424 Magiſtrats heute anzunehmen und ſie nicht einem Ausſchuß zu überweiſen. Denn ſelbſt wenn der Ausſchuß ſchnell arbeitet, wird eine Beſchlußfaſſung der Stadtverordnetenverſamlung vor 14 Tagen nicht möglich ſein, und ich bitte Sie, ſich der Verant⸗ wortung bewußt zu ſein, was 14 Tage gerade in der jetzigen Jahreszeit bezüglich dieſer Frage be⸗ deuten. Wir müſſen jeden Tag benutzen, und ich glaube, die Stadtverordnetenverſammlung iſt mit uns von der Wichtigkeit und Dringlichkeit dieſer Frage ſo überzeugt, daß ich nicht vergebens an Sie appellieren werde, wenn ich Sie bitte, heute dieſer Vorlage Ihre Zuſtimmung zu geben, ohne damit etwa zu ſagen, daß nunmehr genug geſchehen ſei; davon ſind auch wir weit entfernt. Im übrigen würde ich Sie bitten, die Anträge, die geſtellt ſind, dem Magiſtrat zur Weitergabe an die Wohnungsdeputation zu überweiſen. Wollen Sie aber, was ja natürlich geſchäftsordnungsmäßig in Ihrem Belieben ſteht, was ich aber nicht für zweck⸗ mäßig halten würde, einen beſonderen Ausſchuß ein⸗ ſetzen, ſo erkläre ich, daß der Magiſtrat natürlich bereit iſt, mit Ihnen auch in dieſem Ausſchuß zu⸗ ſammen zu arbeiten. Aber ich mache darauf auf⸗ merkſam, daß es nicht angebracht erſcheint, für Zwecke, für die durch Beſchluß beider Körperſchaften ein Gre⸗ mium, nämlich die Wohnungsdeputation, bereits beſteht, nun wieder einen anderen Ausſchuß, der weder die Erfahrungen noch die Unterlagen der Wohnungsdeputation hat, einzuſetzen. Im übrigen verzeihen Sie mir, meine ver⸗ ehrten Damen und Herren, wenn ich ſage, daß es nicht ſehr zweckmäßig ſein wird, über die Einzel⸗ heiten dieſer Frage, wie ſie auch der Herr Vorredner hier vorgebracht hat, im Plenum der Stadtverord⸗ netenverſammlung zu ſprechen. Jeder von Ihnen, davon bin ich überzeugt, wird eine ganze Reihe von Häuſern oder von Gelegenheiten in Charlottenburg kennen, von denen er alaubt, daß ſie ohne weiteres greifbar wären. Ja, ich verſichere Sie, daß mir faſt jeden Tag, wenn ich durch Charlottenburg gehe, ir⸗ gend etwas auffällt, mit dem auch ich, genau wie Sie es jetzt alle wahrſcheinlich tun könnten, zum Wohnungsamt gehe, um dort immer zu erfahren, daß alle dieſe Vorſchläge bereits in Bearbeitung ge⸗ nommen ſind, daß wir längſt die nötigen Feſt⸗ ſtellungen getroffen und daß ſich die und die Wider⸗ ſtände ergeben haben. Es iſt nun einmal eine Frage, die tatſächlich von der ungeheuerſten Schwierigkeit iſt. Aber ich kann Sie verſichern: es gibt keine An⸗ gelegenheit, die intenſiver bei uns behandelt wird als dieſe. Ich möchte Sie in erſter Linie bitten: geben Sie uns die Möglichkeit, poſitive Arbeit zu leiſten, indem Sie die Vorlage heute annehmen! Stadtv. Groß: Der Magiſtratsvorlage ſtim⸗ men wir mit Rückſicht auf die Notwendigkeit der Schaffung von Kleinwohnungen zu, möchten aber die Gelegenheit begrüßen, das in den verſchiedenſten Händen befindliche Material innerhalb der Woh⸗ nungsdeputation zur Sprache zu bringen. Einen beſonderen Ausſchuß dafür einzuſetzen, halten wir nach Lage der Dinge ebenfalls nicht für notwendig. Stadtv. Heidrich Werte Anweſende! Da die Stadtverwaltung es bis jetzt unterlaſſen hat, den Kleinwohnungsbau ſelbſt in die Hand zu nehmen — den Bau von Notbaracken kann ich nicht dafür an⸗ Sitzung am 17. eigene Regie September 1919 ſehen, das iſt eben nur ein Notbehelf —, ſo ſehen wir uns veranlaßt, die vorliegenden Abänderungsanträge zu der Vorlage zu ſtellen. Als wir im Frühlahr dasſelbe anregten, wurde uns geantwortet, die Woh⸗ nungsnot ſei nur eine vorübergehende Erſcheinung, ſie hofften mit den Wohnbaracken auszukommen. Wir bezweifelten das ſchon damals, und die Zeit hat uns recht gegeben. Die Erfahrungen mit den Baracken ſind durch⸗ aus unerfreulich. Sie ſind kalt und teuer, und man klagt ſchon jetzt über Ungeziefer und alle möglichen ſonſtigen Uebelſtände, die in den Baracken unvermeid⸗ lich ſind. Es müſſen unbedingt wirkſame Maßregeln gegen die Wohnungsnot ergriffen werden; es müſſen geſunde Wohnungen in maſſiven Ein⸗, Zwei⸗ oder Mehrfamilienhäuſern geſchaffen werden. Andere Städte ſind uns in der Beziehung bedeutend vor. Ich erinnere nur an Trier, Augsburg, Frankfurt a. M., Görlitz und viele andere Städte. Wie ſich andere Kommunen die Löſung der Wohnungsfrage vorſtellen, ſoll Ihnen folgendes be⸗ weiſen. Ich möchte Sie auf einen Artikel in der „Zeitſchrift für Wohnungsweſen“ in der Nr. 12 dieſes Jahres aufmerkſam machen; da heißt es: Aehnlich wie die Stadt Augsburg iſt auch Trier bei der Vorſorge für die Abwendung der drohenden Wohnungsnot vorgegangen. Hier fehlten 840 Wohnungen, die bis zum Jahre 1923 beſchafft werden müßten. Auch hier liegen eine ganze Anzahl Probleme vor, die im weſentlichen von der Stadtverwaltung gelöſt werden müſſen. Zunächſt die Frage: wer ſoll bauen und wo ſoll gebaut werden? In erſter Reihe kommt als Bauunternehmer, da es ſich um dringendſte öffentliche Angelegenheiten handelt, die Stadt in Betracht. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher⸗Stellv. Dr Frentzel (unterbrechend): Herr Kollege, ich ſahe mich veranlaßt, Sie auf den § 43 der Geſchäftsordnung zu verweiſen. (Stadtw. Heidrich: Ich möchte nur einen kleinen Abſchnitt aus der Zeitſchrift für Wohnungs⸗ weſen zur Verleſung bringen!) * — Sie ſcheinen über den Inhalt des Paragraphen nicht orientiert zu ſein. Der Paragraph lautet: Das Ableſen ſchriftlich abgefaßter Reden iſt unzuläſſig. 28 (Sindw. Heidrich: Das iſt keine ſchriftlich abgefaßte Rede, ſondern ein Artikell) Ich habe den Eindruct Ich möchte Sie darauf hin⸗ weiſen; verwiſchen Sie bitte dieſen Eindruck. Stadtw. Heidrich (fortfahrend): Es heißt hier 2 weiter: Sie hat bereits 1913 mit dem Bau von Wo nungen begonnen, von denen bis 1914 56 in 23 Häuſern fertiggeſtell Ich möchte ausdrücklich dara aweiſen, alſo ſchon vor dem Kriege verſchiedene St