haben. (Stadtv. Dr Hertz: Sie beſtätigen ja, was ich ſagte!) Wir wollen endlich wieder die Sicherheit haben, daß nicht dieſe Einbrüche, dieſe Raubmorde ſtattfinden, die jetzt an der Tagesordnung ſind, und wir können ſie nur haben, wenn verhindert wird, daß, wie das in den letzten Monaten der Fall war, die Verbrecher aus ihren Gefängniſſen herausgelaſſen werden. Da⸗ gu brauchen wir die nötigen Mittel. Ich glaube auch, wenn wir die nötigen Mittel haben werden, um dieſen Vorkommniſſen vorzubeu⸗ gen, dann wird die Moral der Maſſe wieder ſteigen; ſie wird ſteigen, wenn verhindert wird, daß der⸗ artige Verbrechen begangen werden und daß es üb⸗ lich iſt, wenn einer ſagt: das kann man heute machen, das ſchadet ja nichts, es kümmert ſich keiner darum. Nein, darum muß ſich die Regierung küm⸗ mern, muß ſich die Polizei kümmern, und die Polizei muß ſo organiſiert ſein, daß ſie dem vorbeugen kann. Unſere Anhängerſchaft in der Bürgerſchaft, und ich glaube, auch die Bürgerſchaft über unſere Partei hinaus hat jedenfalls den Wunſch, daß wieder für Ordnung, Ruhe und Sicherheit geſorgt wird. Auf welchem Wege das zu geſchehen hat, das zu beurtei⸗ len ſind wir als Stadtverordnetenverſammlung von Charlottenburg gar nicht in der Lage, (Sehr richtigl) wie das der Herr Oberbürgermeiſter eben auch ſchon angedeutet hat. Auch ich für meine Perſon und meine Fraktion müſſen die Verantwort ung glattweg ablehnen. zu einer Frage Stellung au nehmen, die jetzt in den Inſtanzen verhandelt wiro, in die ſie hineingehört. (Stadtv. Dr Hertz: Sie wird c0 n i 140 dort verhandelt!) — Sie haben ſelber geſant, daß die Denkſchrift an das Miniſterium des Innern geſandt worden iſt, und ſie würde in dem Miniſterium des Innern wei⸗ ter behandelt. Wir wollen alwarten, ab das Mini⸗ ſterium des Innern nicht diejenigen weiteren In⸗ ſtanzen zur Regelung der Frage heranzieht, die nach der Verfaſſung herangezogen werden müßten. J glaube, wir können ruhig 12 4 n Schon 4 . . 2. kammen, Genau ſo kann hier Ordnung ſein, wie eſſe Und ſie muß wieder anenſ 1