Sigung am 15. Oktober 191 gang der Bevölkerung — die jetzige neue Zählung wind ja die genaueren Zahlen bringen — auf etwa 5 Millionen. Trotzdem iſt jedes Haus geſtopft voll und nirgends ſind Wohnungen zu erhalten. Es iſt nicht angängig, dieſe Wohnungsnot allein auf die Ausgewieſenen aus den beſetzten Provinzen zu ſchieben, ſondern die Gründe liegen wohl an einer ganz anderen Stelle. Werfen Sie Ihren Blick in das benachbarte Berlin, und zwar in das Zentrum Berlins. Da werden Sie ſehr leicht merken, woher das kommt. Ganz ſtill und allmählich findet eine ſtändige Einwanderung aus dem Oſten ſtatt. Es ſind Ruſſen, Polen, Slowaken, Tſchechen und Ga⸗ lizier, die ſich hier in Berlin einquartieren und die Wohnungen für unſere Leute wegnehmen. Was das zum großen Teil für Menſchen ſind, wiſſen Sie ſelber; das brauche ich Ihnen nicht näher zu er⸗ klären. Sehen Sie ſich die Schieber an, die alle in Groß⸗Berlin herumlaufen und dort die gewagteſten Geſchäfte machen. Im weſentlichen handelt es ſich dabei um zugewanderte Ausländer: man ſollte dar⸗ auf dringen, daß ſie wieder dahin geſchickt werden, wo ſie hergekommen ſind: in ihre geliebte öſtliche Heimat. 5 Wir in Charlottenburg haben auch darunter zu leiden. Ich möchte Ihnen die Zahlen der zugewan⸗ derten Ausländer aus den letzten 3 Jahren nennen. Es ſind im Jahre 1916 1821 Männer und Frauen zugewandert, im Jahre 1917: 1528, im Jahre 1918: 3300 und im Jahre 1919 bis zum Auguſt 2300, was, auf 12 Monate berechnet, 3500 ausmachen würde. — (Stadtv. Dr Eyck: Das ſind nicht nur Ausländer!) — Jawohl, das ſind Ausländer. (Stadtv. Dr Eyck: Die Zahlen ſind ſo nicht ver⸗ ſtändlich!) — Dann werde ich ſie nochmals wiederholen. Es ſind im Jahre 1916 in Charlottenburg 1800 Aus⸗ länder zugewandert. (Zuruf.) Die Zaſten vabe ich vom Starſtiſcher⸗Amer alſs werden ſie wohl richtig ſein. — Dann im Jahre 1017. 1500, im Jahre 1918. 3200 und bis zum Auguſt dieſes Jahres 2300, auf 12 Monate berechnet 473 möchte; es iſt das ſogenannte Beleuchtungsmuſeum in der Wilmersdorfer Straße. Sie betommen da in technologiſch vorzugtich durchgearveiteter Weiſe die Entwicllung des geſamten Beleuchtungsweſens vom Kienſpan dis zur Halbwatt⸗Lampe, die ganze Tech⸗ nit der Zündvorrichrungen und alle Lampenton⸗ ſtruttionen zu ſehen. Es iſt das eine technologiſch ſo einzigartige Sammlung, wie ſie ſelbſt das Deutſche Muſeum in München nicht aufzuweiſen hat. Dieſes Muſeum wird von einem Privatwerein unterhalten, und auch unſere Stadtgemeinde zahlt hierfür eine rleine Unterſtutzung von, glaube ich, 600 ℳ. Nun iſt dieſes Muſeum in einer Fünfzimmerwohnung in der Wilmersdorfer Straße 150 untergebracht. Jetzt wird von dieſem Muſeum verlangt, es ſolle, weil es nicht ſtart beſucht wird, ſeine Gegenſtände in Kiſten packen und auf den Boden ſtellen. Ein Muſeum, deſſen Schaugegenſtände in Kiſten gepackt ſind, die auf den Boden geſtellt werden, iſt tein Muſeum. Derartige Sammlungen dürften durch die Maß⸗ nahmen des Wohnungsamts nicht beeinträch⸗ tigt werd en. Auf der anderen Seite in der Hardenbergſtraße das Motivhaus, wo es mög⸗ lich iſt, jetzt einen aroßen Kientopp einzurichten! Wie iſt das möglich? Soviel ich weiß, iſt das in der jetzigen Zeit polizeilich gar nicht zuläſſig; aber da⸗ mit der betreffende Hausbeſitzer ſich etwas ſanieren kann, weil das Haus angeblich durch das während des Krieges dort untergebrachte Reſervelazarett ſtark ramponiert iſt, wird geſtattet, dort ein Kinemato⸗ graphen⸗Theater einzurichten. Auf der einen Seite wird alſo ein Kulturwert vernichtet, während auf der anderen Seite etwas recht Ueberflüſſiges neu ge⸗ ſchaffen wird. Ich möchte doch das. Wohnungsamt bitten, die beiden Sachen, die in einem zu kraſſen zueinander ſtehen, etwas genauer zu ſtu⸗ ieren. Stadtv. Dr. Hertz: Meine Damen und Herren! Wir ſind gewiß alle dafür dankbar, wenn durch ein⸗ gehende Unterſuchungen die Urſachen der Wohnungs⸗ not ſo klargeſtellt werden, daß die Mittel zu ihrer Abhilfe leichter zu ergreifen ſind als bisher. Aber ich glaube, neben mir und meinen Freunden wird wohl auch die große Mehrheit dieſer Verſammlung der Meinung ſein, daß die Ausführungen des Herrn Vorredners weder neu noch richtig waren. Neu inſofern nicht, als ja in der geſtrigen Berliner Stadtverordnetenverſammlung ähnliche unrichtige Gedankengänge bereits vorgetragen und zurück⸗ gewieſen worden ſind, und unrichtig inſofern, als ſie durchaus auf einer Verkennung und falſchen Ein⸗ ſchätzung aller der Momente beruhen, die zur Ent⸗ ſtehung dieſes Wohnungselends — denn von Not oder Mangel kann ja nicht einmal mehr die Rede ſein, das ſind ja viel zu gelinde Ausdrücke — ge⸗ ſführt haben. Ich halte es für überflüſſig, in dieſem Zu⸗ ſammenhange auf die Urſachen der Wohnungsnot hinzuweiſen, möchte aber dem Herrn Vorredner, der ja anſcheinend aus ſehr beſtimmten Motiven und * Abſichten heraus hier einen Angriff gegen läſtige Aus⸗ länder gerichtet hat, erklären, daß ich mich namens meiner Freunde eigentlich mit ſeinem Antrag ein⸗ wan⸗ verſtanden erklären könnte, nämlich dann, wenn ich 4 . 4 . die ihn zu ſeiner „7 ung gebracht hat, und wenn ich mich von grund⸗ 1 Erwägungen losſagen würde, die mich daran Denn die Ausländer, die gegenwärtig und 5