428 Stadtbahnbögen verlegt, die entſprechend umgebaut werden? Dadurch würden viele ſtädtiſche Büro⸗ räume für Wohnungen frei werden. In Anbetracht aller dieſer Umſtände halte ich es für das Zweckmäßigſte, die Vorlage in einem Aus⸗ ſchuß zu beraten. Wir können dann allen Anregun⸗ gen, die in der Debatte gegeben ſind, nachgehen, auch auf die Zwangseinquartierung eingehen, die man ja von verſchiedenen Seiten betrachten kann. Allein durch Debattieren im Plenum können wir die Woh⸗ nungsfrage nicht löſen. Stadtſyndikus Sembritzki: Meine Herren! Wenn auch die Rednerliſte noch nicht erſchöpft iſt, möchte ich doch einige Ausführungen machen, die vielleicht zur Abkürzung der Debatte dienen können. Ich muß mir verſagen, auf alle vorgebrachten Einzelheiten einzugehen. Aber ich möchte doch einige Mitteilun gen zur Richtigſtellung vielfach anſcheinend vorhan⸗ dener irrtümlicher Vorausſetzungen machen. Wenn Herr Stadw. Heidrich gemeint hat, daß Charlottenburg nachgehinkt habe oder nachhinke in allen dieſen Dingen, und dabei auf die Lei⸗ ſtungen anderer Groß⸗Berliner Gemeinden hingewie ſen hat, ſo muß ich demgegenüber bemerken, daß Char⸗ lottenburg die einzige Gemeinde in Groß⸗Berlin iſt, der es bisher gelungen iſt, 500 Wohnungen, wenn auch zum Teil in Holzbaracken, neu herzuſtellen, und zwar fertigzuſtellen zum Teil ſchon ſeit einer Reihe von Wochen, Wohnungen, die heute bewohnt ſind, 250 Wohnungen in Leichtbauten, 250 ſogenannte Notwohnungen. Dieſe 250 Wohnungen in neuen Gebäuden bezugfertig herzuſtellen, iſt bisher keiner anderen Gemeinde Groß⸗Berlins gelungen. Worau hier hingewieſen iſt, das ſind im weſentlichen Pläne, Entwürfe oder noch in Ausführung begriffene Bauten. Meine Damen und Herren, es konnte ſo ſchei⸗ nen, als wenn der Magiſtrat all die anderen hier an⸗ gedeuteten Mittel bisher unberückſichtigt gelaſſen hat. Der Herr Oberbürgermeiſter hat ſchon darauf hin⸗ gewieſen, daß die meiſten dieſer Anregungen bereits bei uns bearbeitet werden oder ſeit geraumer Zeit bearbeitet ſind. Geſtatten Sie mir, in dieſer Be⸗ ziehung nur zwei Zahlen mitzuteilen. Was die Inanſpruchnahme von Wohnräumen durch Burcaus, Kriegsgeſellſchaften, Behörden uſw. betrifft, ſo hat ja Charlottenburg darunter ganz be⸗ ſonders zu leiden. (Hört! hört!) — Ich darf hinzufügen: zu leiden gehabt. Vor etwa einem Jahre waren in Charlottenburg nicht weniger als 3315 Wohnräume von Militärbehörden, Kriegs⸗ geſellſchaften uſw. beſetzt. Es iſt uns gelungen durch emſige Kleinarbeit, dieſe Zahl auf 1338 zu ermäßi⸗ gen, d. h. es iſt uns gelungen, rund 2000 Wohn⸗ räume freizumachen. Ich glaube, die Mitteilung dieſer Zahlen dürfte genügen, um den Eindruck abzu⸗ wehren, als wenn in dieſer Beziehung nicht das Nö⸗ tige geſchehen iſt. Es wird aber fortgeſetzt daran gearbeitet, und wir dürfen uns der Erwartung hin⸗ geben, daß es uns gelingen wird, in nächſter Zeit, ſchon zum 1. Oktober, in erheblichem Umfange weite⸗ ren Wohnraum freizumachen. Auch faſt alle hier erwähnten leerſtehenden öffentlichen oder Privatgebäude, die ſich für Einrich⸗ tung von Wohnungen eignen ſollen, ſind teils in der Sitzung