Sitzung am 17. häuſern amtiert, ein offenes Geheimnis, daß all die Imponderabilien der Pflege, all die Dinge, die menſchliche Güte verlangen in der Behandlung von Kranken und Notleidenden, keinesweas erledigt werden können von denjenigen, die durch den Arbeits⸗ nachweis in das Krankenhaus kommen. Meine Damen und Herren, wir haben doch — das muß auf jeder Seite des Hauſes anerkannt werden — in erſter Linie Intereſſe daran, den alten Leuten im Bürger⸗ hauſe verſtändnisvolle Pflegerinnen zur Seite zu ſtellen. Es iſt nicht damit getan, daß eine techniſche Vorbildung vorhanden iſt, ſondern es gehört dazu auch eine weitere geiſtige Vorbildung. Ich bin mir nach langen Erfahrungen auf dieſem Gebiete außer⸗ ordentlich zweifelhaft, ob dieſe Vorbildung tatſächlich in den Kreiſen, die Herr Dr Löwenſtein genannt hat, ohne weiteres da iſt. Jedenfalls kann man nicht das Diktum aufſtellen, daß die Schweſtern aus „exklu⸗ ſiven Mutterhäuſern und aus Ordenskreiſen“ kein ſoziales Verſtändnis hätten. Das iſt eine Beleidi⸗ aung dieſer Anſtalten, die ich auf das energiſchſte hiermit zurückweiſe im Namen aller der Schweſtern, die unter Hingabe ihres Lebens und ihrer ganzen Arbeitskraft außerordentlich ſegensreich in Deutſch⸗ land für unſer Volk gearbeitet haben. „Bravo! bei der Bürgerlichen Fraftion. — Zuruf bei den Sozialdemokraten: Die anderen aber auch!) — Das habe ich nicht beſtritten. Wir halten es ſelbſt⸗ verſtändlich für möalich, was ja auch aeſchehen iſt, auch jetzt noch geſchieht, daß aus dem Kreiſe der Wärterinnen Menſchenkinder, die ſoziales Empfinden haben, Streben nach aufwärts befitzen, in den Schweſternkreis aufgenommen werden. Das wird fein Mutterhaus, aerade religiöſer Art, iraendwie ab⸗ lehnen. Gehen Sie in Berliner Mutterhäuſer reli⸗ aiöſer Art, da finden Sie ſehr viele Kinder aus ein⸗ fachem Haus. Es iſt eine Sage, zu glauben, daß in dieſen Mutterhäuſern nur Kinder vornehmer Häuſer ſind. Da iſt anch Volk, und ich alaube, die Kinder vornehmer Häuſer ſind ebenſo gut Volk wie andere. (Sehr richtig! bei der Bürgerlichen Fraktion.) Wir wollen doch nicht immer eine Grenze aufrichten zwiſchen der einen und der andern Klaſſe. Es kommt darauf an, daß für dieſen ſchwerſten Beruf, den es vielleicht gibt, Menſchen da ſind. die mit aanzer Seele, aber auch mit unendlicher Hingebuna ſchaffen. Darum iſt es mir außerordentlich zweifelhaft, wenn es jetzt einreißen ſollte, daß wir durch den Arbeits⸗ nachweis Schweſtern zugewieſen bekommen. Wir bahen uns in Weſtend ſeit Jahren bemüht, eine Ge⸗ ſchloſſenheit in unſere Schweſternſchaft hineinzube⸗ kommen. Die Schweſtern ſollen in Weſtend Heimats⸗ gefühl baben. wir wollen nicht von Monat zu Monat wechſelnde Nerſönlichkeiten haben, die aelaufen kommen und ſchnell wieder abgehen, weil ihnen an⸗ durch Arbeitsnachmeiſe. ſthen. menn durch die d werde möalich beſ vollends durch die daß 419 September 1919 orientiert iſt, weiß, daß die freien weil die Geſichtspunkte, nach denen ſie handeln, nicht die der geſchloſſenen Gemeinſchaft ſind, längſt nicht das zu leiſten imſtande ſind, was der einzelne Kranke, welchem