Sitzung am 17. Nach der Wahl wird das Ergebnis durchf den Wahlvorſtand feſtgeſtellt und durch die Ueberſicht der gefaßten Beſchlüſſe verkündet, ſowie die Einführung der Neugewählten ver⸗ anlaßt.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Wir kommen nunmehr zu dem dringlichen Antrag der Stadtv. Klick und Gen. betr. Verlegung der Gasabgabeſtunden. Antragſteller Stadtv. Karrer: Meine Damen und Herren! Meine Parteifreunde ſtehen auf dem Standpunkt, daß es ſehr unpraktiſch, ja ſehr unſpar⸗ ſam iſt, die Abgabe des Gaſes von %12 bis 2 Uhr vorzunehmen. Ein großer Teil der Bevölkerung hat von morgens 7 bis nachmittags 3 Uhr zu ar⸗ beiten. Der Arbeiter kommt um 4 Uhr, %5 Uhr nach Haus. Das Eſſen iſt ſchon um 2 Uhr fertig, denn die Frau kann nur bis 2 Uhr kochen. Es muß alſo inzwiſchen gewärmt werden. Es läge ſo⸗ wohl im Intereſſe der Sparſamkeit wie im Inter⸗ eſſe der arbeitenden Bevölkerung, wenn die Gas⸗ abgabeſtunden auf eine ſpätere Zeit gelegt werden. Sollte es bei einem Teile der Bevölkerung anders liegen, ſo kann auch dieſer Teil ſein Mittageſſen um 4 Uhr oder 5 Uhr einnehmen. Jedenfalls würde durch eine Verlegung der Gasabgabeſtunden in die Zeit von 1 bis 4 oder von %?2 bis 4 Uhr dem Ar⸗ beiter ermöglicht werden, wenn er nach Hauſe kommt, ſein Eſſen fertig vorzufinden, ohne daß es noch beſonders gewärmt zu werden braucht, wozu nur wieder Kohlen verbrannt werden. Wir möch⸗ ten daher bitten, bei dem Kohlenverbande Groß⸗ Berlin ſo ſchnell wie möglich im Sinne unſeres An⸗ trags vorſtellig zu werden. Stadtrat Dr Fiſcher: Meine Damen und Herren! Es iſt davon auszugehen, daß im Laufe des Tages nicht länger als 2½ Stunden Gas ab⸗ gegeben werden kann. Bei dieſer Sachlage iſt es außerordentlich ſchwer, die widerſtreitenden Inter⸗ eſſen der Bevölkeruna vollſtändia gegeneinander aus⸗ zugleichen. Man kann deshalb gewiß verſchiedener Anſicht darüber ſein, welche Zeit für die Abaabe von Gas auszuwählen iſt. Für den Kohlenverband war bei der Anordnung der Abgabezeit von %12 bis 2 Uhr beſtimmend, daß der weitaus größte Teil der Be⸗ völkerung um dieſe Zeit zu Mittag zu eſſen biegt. in⸗ der Auffaſſung iſt, allaemeinen ein ſtärkeres Bed Gasabaabe 2 437 September 1919 Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Ehe ich das Wort weiter erteile, möchte ich zur Kenntnis geben, daß das Protokoll der heutigen Sitzung die Stadtv. Frau Klockow, Frau Leupold und Perl vollziehen. Stadtv. Dr. Feilchenfeld: Meine Damen und Herren! Ich glaube nicht, daß der Antrag, wie er hier geſtellt iſt, dem größeren Teile der Bevölke⸗ rung gerecht wird. Es mag ſchon ſein, daß eine Anzahl von Familien dadurch vielleicht etwas be⸗ quemer das Mittagbrot bekommen kann. Aber ſicher iſt, wie auch Herr Stadtrat Fiſcher betont hat, ein ganz großer Teil der Bevölkerung in anderer Lage. Ich habe beſonders das Wort ergriffen, um aus hygieniſchen Gründen entſchieden Einſpruch gegen die vorgeſchlagene Verlegung zu erheben, und zwar im Intereſſe der Kinder. Es iſt nicht richtig, wenn die Kinder bis 4 Uhr auf ein warmes Mittag⸗ brot warten müſſen. Wenn ſie aus der Schule kommen, iſt es notwendig, ihnen ein warmes Mittagbrot, beſonders im Winter, gleich vorzuſetzen. Ich würde mich damit einverſtanden erklären können, wenn die Zeit der Abgabe um eine Stunde hinausgeſchoben wird, alſo von % 12 auf %1 Uhr. Das würde auch noch den Kindern gerecht werden. Aber die Zeit um 2 Stunden zu verſchieben, würde aus den eben angeführten Gründen außerordentlich gefährlich ſein. Die Kinder ſind augenblicklich ſchon ſehr ſchlecht ernährt und in ſchlechtem Geſund⸗ heitszuſtand. Ich möchte dringend davor warnen, ihnen jetzt noch neue Schädigungen zuzufügen und namentlich die kleineren Kinder dieſer Gefahr aus⸗ zuſetzen. Aus dieſem Grunde bitte ich dringend, wenn Sie überhaupt dem Antrage nähertreten wollen — und ich halte das für nicht ausgeſchloſſen, vielleicht für berechtigt —, die Zeit nur um eine Stunde zu verſchieben. Ich glaube, daß das auch wohl den Wünſchen der Herren Antragſteller ent⸗ ſprechen könnte, und daß ſie ſich meinem Wunſche anſchließen dürften. Stadtv. Perl: Meine Damen und Herren! Ueber den Antrag, der hier geſtellt iſt, will ich mich nur kurz äußern. Wir würden es begrüßen, wenn den Gewerbetreibenden die Möglichkeit gegeben würde, das Gas von 3 bis 7 Uhr oder wenigſtens von 4 bis 7 Uhr gebrauchen zu können. In der Hauptſache handelt es ſich doch bei der Verfügung der Kohlenſtelle Groß⸗Berlin um die Erſparung von Kohle, und wir wiſſen, daß wir Kohle ſparen müſſen. Manchmal ſind jedoch die Verfügungen, welche die Kohlenſtelle trifft, derartig, daß kein Menſch daraus klug wird. So iſt jetzt der Fall eingetreten, daß die Reviſoren der Kohlenſtelle die Kleingewerbe⸗ treibenden zwingen, um 6 Uhr abends das Licht aus⸗ zuſchalten; auf der andern Seite können ſie es aber nicht verhindern, daß die Großbetriebe, die Waren⸗ häuſer ihre Flammen lichterloh brennen laſſen. Man darf ſich dann auch nicht wundern, wenn darüber eine Erregung herrſcht und die Gewerbetreibenden über das Treiben der Kohlenſtelle Groß⸗Berlins er⸗ bittert ſind. Wie berechtigt die Entrüſtung der kleinen Betriebe iſt, geht daraus hervor, daß die Kohlenſtelle verfügt, daß in offenen Verkaufsſtellen, Warenhäuſern, Ladengeſchäften uſw., unbeſchadet der n der Bekanntmachung des Kohlenver⸗ ſbandes Groß⸗Berlin über die Gasſperrſtunden vom 126. Auguſt 1919 die Entnehme von Cas oder Elet⸗