468 Stadtv. Dr Hertz: Meine Damen und Herren! Wir werden gegen den Antrag auf Ausſchußberatung feine Einwendungen erheben. Aber ich kann mic der Einſicht nicht verſchließen, als ob gerade hier die Ausſchußberatung dazu dienen ſoll, nicht die Vorlage weiter zu verbeſſern, ſondern wahrſcheinlich zu ver⸗ ſchlechtern. (Zurufe bei den Demokraten: Warum denn!) 1 Wir haben gegen die Sparſamkeit an ſich nicht das Geringſte einzuwenden und anerkennen vollkommen, daß gegenwärtig die Notlage der Gemeinde zu ſpar⸗ ſamer Handlung zwingt. Aber die Sparſamkeit ge⸗ rade bei dieſer Vorlage macht uns doch ganz außer⸗ ordentlich mißtrauiſch. Im Ausſchuß iſt von den Bedenken, die jetzt hier zutage getreten ſind, nicht die Rede geweſen. Ich befürchte, daß eine neuerliche Beratung dieſer Vorlage ſie uns weniger annehmbar machen wird als gegenwärtig. Gegenüber dem Herrn Kollegen Mener möchte ich doch betonen, daß die Bedenken mernes Koſlegen Karrer vollkommen berechtigt ſind. Die Tatſache lößt ſich nicht aus der Welt ſchaffen, daß verheiratete Be⸗ amte und Aerzte ein eigenes Bad zur Verfügung haben, während man eine Notwendigkeit dafür »e! den verheirateten Arbeitern nicht anerkannt hat. Es iſt gar keine Rede davon, daß für ſeden le digen Arbeiter, der dort beſchäftigt wird, ein eigenes Bad geſchaffen werden ſoll. Aber für di kinderreichen Arbeiterfamilien iſt die Schaffung eines eigenen Bades unter den dort draußen herrſchenden Verhält⸗ niſſen eine dringende hygieniſche Notwendigkeit. Ich möchte dann noch einige Worte zu dem ſagen, was in der Vorlage nicht ſte h t. Im Aus⸗ ſchuß iſt mit überwiegender Mehrheit — ich glaube, in dem großen, gemeinſamen Ausſchuß waren nur zwei Stimmen dagegen — beſchloſſen worden, daß im Anſchluß an die Erweiterung des Sveiſeraums eine Bäckerei errichtet werden ſoll, die die Herſtellung der Backwaren für die dort untergebrachten Kranken zur Aufgabe hat. Ich betone ausdrücklich: dieſe Not⸗ wendiakeit iſt beſonders dringend anerkannt worden von den Aerzten, die erklärten, daß von der Schaffung dieſer eigenen Bäckerei es zum großen Teil abhängt, ob die Anſtalt ihre Aufaabe überhanpt wmird weiter erfülſen können; ſie erklärten, daß der Geſundheitszuſtand der Kranken es in ſehr vielen Tällen erforderlich macht, daß ihnen einwandfreie Backware verabreicht wird, die ſich in vrivaten Bäckereien gegenwärtia und auf abſehbare Zeit hin⸗ aus nicht wird herſtellen laſſen. Die Herren Aerzte haben uns aus ihrer Erfahrung ſogar weiter mitae⸗ teilt, daß ſich die Mißſtände bei der Verabreichung von ſchlechtem Brot und deraleichen nicht erſt wäh⸗ rend des Krieges gezeigt paben und deshalb nichf mit dem Anaenblick verſchwinden werden, wo die jetzigen Ernährunasverhältniſſe ihr Ende haben. ſon⸗ dern daß das bereits vor dem Kriege der Fall war, daß alſo nach feder Richtung hin die Notwendiakeit zur Errichtung einer Bäckerei gegeben iſt. Im Ans⸗ ſchuß iſt ferner von den ſachverſtändigen Herren des Maaiſtrats kein Bedenken aeäußert worden, das es;; irnendwie rechtfertigen mürde, daß dieſer Teil derf — Die Borlage durch den Maaiſtrat keine Genehmianna ge⸗] Pein, funden Rat. Ich hetone weiter, daß ſeſßſt einſae] Stephan Sitzung am 15. Oktober 1919 ch ſeien, daß ſie ihr daß die Argumente für die überzeugend e Bedenken zurückſtellen müßten. Trotz dieſer Sachlage hat der Magiſtrat Charlotten⸗ burg, wie mir mitgeteilt wurde, dieſen Teil der Vorlage geſtrichen. Ich verſtehe ein ſolches Ver⸗ halten nicht, und ich glaube, die Stadtverordneten⸗ verſammlung darf an dieſer Tatſache nicht vorbei⸗ gehen, ſie muß zum Ausdruck bringen, daß ſie mit dieſer Stellungnahme des Magiſtrats nicht einver⸗ ſtanden iſt. Wir ſtimmen Ausſchußſitzung zu, die Stellungnahme des Magiſtrats einer Reviſion unterzogen wird. der Debatte zugaben, ie Ar Errichtung einer eigenen Bäckerei ſo der Beratung der Vorlage in einer erwarten aber, daß dort vor allem eingehenden * (Die Verſammlung beſchließt die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt in dieſen Ausſchuß die Stadtv. Bade, Bollmann, Frau Heyl, Jaſtrow, Karrer, Klick, Dr Krüger, Leupold, Dr Löwenſtein, Meyer II, Dr. Mommſen, Panſchow, Scharnberg, Seifert, Dr Stephan.) Vorſteher Dr Borchardt: Bevor wir weiter⸗ gehen, habe ich mitzuteilen, daß noch zwei Anfragen eingegangen ſind: Den auf dem ſtädtiſchen Gelände an der Spandauer Chauſſee anſäſſigen Laubenkolo⸗ niſten iſt das Pachtverhältnis zum 31. Dezem⸗ ber d. I. ſeitens der Generalpächterin ge⸗ kündigt worden. Iſt der Magiſtrat bereit, die Gründe für dieſe Kündigung anzugeben, und kann dieſe eventuell rückgängig gemacht werden? Klick, Dr. Hertz, Nemitz und weitere Unterſchriften. Oberbürgermeiſter D. Scholz: Erſteres ja, zweites kaum. Jedenfalls ſind wir bereit, die An⸗ frage heute zu beantworten. 2 Vorſteher Dr. Borchardt: Alſ Anfrage heute verhandelt werden. Eine weitere Anfrage lautet: , Nach angeſtellten Ermittlungen iſt feſt⸗ aeſtellt worden, daß die jüdiſchen Fleiſcher der Stadt dauernd nur mit beſtem Friſchfleiſch be⸗ liefert werden, dagegen niemals Konſerven oder Salzfleiſch erhalren. zſt der Magiſtrat bereit, die ungerechte Bevorzugung füdiſcher Einwohner in der Friſchfleiſchverſorgung zu beſeitigen und di Wochenmenge an Friſchfleiſch für füdiſche Ei wohner dem geringeren Quantum 0 wird auch dieſe fleiſch, das der Allgemeinheit zugebilligt gleichzuſtelleneee (Zuruf bei den Dem Herren. die im Anfang der Beratung dieſes Nunktes] Eberhard in rimt afehnend verhalten gaben, im Verlanfe] Grm