4% 454 eine Belegung unſerer Schulen mit Militär nicht mehr wünſchenswert und notwendig ſein dürfte. Unſere Schulen ſind während der Kriegszeit dadurch außerordentlich geſchädigt worden, daß unzureichende Hilfskräfte eingeſtellt werden mußten und unſere Kinder nur einen recht unzureichenden Unterricht ge⸗ nießen konnten. Jetzt iſt durch die Belegung der Schulen noch eine Verſchlimmerung der Verhältmiſſe cängetreren, die in der Sache nicht begründet iſt. Gerade die Auguſte⸗Viktoria⸗Schule iſt ſeit ungefähr einem Jahre mit Militär belegt. Die Kinder ſind zum Teil gar nicht unterrichtet worden; dann wur⸗ den ſie eine Zeitlang in die Leibniz⸗Oberreal⸗Schule geſchickt und in den letzten Monaten in das Momm⸗ ſen⸗Gymnaſtum, wo ſie nur jeden zweiten Tag unter⸗ richtet wurden, und das Schickſal der Schüler der Auguſte⸗Viktoria⸗Schule wurde nun auch von den Schülern des Mommſen⸗Gymnaſiums geteilt, ſo daß alſo zwei Schulen dadurch in Mitleidenſchaft gezogen worden ſind. Außerordentlich ſchwer wurde das von den Eltern empfunden, (Zuruf: Die Schulen ſind bereits freil) und es iſt ſehr zu beklagen, daß der Unterricht der Künder in dieſer Weiſe leiden muß. Trotz immer wieder erneuter Beſchwerden der Eltern und, ſoviel ich weiß, auch des Magiſtrats, iſt die Schule bis zum heutigen Tage von Militär nicht frei; es ſind auch jetzt noch Soldaten darin. Insbeſondere iſt es als durchaus unrichtig zu erklären, daß eine Belegungs⸗ zahl von kaum 80 Mann, ſpäterhin ſogar einer noch goringeren Zahl von Soldaten ausreichte, um eine Schule, die von vielen Hundert Kindern beſucht wird, deswegen ſchließen zu müſſen. Ich höre, daß außer den Soldaten auch noch Heeresmaterial in der Schule untergebracht iſt, das an anderen Stellen bisher viel⸗ leicht ſchwieriger zu verwahren war; aber auch dafür muß Rat geſchafft werden. Nach den entgegenkommenden Aeußerungen der Behörden iſt ja zu hoffen, daß die Schule jetzt bald freigegeben wird; das iſt um ſo mehr notwendig, als ja, wie Sie wiſſen, der Unterricht in den nächſten Monaten wahr⸗ ſcheinlich ſehr ſchwer durch die Kohlennot beein⸗ trächtigt werden wird. Wir haben jetzt ſchon mit ſehr ſtark verlängerten Weihnachtsferien zu rechnen, ſodaß überhaupt die Ausbildung unſerer Kinder in der allerſchlimmſten Weiſe untergraben iſt. Die Ver⸗ ſprechungen, die bisher von den vorgeſetzten Militär⸗ behörden gemacht worden ſind. ſind nicht in Erfüllung gegangen. Ich hoffe, daß auf Grund der Anregung, d die jetzt in dieſer Sitzung gegeben wird, doch endlich einmal durchzuſetzen ſein wird, daß die Schule wirk⸗ 1 lich vollſtändig freigegeben wird. Wenn auch, wie tori ich heute erſt hörte, dieſe Beſtrebungen von den vor⸗ Situng am 1. lich auch noch in der nächſten Zeit ruhige, ſo daß Ottober 1919 Kirchhoſſtraße, wird allerdings noch zu Wohn⸗ zwecken benutzt. Leider werden wir das nicht ganz hindern können; aber auch da, hoffe ich, wird der Magiſtrat bald die Mittel und Wege finden, um auch dieſe Schule wieder für Schulzwecke frei zu machen. (Bravol) Stadtrat Dr. Fiſcher: Meine verehrten Damen und Herren! Ueber die Belegung der Schulen haben wir zwar in dieſer Verſammlung ſchon wiederholt geſprochen; aber der Magiſtrat kann es nur dankbar begrüßen, daß heute die Frage der Belegung der Auguſte⸗Viktoria⸗Schule nochmals behandelt wird, um die Stellungnahme des Magiſtrats darzulegen und in der Oeffentlichkeit feſtzuſtellen, daß durch die Belegung dieſer Schule tatſächlich ſehr wichtige Schulintereſſen verletzt worden ſind. Auch heute be⸗ ſteht noch der Rechtszuſtand, daß die Militärbehörden berechtigt ſind, Schulen für ſich zu beſchlagnahmen, und wir haben es für eine Pflicht des Magiſtrats gehalten, dieſe geſetzliche Verpflichtung auch in loyaler Weiſe zu erfüllen. Wir haben aber verlangen müſſen und müſſen auch für die Zukunft verlangen, daß die Belegung der Schulen möglichſtt im Einvernehmen mit dem Magi⸗ ſtrat erfolgt, damit die widerſtreitenden Inter⸗ eſſen des Militärs und der Stadt gegeneinan⸗ der ausgeglichen werden können. Im allgemeinen iſt dies auch, wie ich feſtſtellen möchte, namentlich durch das Einvernehmen mit den höheren militäriſchen Stellen im großen und ganzen durchgeführt worden. Aber die Auguſte⸗Vittoria⸗Schule iſt ein Beiſpiel dafür, wohin es führt, wenn dieſe Zuſtimmung des Magiſtrats nicht vorliegt. Wir haben uns von vorn⸗ herein dagegen geſträubt, daß die Auguſte⸗Viktoria⸗ Schule überhaupt belegt würde, weil ſehr wichtige Schulintereſſen darauf hinwieſen, gerade dieſe Schule frei zu laſſen. Es war nicht möglich geweſen, die Mädchenſchulen für militäriſche Zwecke freizugeben, und infolgedeſſen haben ſich Zuſtände entwickelt, die ſehr wenig zu begrüßen geweſen ſind. Man kann ſo⸗ gar fagen, daß dieſe Art der Belegung der Schulen tatſächlich ein Mißbrauch des geſetzlichen Rechtes der Militürwerwaltung geweſen iſt. (Hört! hört! bei den unabhängigen Soziuldemokraten)/,/, Die längſte Zeit über ſind in der 30 bis 80 Mann untergebracht gew der andern Seite ungefähr 900 geſetzten Behörden ennſtlich untenſſützt wordem ſind, Jherein mi ſo iſt die Schule auch heute noch nicht frei; wirſwieder hoffen, daß der Magiſtrat alles in die Woge lei wird, um ſie endlich ihrem eigentlichen Zwecke der zuzuführen. (Bravol) Allerdings ſind die anderen Schulen, die 11 Charlottenburg, die Sonhie⸗Charlotten-Schule