* Sitzung am 17. viele Familien in Wohnungen zuſammengepferch! ſind, daß Räume benutzt werden müſſen, die den Namen Wohnräume nicht verdienen, daß Baracken und dergleichen in Anſpruch genommen werden müſſen, die zu Wohnzwecken eigentlich nicht in An ſpruch zu nehmen ſind. Es iſt ein außerordentlicher Kieſſtand in der Beurteilung des Maßſtabes für das Wohnungsbedürfnis der Bevölkerung eingetreten wenn man heute von all den Regeln abſieht, dic jahrzehntelang von allen als Vorausſetzung für die Benutzung von Wohnräumen angeſehen wurden. Wir haben in unſerem Antrag eine ganze Reihc von Maßnahmen vorgeſchlagen. Hier in dieſer Ver⸗ ſammlung möchte ich nochmals unterſtreichen, daß der Magiſtrat von ſich aus ſofort und unmittelbar wirklich eine ganze Reihe von Maßnahmen treffen kann, die die Wohnungsnot lindern. Der Magiſtrat hat eine ganze Reihe von Büros in ſtädtiſchen Häuſern untergebracht, die nach mir gewordenen Mitteilungen mit nicht allzu großen Schwierigkeiten wieder für Wohnzwecke brauchbar gemacht werden können. Dieſer Aufgabe muß ſich der Magiſtrat ſo⸗ fort unterziehen. Solange ſolche Räume in Frage kommen, darf zu dem außerordentlich ſchlechten Not⸗ behelf der Unterbringung von Familien in Not⸗ baracken oder in ſonſtige Notwohnungen nicht ge⸗ griffen werden. Die Bevölkerung verſteht nicht, daß es wertwoller ſein ſoll, die Beamten während einer 7⸗ oder 8⸗ſtündigen Arbeitszeit in guten Räumer unterzubringen und ſie ſelbſt in den kalten Wintern ohne Kohle, ohne ſonſtiges Heizmaterial frieren zu laſſen, in einem Zuſtand, bei dem ſie den aller⸗ , geſundheitlichen Schädigungen ausgeſetzt ind. Ich möchte weiter darauf hinweiſen, daß durck die behördliche Schließung der Spielklubs, die ſich ja zum großen Teil auf Charlottenburger Ge⸗ biete befinden, die Frage ſofort ſpruchreif geworden iſt: was geſchieht und was muß mit dieſen Räumen geſchehen? Meine Freunde ſtehen auf dem Stand⸗ punkt, daß hier das Eingriffsrecht des Magiſtrats ſofort einſetzen muß. (Stadtſyndikus Sembritzki: Iſt alles geſchehen!) Es darf aber keinen Augenblick gezögert werden, und wir erwarten von dem Maaiſtrat, daß wir be⸗ reits in der allernächſten Zeit Mitteilungen darüber bekommen, welche Erfolge auf dieſem Gebiet erzielt worden ſind. 8 Ich habe mich außerordentlich gefreut, heute ir der „Neuen Zeit“ die Erklärung des Charlotten⸗ burger Magiſtrats zu leſen, in der er es ablehnt, das Einquartieruna⸗ für die Militärperſonen weiter in Wirkſamkeit treten zu laſſen. Ich möcht⸗ dabei detonen, daß dieſe Haitung des Magiſtrat⸗ aegenüber den Militärbehörden auch in Bezug aui die Räumung der Schulen einſetzen muß, wie wir 421 September 1919 zur Verfügung ſtehenden Räume in Kaſernen und dergleichen für die Militärperſonen auszunutzen. St ſehr wir anerkennen, daß auch jeder Soldat einen Anſpruch auf geſundheitlich einwandfreie Unterbrin⸗ gung hat, ſo möchten wir doch darauf hinweiſen, daß jetzt eine Raumverſchwendung in den Kaſernen getrieben wird, die im auffallendſten Widerſpruch zu all dem ſteht, was wir während des Krieges erlebt haben. Ich ſelbſt war ein Jahr lang in einem Fort unten in einer Kaſematte eingeſperrt bei künſtlichem Licht und bei künſtlicher Luftzufuhr mit 22 anderen Kameraden, in einem Raum, der im Höchſtfall 10 m lang und 4 oder 5 m breit war. Ich will keine Wiederholung dieſer Zuſtände, aber ich will auch nicht, daß heute ſo mit dem Raum geaſt wird, wo die übrige Bevölkerung zum großen Teil in Löchern zuſammengepfercht und nicht im⸗ ſtande iſt, auch nur die allergeringſten geſundheit⸗ lichen Anforderungen an die Wohnung zu ſtellen. (Zuruf: Wo denn?) — Ia, es iſt ja ganz erklärlich, daß diejenigen, die in großen Wohnungen wohnen, die keinen Umgang mit der Arbeiterbevölkerung haben, nicht das nötige Maß von Verſtändnis aufbringen, (Zuruf: Sie haben gar keine Ahnung!) das dazu gehört, um für die Wohnungsfrage der Minderbemittelten Intereſſe zu haben. (Zuruf: Sie wollen nur Skandal machen!) Sie haben es ſehr leicht, zu zeigen, daß Ihnen der Wille innewohnt, die Dinge rückſichtslos zu ändern. Aber ich habe früher ſchon einmal geſagt: ich habe in dieſer Verſammlung den Eindruck, als ob der alte Geiſt der Hausagrarier hier weiter dominiert. (Bravo! bei den unabhängigen Sozialdemokraten.) Stadtv. Dr Eyck: Meine Damen und Herren! Es wird ſich ja wohl niemand von uns gewundert haben, daß der Herr Vorredner den von einem Teil der Verſammlung geſtellten, von der Mehrheit der Verſammluna aber abgelehnten Schlußantrag zu einem Angriff auf die ſozialen Anſchauungen dieſer Verſammlung benutzen würde. Aber vielleicht iſt doch der eine oder andere von dem Maß der Ueber⸗ treibungen etwas überraſcht worden, deren ſich der Herr Vorredner dabei ſchuldig gemacht hat. (Zuruf: Das waren keine Uebertreibungen!) — Geſtatten Sie, daß ich mir auszuführen erlaube, weswegen ich das für Uebertreibungen halte. Für jeden, der die Dinge ſachlich betrachtet, war es von vornherein klar, daß die beiden Anträge, die von der ſozialdemokratiſchen Fraktion eingebracht ſind, einem Ausſchuß zur Beratung überwieſen wer⸗ den, und man kann doch nun wirklich keinen Mangel an ſozialem Intereſſe darin ſehen, daß die einen der Anſchauung ſind, daß es genügt, daß die Reden, die 2 4 FIrage gehalten werden, einmal gehalten n, 8 2 5 fann.] dem Standprunkt ſteht, daß die Reden, die im Aus⸗ er ichuß gehalten werden, vorher nochmals in der Ver⸗ ſſammlung zum beſten gegeben werden. während der Herr Vorredner offenbar auf 44 01 GStadw. Dr Her g. Vollkommen meine Auf⸗ faſſung!)