Stande er auch ange⸗ hören mag, verlangen kann. Darum bitte ich die unſerer kranken und armen und ſiechen Leute von dem Gedanken abzugehen, die Vandsburger Schweſtern abzulehnen. Sie finden gerade unter ihnen Angehörige der einfachſten Kreiſe, es ſind meiſt Oſtpreußen und oft, wie ich verraten kann, frühere Dienſtboten; aber es ſind Mädchen von außerordentlicher Tüchtigkeit und ſehr großem ſozi⸗ alen Empfinden. Sie würden ſich ſelbſt ins Fleiſch ſchneiden, beſonders mit Rückſicht auf die einfachen Leute, wenn Sie dieſe Vandsburger Schweſtern nicht mehr haben wollten. (Bravo! bei der Bürgerlichen Fraktion.) Stadtv. Horlitz: Meine Damen und Herren! Wenn der Herr Oberbürgermeiſter mir gegenüber den Vorwurf erhebt, daß meine Ausführungen nur in ganz loſem Zuſammenhange mit der Vorlage ſtehen, dann muß ich mich dagegen wehren. Gerade die Tatſache, daß gegen eine beſtimmte Arbeiterſchicht, die dort beſchäftigt iſt, Vorwürfe erhoben worden ſind und daß die Vorlage zum Ausdruck bringt, daß die dort beſchäftigten Perſonen ihren Verpflichtungen nicht vollkommen nachgekommen ſind, berechtigt mich ſchon allein dazu, das Verlangen aufzuſtellen, daß wir in einem Ausſchuß die Frage eingehend prüfen. Vielleicht kommen wir innerhalb des Ausſchuſſes zu der Anſicht, daß der empfohlene Wechſel gar nicht notwendig iſt. Nun möchte ich mich entſchieden dagegen wen⸗ den, daß Herr Kollege Luther die Behauptung auf⸗ ſtellt, daß die freien Schweſtern, alſo diejenigen Kräfte, die von Berufsorganiſationen vermittelt werden, nicht dasſelbe ſoziale Verſtändnis und das tiefe ſeeliſche Empfinden gegenüber den Kranken an den Tag legen wie die Vandsburger Schweſtern. Er⸗ fahrungen, die auf dieſem Gebiete gemacht worden ſind, ſind jedenfalls anders. Wenn wir berück⸗ ſichtigen, aus welchen geſellſchaftlichen Klaſſen die Pflegeſchweſtern, die wir im Auge haben, ſtammen, dann kann das Verhältnis zwiſchen ihnen und den Inſaſſen im Bürgerhauſe jedenfalls ein in ſeeliſcher Beziehung weſentlich beſſeres oder ebenſo gutes ſein als das Verhältnis zwiſchen den Kranken und den Schweſtern, die aus den Ordenshäuſern oder aus Vandsburg ſtammen. Damit will ich durchaus nicht die Ungerechtigkeit begangen haben, die Tätigkeit der Vandsburger Schweſtern irgendwie anzugreifen. Im Gegenteil, ich kann Ihnen ſagen, daß bei dem Per⸗ ſonal, das augenblicklich im Bürgerhauſe tätig iſt, die Art und Weiſe, wie die Vandsburger Schweſtern arbeiten, durchaus anerkannt wird. Das müſſen wir beſtätigen. Wir müſſen uns aber gegen die einſeitige Auffaſſung wenden, daß nicht auch Leute aus unſeren Kreiſen, die Schweſtern der freien Berufsorgani⸗ ſagen: wer Schweſtern, Herren, im Intereſſe ſation, in ſozialer Beziehung mindeſtens dasſelbe in ebenſo hervorragendem Maße leiſten wie die Schweſtern aus anderen Kreiſen. Das wollte ich mit aller Deutlichkeit feſtgeſtellt haben. Stadtv. Dr Löwenſtein: Ich kann mich ſehr kurz faſſen. Ich möchte nur feſtſtellen, daß ich durch⸗ ie aus nicht ſagen will, ger Schweſtern, er]gerade dieſe religiöſen Schweſtern, kein ſoziales Ge⸗ nicht ſagen will, daß die Vandsburgen