Sitzung am 17. nungsmarkt zu ändern, d. h. mehr Wohnungen zu ſchaffen, iſt der, die vorhandenen Wohnungen zu ra⸗ tionieren und vorteilhafter auszunutzen, ſo daß das ſoziale Empfinden nicht weiter verletzt wird, wie es jetzt bei der ungerechten Verteilung der Wohnungen geſchieht. Es iſt das der einzige Weg, den wir haben, und deshalb glaube ich, daß er in einem be⸗ ſonderen Ausſchuß zu prüfen iſt. Aus dieſem Grunde ſtellt meine Fraktion den Antrag, dieſe Anregungen einem beſonderen Aus⸗ ſchuß zu überweiſen, der ſich damit zu beſchäftigen hat und, wie ich hoffe, möglichſt zu einem ab⸗ ſchließenden Reſultat kommt. Stadtv. Dr: Rothholz: Meine Damen und Herren! Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß in Charlottenburg eine große Wohnungsnot beſteht. Deshalb würde ich der Bitte des Herrn Oberbürger⸗ meiſters, die Vorlage heute zu erledigen, nachgeben. Aber umgekehrt muß ich mir ſagen, daß es doch nicht ganz angängig iſt, ſolche Vorlagen, die die Stadt finanziell derartig belaſten, ſang⸗ und klanalos ohne Ausſchuß zu verabſchieden. Die Anträge, die hier eingebracht ſind, beſchäf⸗ tigen ſich ja mit der Wohnungsfrage ganz allgemein. Ich möchte doch einmal kritiſch die Vorlage als ſolche behandeln. Das, was mich überraſcht hat, iſt, daß hier kein Plan vorhanden iſt, aus dem erſichtlich iſt, wie man ſich die äußere und innere Ausgeſtaltung der Häuſer gedacht hat. Des weiteren bemängele ich, daß das Woh⸗ nungsamt ebenſo wie die Erwerbsloſenunterſtützung uns nicht über die Zuſtände auf dem Wohnungsmarkt und über die Zahl der Arbeitsloſen Kenntnis gibt. Beides vermiſſe ich ſehr. Es wurde hier z. B. von einem Herrn Kollegen angezogen, daß ihm aus dem Wohnungsamt bekannt ſei, in Charlottenburg würden 1600 Wohnungen verlangt. Gewiß, die Wünſche liegen vor; aber ob es ſich um 1600 Ein⸗ wohner handelt, die keine Wohnung haben, iſt eine ganz andere Frage. Mir wird mitaeteilt, daß höch⸗ ſtens ein ganz kleiner Teil der Leute, die ſich im Wohnungsamt gemeldet haben, wohnunaslos iſt: die Mehrzahl will ihre Wohnung verändern und meldet beim Wohnungsamt den Wunſch an, eine neue Woh⸗ nung beziehen zu können. Das verſchiebt das ganze Bild über den Wohnungsmarkt in Charlottenburg. DWie groß der Wohnungsmangel iſt. weiß ich nicht. Aber daß die Vorlage, wie ſie hier eingebracht worden iſt, Einfluß auf den Wohnungsmarkt haben ſoll, glaube ich nicht, und zwar noch aus folgendem Geſichtspunkt. In der Vorlage iſt auseinandergeſetzt, daß die Bauten an der Mollwitzſtraße uſw. über ein halbes Jahr bis zur Vollendung dauern werden. Wenn nun mit den Bauten in der Niebuhrſtraße 427 September 1919 werden ſollen. Und die Niebuhrſtraße an der Stadt⸗ bahn gehört doch zweifellos zu dem Zentrum unſerer Stadt. Da aebe ich den Herren von der Linken recht: ſolche Kleinwohnbauten gehören an die Peripherie, wo Gelände genug da iſt, wo eventuell zu jedem Grundſtück ein Garten