— lage zugrunde 444 erlerntes Wiſſen anwenden will, merkt er mit Schrecken, daß er nichts weiß. Wir möchten daher bitten, dieſe Kurſe für die Arbeiter in Zukunft gründlicher auszubilden und mmehr zu bieten, als bisher geſchehen iſt. Bei dieſer Gelegenheit möchte ich aber noch eine andere Anregung geben. Ob ſie ſich in der heutigen Zeit durchführen laſſen wird, will ich bei der ſchlechten Finanzlage dahingeſtellt ſein laſſen; ich möchte ſie aber dem Magiſtrat im Intereſſe der Bil⸗ dungſuchenden auf das dringendſte empfehlen. Sie werden jeder in Ihrem Berufskreiſe, ſeien es nun Arbeiter, ſeien es Handwerker, ſeien es junge Kauf⸗ leute, junge tüchtige Menſchen finden, die das Streben haben, weiterzukommen, die aber nicht dazu in der Lage ſind, weil ſie durch mangelhafte Vor⸗ bildung daran gehindert ſind. Es iſt ihnen un⸗ möglich, in ſpäteren Jahren das zu erreichen, was ſie in jungen Jahren durch die Ungunſt der Verhält⸗ miſſe nicht haben erreichen können. Ich möchte des⸗ wegen anregen, ſolchen bildungſuchenden Leuten — und, aneine Damen und Herren, die Bildungsſtre⸗ benden gehören zu unſeren Beſten, ich habe ſie in Werlſtatt und Fabrik kennen gelernt und weiß, was bei rechtzeitiger Hilfe aus einem ſolchen tüchtigen Menſchen werden kann — die Möglichkeit zur Wei⸗ terbildung zu geben und dieſen Tüchtigen den Auf⸗ ſtieg. zu ermöglichen. Ich möchte Ihnen deswegen vorſchlagen, Abend⸗ kurſe für Bildungsſuchende, und zwar nach den Lehr⸗ gängen der höheren Schulen, einzurichten, Abend⸗ kurſe, an die ſich Examina anſchließen, ſo daß ſie nach einem geordneten Lehrgang ſchließlich bis zum akademiſchen Studium, alio bis zum Abiturienten⸗ eramen, weitergeführt werden können. Dadurch wird den Beſten unſeres Volkes, den Bildungſuchenden, ſicherlich mehr genützt als durch die zur Dabatte ſtehenden Vorträge. Gerade diejenigen, die noch die Energie aufbringen, nachdem ſie tagsüber gearbeitet haben, ſich in den Abendſtunden weiter zu bilden, gehören zu den Tüchtigen unſeres Volkes, und dieſe erreichen dann auch etwas im Leben; ſie erreichen meiſt mehr als diejenigen, denen in jungen Jahren die Allgemeinbildung durch den Wohlſtand der Eltern zugänglich gemacht wurde. Ich möchte alſo bitten, der Anregung Folge zu geben. Stadtv. Dr. Löwenſtein: Verehrte Anweſende! Meine Freunde bedauern recht lebhaft, daß ſie an den Beratungen in der Deputation, die dieſer Vor⸗ liegen, nicht haben teilnehmen können. Es liegt kein Verſchulden vor; aber gerade der Vertreter unſerer Fraktion legte damals ſein Mandat nieder, und die Neuwahl ſeines Erſatzes ratungen nicht haben teilnehmen können. Wir be⸗ dauern das um ſo lebhafter, als wir ſonſt Anträge dahin geſtellt hätten, daß auch die Wiſſenſchaft des Sozialismus mehr oder überhaupt berückſichtiat werde. Denn aus dem Plan, der hier aufgeſtellt wird und der recht vieles Dankenswerte enthält, iſt Sitzung am 1. Oktober 191v9 ſtation auch an: es liegt ihr iſt bislang noch nicht erfolgt, ſo daß wir an den Be⸗] ſeine Berechtigung hat. Aber auch ſchon äußerlich ſollte dem Rechnung getragen werden, da doch nach dem Wahlergebnis auch die Bevölkerung Charlotten⸗ burgs beinahe bis zur Hälfte auf ſozialiſtiſchem Boden ſteht und namentlich die, die hier als Schüler in Frage kommen, die Arbeiter, ſich wohl zu ñ zum Sozialismus bekennen. Wenn für das Bildungs⸗ bedürfnis geſorgt werden ſoll, ſo iſt es dringend not⸗ wendig, daß ihm nach dieſer Richtung Rechnung ge⸗ tragen wird. Denn gerade Gebiete wie die Volkswirtſchaftslehre, Kulturgeſchichte, Wirtſchafts⸗ geographie haben durchaus vom ſozialiſtiſchen Stand⸗ punkt aus eine ſolche gegenſätzliche Stellung, daß es unmöglich iſt, dieſe Dinge in dem Rahmen eines allgemeinen Kurſus, auch wenn er noch ſo objektiv ſein will, zu berückſichtigen. Wir ſtellen einen dahingehenden Antrag und hoffen, daß er angenommen wird und die Depu⸗ tation ihr Programm bald nach dieſer Richtung ergänzt. Die Anregungen, die von Herrn Kollegen Dr Stephan gegeben worden ſind, unterſtützen wir aufs nachdrücklichſte. Nur glauben wir, daß die letzte Kategorie nicht in dieſen Ramen hineinpaßt, ſondern daß entweder im Anſchluß an die be⸗ ſtehenden Schulen oder in einem beſonderen Rah⸗ men derartige Kurſe eingerichtet werden müſſen. Wir begrüßen das aufs lebhafteſte und würden es ſelbſtverſtändlich unterſtützen. 5 Stadtv. Skaller: Ich hatte vor einigen Mona⸗ ten im Auftrage meiner Fraktion einen Antrag ein⸗ gebracht, der einſtimmig angenommen worden war, daß ein Organ geſchaffen werden ſollte, durch das micht nur künſtleriſche, ſondern auch wiſſenſchaft⸗ liche Veranſtaltungen für Unbemittelte dargeboten werden ſollten. Dieſem Antrag iſt, wie geſagt, ein⸗ ſtimmig Folge geleiſtet worden, und der Magiſtrat hat eine „Deputakion für künſtleriſche Volksbildung und Volksunterhaltung“ eingeſetzt. Bei dem damali⸗ gen Antrag lag uns aber ebenſo ſehr daran, dass Wiſſenſchaftliche wie das Künſtleriſche betont zu ſehen, doch in der Bezeichnung dieſer Deputation kamnm nicht das zum Ausdruck, was wir damals haben worden ſimd. Der Magiſtrat gibt in rung der einzelnen Deputationen nichts Derartiges zu entnehmen. Ich will betonen, daß wir natürlich nicht auf dem Standpunkt ſtehen, daß irgendwie Parteiwiſſenſchaft getrieben werden ſoll, ſondern daß Lehr⸗ und Vortragskurſe zialiſten über Sozialismus, Marxismus, Geſchich der Arbeiterbewegung und dergleichen den ſollen. geha rein inne Wir glauben, daß dieſer Antrag ic te