422 Vorſteher⸗Stellv. Dr Frentzel: Wir kommen zu Punkt 3: 2 4 — 7 Vorlage betr. Wiederbeſetzung der Stelle eines be⸗ ſoldeten Magiſtratsmitgliedes. — Druckſache 201. Ich möchte vorſchlagen, daß wir den Beſchluß ſo faſſen: Die durch das Ausſcheiden des Stadtrats Dr. Gottſtein freigewordene Stelle eines beſoldeten Magiſtratsmitgliedes (Arzt und Hygieniker) iſt wieder zu beſetzen. Die Wahl ſoll am 1. Oktober erfolgen. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Wir kommen zu Punkt 4: Vorlage betr. Errichtung von Kleinwohnungsleicht⸗ bauten. — Druckſache 202. Hierzu Iſt zunächſt ein Abänderungsantrag der Herren Klick, Dr Hertz, Dr Löwenſtein und Gen. ein⸗ gegangen, in dem Antrage des Magiſtrats zu a, 2. Zeile, anſtatt „Kleinwohnungsleichtbauten“ zu ſetzen „Kleinwohnungsmaſſivbauten“. Zweitens iſt hierzu ein beſonderer Antrag eben falls von ſeiten der vorgenannten Damen und Herren eingereicht worden, deſſen Verhandlung ſie bei Ge⸗ legenheit dieſes Punktes wünſchen. Der Antrag lautet: Um die Wohnungsnot zu lindern, die in den nächſten Monaten durch die Rückkehr der Kriegsgefangenen, der Flüchtlinge aus den ab⸗ zutretenden Gebieten uſw. eine unerträgliche Verſchärfung erfahren wird und um eine durch⸗ greifende ſofortige Verbeſſerung der Woh⸗ nungsverhältniſſe herbeizuführen, erſucht die Stadtverordnetenverſammlung den Magiſtrar, unverzüglich folgende Maßnahmen in Angriff zu nehmen: 1. Sofortige Räumung der von Militär⸗ behörden, Kriegsgeſellſchaften und Stellen des Magiſtrats benutzten Wohnräume und zu Wohnräumen nutzbar zu machenden Räume, ſowie Verlegung dieſer Bureaus in Baracken, in erſter Linie in die jetzt zu Wohnzwecken benutzten Holzbaracken; 2. zwangsweiſe Beſchlagnahme größerer, wirt⸗ ſchaftlich nicht ausgenutzter Wohnungen und ſonſtiger Räume und Schaffung von Klein⸗ wohnungen hieraus; 3. ſofortige Beſchlagnahme aller bisher von Spielklubs benutzten Wohnräume und Teilung dieſer Wohnungen zu Kleinwoh⸗ ſei nungen. Wir können dieſen Antrag, dem Wunſch der Antrag⸗ ſteller entſprechend, bei Punkt 4 nur verhandeln, wenn von keiner Seite ſprochen wird. Sitzung am 11. ſeiner Dringlichkeit wider⸗i September 1919 Ferner wird mir ſoeben ein Antrag überreicht, der von den Herren Dr Roſenfeld, Horlitz, Blum, Leupold, Heilmann uſw. unterzeichnet iſt: Die Verſammlung möge beſchließen, in einem Ausſchuß von 15 Perſonen die Frage der Zi⸗ vileinquartierung zu beraten. Ich weiß nicht, wie die Herren ſich das denken. Das iſt kein Zuſatzantrag zu Punkt 4, ſondern ebenſo gut wie der eben erwähnte Antrag ein beſonderer An trag. Wünſchen Sie ſeine Beratung auch bei Punkt 42 Stadtv. Dr. Roſenfeld: Ich bitte, dieſe Frage gleichzeitig bei der Beratung der Vorlage, mit der dieſer Antrag in engem Zuſammenhang ſteht, zu er⸗ örtern. Wenn es ſich darum handelt, ob eine erheb⸗ liche Verſchärfung der Wohnungsnot vorliegt und welche Mittel im Augenblick notwendig ſind, um ſie zu beſeitigen, ſo erſcheint es zweckmäßig, einen der⸗ artigen Antrag in dieſem Zuſammenhange zu er⸗ örtern. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Dieſer Antrag kann ebenſo wie der vorige nur dann behandelt werden, wenn dem von keiner Seite widerſprochen wird. Es iſt kein Abänderungsantrag, ſondern ein ſelbſtändiger Antrag. Ich muß die Verſammlung fragen, ob von irgendeiner Seite Widerſpruch gegen die Verhand⸗ lung dieſes Antrages bei dieſem Punkt erhoben wird. Ich ſtelle hiermit dieſe Frage an die Verſammlung. — Ich ſtelle feſt, daß kein Widerſpruch erhoben wird; er kann deshalb entſprechend dem Wunſch des Herrn Antragſtellers erledigt werden. Stadtv. Freiherr v. Rechenberg: Meine Damen und Herren! Ich werde zunächſt zu der Vorlage des Magiſtrats ſprechen. Die Vorlage des Magiſtrats beabſichtigt, die von uns allen empfundene Woh⸗ nungsnot zu lindern, und will dieſen Zweck dadurch erreichen, daß 90 bis 100 Kleinwohnungsleichtbauten auf einem ſtädtiſchen Grundſtück errichtet werden ſollen, wofür ein Kredit verlangt wird. Es fragt ſich zweierlei: erſtens wird dadurch die Wohnungsnot gelindert, zweitens wird ſie recht⸗ zeitig gelindert? Ich möchte ſagen, daß dieſe Vorlage ſo, wie ſie uns vorliegt, nicht ausreicht, um eine ge⸗ nügende Abhilfe zu ſchaffen. Wir ſchaffen da 90 bis 100 Wohnungen im beſten Falle für die Unterbrin⸗ aung von vielleicht 400, 500, wenn Sie wollen, 600 Perſonen. Das wird zu wenig ſein. 2 Was den zweiten Punkt betrifft, ſo haben wir da⸗ mit zu rechnen, daß dieſe Wohnungen doch ſchwerlich bis zum Eintritt des Winters, wo die Wohnungsnot beſonders empfindlich ſein wird, fertig ſein können: bis zum 1. November werden die Wohnungen kaum beziehbar gemacht werden können. Später wird dann ein Ausſetzen der Arbeit eintreten: ſo möchte ich annehmen. Dann kommt wieder nach der kalten Zeit die für uns verhängnisvolle Periode, in der wir nicht wiſſen, Wiedergut⸗ (Die Verſammlung beſchließt die Dringlichkeit) zunächſt