zugeteilt werden kann, aus deſſen Bewirtſchaftung der Beſitzer einen Ertrag ziehen kann. Damit komme ich auf die Mieten für die Woh⸗ nungen in den Leichtbauten zu ſprechen. Die 100 Bauten ſollen mindeſtens 1 300 000 ℳ koſten, alſo 13 000 ℳ pro Einzelgebäude. Nun läßt der Magiſtrat in ſeiner Vorlage durchblicken, daß zweifel⸗ los noch Nachforderungen kommen werden. Wir können alſo damit rechnen, daß die Leichtbauten praeter propter mindeſtens 2 Millionen Mark, wenn nicht mehr, koſten werden. Aehnliche Erfah⸗ rungen haben wir ſchon bei dem Erweiterungsbau der Sparkaſſe gemacht, bei dem die einſtweiligen Mehr⸗ ausgaben über 33½% betragen. In dieſem Falle, wo Neubauten vorgenommen werden ſollen, dürften die Nachforderungen noch erheblicher ſein. Ich gehe nicht auf die Gründe der Nachforderungen, wie die Lohn⸗ erhöhungen ein; das ſpielt hier keine Rolle. Die Hauptſache iſt: was wird dabei herauskommen, was wird der Magiſtrat als Miete fordern für ſolche Kleinwohnungen? Angenommen, der Einzelbau koſtet 20 000 ℳ — wobei ich den Betrag von minde⸗ ſtens 2 Millionen bei 100 Kleinbauten zugrunde lege —, dabei iſt der Grund und Boden noch gar nicht berechnet, dann müßte bei einer fünfprozenti⸗ gen Verzinſung die Miete 1000 ℳ koſten. (Zuruf: Zuſchuß!) — Gewiß, es gibt Zuſchüſſe aus Reichsmitteln. Sie wiſſen doch, daß die Stadt mit 5% nicht auskommt, wenn ſie Waſſer hinzurechnen und Heizung geben ſoll. Kommt keine Heizung hinzu, ſoll der Mann eventuell Reparaturen machen, dann kann ich nur ſagen, daß er mit einer Miete von mindeſtens 1600, 1700 ℳ zu rechnen haben wird, — und das für eine Dreizimmerwohnung! Wenn ein Hausbeſttzer jetzt in Charlottenburg für eine Dreizimmerwohnung ohne Heizung 1500, 1600 ℳ forderte, würde alles aufgebracht ſein und ſagen: das iſt Wohnungswucher. Hier ſieht man: wenn der Magiſtrat Wohnungen baut, kommt die Miete auf 1300, 1500 ℳ für kleine und mittlere Wohnungen. Damit wird zweifellos dem Wohnungsmangel nicht abgeholfen. Ich muß dem Herrn Kollegen Rechenbera recht geben, wenn er darauf hinweiſt, daß es eine ganze Reihe Gebäude in Charlottenbura gibt, die zu Wohnbauten heragerichtet werden können. Herr Kollege Feilchenfeld hat ſchon in der vorigen Sitzung darauf aufmerkſam gemacht, daß am Lützow viele ſtädtiſche Grundſtücke vorhanden ſind, die ſich wohl dazu eignen, für Wohnzwecke umgebaut zu werden. Solche Gebäude laſſen ſich doch in wenigen Wochen für Wohnzwecke herrichten, während die Fertig⸗ ſtellung von Kleinbauten monatelang dauert. Ich möchte noch auf einen andern Vunkt auf⸗ merkſam machen, den Herr Kollege von Rechenberg nicht geſtreift hat. Durch ganz Charlottenburg zieht ſich die Stadtbahn. Weshalb ſoll die Stadt nicht die Stadtbahnbögen benutzen? Im Innern von Berlin hat der Zentralarbeitsnachweis ſeit Jahr und Tag Mieträume in den Stadtbahnbögen innegehabt. Iſt les nicht möglich, daß auch unſere Stadt Büros in