56 7 1 Sitzung am 1. Antragſteller Stadtw. Klick (Schlußwort): Meine Damen und Herren! Wir hatten den An⸗ trag auf Ausſchußberatung geſtellt, weil wir uns über die Höhe der Aufwandsentſchädigung nicht klar waren. Sie wiſſen ja, daß in allen anderen Städten die Aufwandsentſchädigung für die Ma⸗ giſträtsmitglieder höher bemeſſen iſt als für die Stadtverordneten, und aus dieſem Grunde wollten wir den Antrag in einem Ausſchuß beraten, um uns dort zunächſt über die Höhe der Aufwandsentſchädi⸗ gung zu verſtändigen. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Sie halten den Antrag aufrecht? Stadtv. Klick: Jal) — Meine Damen und Herren, es iſt beantragt wor⸗ den, den Antrag an einen Ausſchuß Stadtv. Klick: Von 11 Mitgliedern!) — von 11 Mitgliedern zur weiteren Behandlung zu überweiſen. (Zuruf: 15 Mitglieder!) — Von anderer Seite werden 15 Mitglieder be⸗ antragt. (Stadtv. Klick: Einverſtanden!) (Der Antrag auf Verweiſung des Gegenſtandes an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern wird mit großer Mehrheit angenommen.) Das Protokoll der heutigen Sitzung vollziehen die Stadtv. Dr. Eyck, Grollmus und Hübner. Wir kommen zu Punkt 17 der Tagesordnung: der Stadtv. Dr. Krüger und Gen. betr. Schloßgarten. — Druckſache 217. Anfrage Die Anfrage lautet: Welche Schritte gedenkt der Magiſtrat zu tun, um den Zuſtänden der Unordnung im Schloßgarten ein Ende zu bereiten? Frageſteller Stadtv. Dr. Krüger: Wer die Zu⸗ ſtände, die ſich in dieſem Sommer im Schloßpark entwickelt hatten, aus eigener Anſchauung kennen gelernt hat, für den bedarf die Anfrage keiner Be⸗ gründung. Es iſt mir nur fraglich, wie weit der Magiſtrat helfen kann. Immerhin erſcheint es notwendig, dieſe Dinge einmal öffentlich zu be⸗ ſprechen. Der Schloßpark war früher eine Zierde der Stadt, ein weltberühmtes Schmuckſtück; er war eine Stätte, würdig der Grabſtätte Kaiſer Wilhelms I. und der Königin Luiſe, (Hurra! bei den unabhängigen Sozialdemokraten) eine Stätte, wo der anſtändige und ruhige Bürger noch ſchöne Natur genießen konnte. Heute, unter dem neuen Regime, iſt das anders Oktober 1919 fliegender Photograph ſeine Werlſtätte aufgeſchlagen hatte, auf die Wandlung zum Schlechten hin auf⸗ merkſam gemacht. Die Böſchungen der Wege waren zertreten, die Grasflächen waren zertrampelt und mit ſchmutzigem 4 4 bedeckt. Unbeaufſichtigt durften die Kinder dort im Schloßpark, wo ſonſt Ruhe herrſchte, nach Belieben toben und lärmen. Viel ſchlimmer war es aber, daß ſich allmählich ein halbwüchſiges Geſindel zuſammenfand. Es ſind nicht weniger als 30 bis 40 Mütter bei dem Schloß⸗ parkwächter geweſen, um ſich nach ihren Töchtern zu erkundigen, die 3 bis 4 Wochen lang nicht nach Hauſe gekommen waren und die zum großen Teil dort gefunden wurden, wo ſie ſich mit ihren Galanen herumtrieben und offenbar Vorſtudien für ihr künftiges Leben als Dirnen machten. Es ſind weiter Unflätigkeiten ſchlimmſter Art dort beobachtet wor⸗ den, die ſich öffentlich nicht erzählen laſſen. Die Rohlinge trieben ihre Ungeniertheit zum Teil ſo weit, daß ſie im Schloßpark badeten und ſich ſplitternackt ſonnten. Meine Herren, eine ſolche Freiheit für das „reife“ Volk geht denn doch zu weit. Die Schloß⸗ parkwächter waren gegen das Treiben ohnmächtig, obwohl es treue und gewiſſenhafte Beamte waren, Beamte, wie ſie ſich das neue Regime vielleicht nie⸗ mals erziehen wird. 2 (Lebhafte Rufe: Na! Na! bei den Sozialdemokraten.) Was dagegen geſchehen war, das wirkte geradezu lächerlich. Es waren an den Bäumen Plakate an⸗ geſchlagen, auf denen man leſen konnte: „Wachet ſelbſt, helft den Aufſehern, helft Schönes zu er⸗ halten!“ Nun, meine Damen und Herren, daß das irgendwie einen Eindruck auf das Geſindel gemacht hätte, das dem anſtändigen Publikum dort den Park verleidete, das werden Sie ſelbſt nicht glauben. Dieſe Plakate erinnern ſehr lebhaft an die Proteſte, die unſere neue Regierung an die Entente geſchickt hat, und von denen ſie ſich offenbar mehr Wirkung verſprach als von einem machtvollen Heere, das ſchleunigſt entwaffnet werden mußte. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Wir leben überhaupt in, einer Zeit wunderbarer „Freiheit“: einer Freiheit, geſtohlene Seife und Wäſche auf offener Straße verkaufen zu dürfen, einer Freiheit, daß man jeden Schauerroman ver⸗ öffentlichen und jeden Schundfilm vorführen darf, um das Volk bis in den innerſten Kern zu verſeuchen, und anderer Freiheiten mehr. Hier muß wirklich einmal Ordnung geſchaffen werden. (Zuruf bei den unabhängigen Sozialdemotraten Schr richtig! Mit dem Säbell) Freiheit iſt nichts weiter als Ordnung war das alte Preußen auch der freieſte er der ordentlichſte war. (Rufe: Hurral llarſchen Stelle für geworden. Schon beim Eintritt in den Schloßpark wurde man dadurch, daß mitten auf dem Wege e