Stitzung am 3. September 1910 Krieg eingetreten iſt, die Arbeitsloſigkeit zur Not⸗ wendiakeit gemacht hat. Arbeitsloſtakeit wechſelt im Tapitaliſtiſchen Zeitalter mit Arbeitermangel ab, Kriſen ſind immer in der kapitaliſtiſchen Geſell⸗ ſchaftsondnung geweſen, und eine ſo große Aus⸗ nutzung und Abnutzung aller Produktionsmittel, wie der Krieg ſie beſonders für Deutſchland mit ſich ge⸗ Hracht hat, mußte ganz naturnotwendig eine Maſſen⸗ arbeitsloſigkeit zur Folge haben. (Zuruf des Stadtv. Heilmann.) 2² Warum? Aber Sie haben doch keine Rohſtoffe! Wie wollen Sie denn ohne Rohſtoffe produzieren? (Stadtw. Meyer I: Wo Arbeit vorhanden iſt, wird geſtreikt!) Dann, meine Herren, noch eins! Herr Kol⸗ lege Heilmann meinte auch, die neue Sicherheits⸗ pwpolizei könnte dazu dienen, die perſönliche Sicher⸗ heit des einzelnen zu gewährleiſten. Sie könntel — Ich glaube, Herr Kollege Heilmann hat damit wielleicht ſchon andeuten wollen, daß er ſich nicht ſicher darüber iſt, ob ſie dieſes Ziel auch wirklich er⸗ veicht. Ich möchte Herrn Kollegen Heilmann in ſeinen Zweifeln beſtärken, indem ich ihm mitteile, daß bei dieſer neuen Sicherheitswehr bis vor ganz kurzer Zeit der 32fache Mörder Marlow und der zweifache Mörder Tamſchick beſchäftigt waren. So ſieht die „Sicherheits“wehr aus! Das, verehrte Anweſende, beſtärkt uns neben all den anderen Gründen, die ich angeführt habe, in der felſenfeſten Ueberzeugung, daß es ſich hier nicht um eine Maßnahme gegen gemeine, gegen kriminelle Verbrecher handelt, ſondern einzig und allein um ein Ausnahmegeſetz gegen eine beſtimmte Richtung der Arbeiterſchaft. (Bravol. bei den unabhängigen Sozialdemokraten.) (In der Abſtimmung wird der Antrag der Stadtv. Dr Hertz und Gen. betr. Militariſterung der Polizei abgelehnt.) ⸗Stellv. Mar zahn: Gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes wer⸗ den Einwendungen nicht erhoben. Wir kommen nunmehr zur Anfrageſteller Stadto. Dr. Eyck: Meine Damen Herren! Die Zeit iſt ja ſchon ſo weit vorge⸗ tten, daß ich Sie nicht mit langen Ausführun⸗ twa zur Wohnungsfrage ſelbſt behelligen will, en — „die für die Bür⸗ Vorſteher⸗Stellv. Das Protokoll vollziehen heute die Stadtv. Kano, Kley und Kloka. einſtellungen, kurz und klar eine rein ſach 4% ½ geit Masſen eſrelen. Ich mü uche den die Arbeit eingeſtellt wurde. 413 Angriff genommen; es handelt ſich um eine Kolonie in der Mollwitz⸗ und um eine in der Sömmering⸗ ſtraße, und dann ſind auch noch andere Bauten an der Osnabrücker Straße vorgenommen worden. Nach den damaligen Abſichten ſollten ſie bereits zu einem weſentlich früheren Zeitpunkt beziehbar ſein; wenn ich nicht irre, war bereits der April als Zeit⸗ punkt in Ausſicht genommen worden, zu dem dieſe Bauten beziehbar ſein ſollten. Sie ſind heute, ſo⸗ „weit mir bekannt iſt, noch nicht bezogen, und es wird die Bürgerſchaft zweifellos intereſſieren, zu hören, wann dieſe Bauten beziehbar ſein werden, und an welchen Gründen es liegt, daß dieſer Zuſtand bisher noch nicht eingetreten iſt. Ich möchte dem Magiſtrat bei dieſer Gelegen⸗ heit auch noch die Frage vorlegen, ob angeſichts der zweifelloſen Wohnungsnot, die ja zum 1. Oktober jedenfalls noch geſteigert werden wird, nicht noch weitere barackenmäßige Behelfe freigemacht werden können, etwa in der Weiſe, daß man ſolche Büros des Magiſtrats, die heute in Miethäuſern unterge⸗ bracht ſind, in Banacken verlegt und dieſe Mietwoh⸗ nungen für die Zwecke, für die ſie eigentlich gebaut ſind, nämlich für die Vermietung an einzelne Per⸗ ſonen, Familien und dgl., zur Verfügung ſtellt. Es dürfte mir zweckmäßiger erſcheinen, ſolche Bauten dafür zu verwenden, als z. B. die Schulen, die wie einzelne Mädchenſchulen, z. B. die Eliſa⸗ bethſchule und die Sophie⸗Charlotte⸗Schule, heute mit Familien belegt ſind, was, wie mir berichtet iſt, zu Unzuträglichkeiten im Unterricht geführt hat. Vielleicht hat der Herr Magiſtratsvertreter die Liebenswürdigkeit, uns über dieſe Frage Auskunft zu geben. Stadtſyndikus Sembritzki: Meine Damen und Herren! Der Bau von Baracken iſt im November vorigen Jahres in die Wege geleitet, und es iſt, wenn ich nicht irre, auch am 1. Dezember 1918 der erſte Spatenſtich getan worden. Wir durften da⸗ mals erwarten, daß die Baracken — es handelt ſich um zwei Barackenanlagen, wie der Herr Inter⸗ pellant richtig erwähnt hat, in der Mollwitz⸗ und in der Sömmeringſtraße, zuſammen 128 Wohnungen — in drei Monaten, etwa im Februar, fertig wer⸗ den würden. Die Bauausführung hat ſich aber aus verſchiedenen Gründen ganz erheblich verzögert, zu⸗ nächſt infolge von Materialmangel, dann infolge von Transportſchwierigkeiten, und zuletzt, aber nicht am wenigſten, infolge von wiederholten Arbeits⸗ (Hört, hört!) 1 die dieſe Bauausführungen nicht einmal, ſondern zu wiederholten Malen an den verſchiedenſten Stellen getroffen haben, und zwar gewöhnlich ab⸗ wechſelnd von einzelnen Arbeiterkategorien nach⸗ einander, auch häufig ſo, daß gerade, wenn ein be⸗ ſtimmter Arbeitsabſchnitt vor der Vollendung ſtand, dann Nach Berichten, die ich heute noch von der Hochbauverwaltung er⸗ halten habe, liegt die Sache ſo, daß, wenn es darauf fangelegt geweſen wäre, die Ausführung der im all⸗ gemeinen Intereſſe dringend notwendigen Bauten mit allen Mitteln zu verzögern, nicht anders hätte verfahren werden können. gebhaftes Hört, hört)