am 17. September 1919 ſhat ſich allerdings herausgeſtellt, daß aus entgegen⸗ ſtehenden rechtlichen oder tatſächlichen techniſchen Gründen die Umwandlung unmöglich iſt. Einer der Herren Vorredner hat mit Recht be⸗ tont, daß es vor allem darauf ankomme, Wohnraum zu ſchaffen. Meine Damen und Herren, dem Zwecke ſoll dieſe Vorlage dienen, wie auch im weſentlichen die bisherigen Maßnahmen der Stadt Charlottenburg. Es ſoll neuer Wohnraum geſchaffen werden. Das iſt weſentlich wichtiger als die Frage der Verteilung vorhandenen Wohnraums, der Zwangseinquartie⸗ rung, der Zivileinquartierung. Man verfalle doch hier nicht in einen ähnlichen Fehler wie den, in den wir vielfach gegenüber dem Problem der Ernährungs⸗ ſchwierigkeiten verfallen ſind, nämlich den Schwer⸗ punkt in die Frage der Verteilung zu rücken, anſtatt auf die Frage der Produktion zu legen. Natürlich kommen wir um die Frage der Verteilung auch nicht herum. In dieſer Beziehung iſt ja das Weſentliche die Frage der Einquartierung. Aber auch hierin hat Charlottenburg keineswegs nachgehinkt. Charlotten⸗ burg iſt die erſte Stadt in Groß⸗Berlin geweſen, die den Gedanken der Zivileinquartierung verfolgt und, wenn auch im Wege gütlicher Einwirkung zunächſt, in die Tat umgeſetzt hat. Es iſt uns gelungen, in einer ſehr großen Anzahl von Fällen die Inhaber größerer Wohnungen zur Aufnahme von einzelnen Perſonen oder auch ganzer Familien im Wege güt⸗ licher Einwirkung, wenn auch zum Teil mit erheb⸗ lichem Nachdruck, zu bewegen. Von Zwangsmaß⸗ nahmen iſt in Charlottenburg allerdings bisher Ab⸗ ſtand genommen, wie übrigens in ganz Groß⸗Ber⸗ lin. Es liegt in der Natur der Sache, daß dieſes Problem der Zwangseinquartierung in Groß⸗Ber⸗ lin nicht von der einzelnen Gemeinde zufrieden⸗ ſtellend gelöſt werden kann, ſondern es iſt dazu ein Vorgehen auf breiterer Baſis erforderlich. Ich darf mitteilen, daß der Wohnungsverband, dem die Sorge für die Befriedigung des Wohnungsbedürf⸗ niſſes in Groß⸗Berlin obliegt, dieſe Sache an fich gezogen hat. Es haben bereits Verhandlungen ge⸗ ſchwebt, die vor einigen Tagen zu einer grundſätz⸗ lichen Uebereinſtimmung der Vertreter ſämtlicher Groß⸗Berliner Gemeindebehörden in dieſer Frage geführt haben. Es iſt anzunehmen, daß in aller⸗ nächſter Zeit weitere Schritte vom Wohnungsver⸗ band aus in der Sache der Zwangseinquartierung erfolgen werden. Ich glaube, es empfiehlt ſich nicht, daß in dieſem Augenblicke Charlottenburg geſondert vorgeht. Im übrigen möchte ich keinen Zweifel darüber laſſen, welche Schwierigkeiten ſich auf dieſem Ge⸗ biete erheben. Die Sache iſt nicht ſo einfach, wie man ſich vorſtellt, und die Berichte anderer Woh⸗ . ee ½ 4. wo zuerſt auf die, ege vorgegangen iſt, beſtätigen das. 4 4. reng man 24 daß 1 0 wirkli friedigenden Löſung auf dieſem Wege ſchneller und billiger kommt als durch Schaffr von neuen Wohnungen. Ich lich: wir ſind davon überzeugt, de ſchritten werden muß. Kein Mittel Gebiet unangewendet ble heute und mögli zunehmen. Ob Anregungen, die „42 Umwandlung zu ſolchen Wohnräumen begriffen, be teils ſind die techniſchen Vorarbeiten im Gange, teils