Sitzung am 15. Oktober 1919 umſieht, weiß, daß z. B. in ſehr vielen Fällen ſchon die eine Tatſache, daß bisher ſonſt alleinſtehende Per⸗ ſonen ihre Eltern aus der Provinz herangezogen haben, um unter den heutigen Lebensverhältniſſen be⸗ quemer wirtſchaften zu können, bereits einen Zuzug hervorgerufen hat, ohne daß durch dieſen Zuzug etwa ſ. Wohnungen in Anſpruch genommen worden ind. Ich will mich, wie geſagt, mit dieſen Allgemein⸗ heiten nicht aufhalten, ſondern nur einen Umſtand hervorheben, und zwar im Gegenſatz zu dem Bericht⸗ erſtatter, Herrn Stadtv. Panſchow. Wir haben uns in der Ausſchußſitzung nicht einmütig mit dem Er⸗ laß vom 16. September einverſtanden erklären kön⸗ nen, der vom Wohnungsverband Berlin heraus⸗ gegeben iſt und den Stadtgemeinden die Ermächtigung gibt, mit Hilfe der ſogenannten Einquartierungs⸗ pflicht der Wohnungsnot entgegenzutreren. Wir haben vielmehr — und ich habe das auch bereits in der Ausſchußſitzung zum Ausdruck gebracht — den Eindruck, wie Herr Kollege Dr. Hertz ſchon hervor⸗ gehoben hat, daß dieſer Erlaß vom 16. September eine durchaus ungenügende Maßregel darſtellt. Sie wird vielleicht in einem Punkte eine Beſſerung herbei⸗ führen, nämlich für die alleinſtehenden Per⸗ ſonen, die in größeren Wohnungen einzelne möblierte Zimmer zugewieſen bekommen. Sie wird aber keine Abhilfe für diejenigen Familien ſchaffen, deren Behauſung uns am eheſten am Herzen liegen muß, weil der Erlaß die Einquartierung von Familien in großen Wohnungen nur in einem ſo engen Rahmen zu⸗ läßt, daß wahrſcheinlich in größerem Umfange davon überhaupt nicht wird Gebrauch gemacht werden können. Ich will für diejenigen Kollegen, die das nicht wiſſen, hervorheben, daß dieſe Ermächtigung ausdrücklich vorausſetzt, daß die Wohnungen nicht nur getrennte Zugänge, nicht nur, was ſchon eine ſehr weſentliche Erſchwerung iſt, getrennte Küchen haben müſſen, ſondern auch noch getrennte Be⸗ leuchtungseinrichtungen, d. h. getrennte Gaſometer. Das wird in den meiſten Fällen eine Unmöglichkeit ſein, namentlich deshalb, da außerdem noch Voraus⸗ ſetzung iſt, daß dieſe Neuſchaffung von Wohnungen ohne erhebliche bauliche Aenderungen geſchieht. Aus allen dieſen Gründen gibt der Erlaß vom 16. Sep⸗ tember, an den wir zurzeit gebunden ſind, tatſäch⸗ lich keine Möglichkeit, im Rahmen des objektiv Mög⸗ lichen und Zuläſſigen neue Wohnungen zu ſchaffen. Wir müſſen uns heute, wie die Dinge liegen, zunächſt einmal darauf verlaſſen, daß wenigſtens einigermaßen mit dieſer Verordnung etwas geſchaffen wird. Wir werden aber unſeren Widerſtand nun⸗ mehr dort einſetzen müſſen, wo der Wohnungsverband Groß⸗Berlin ſeinen Sitz hat, und dieſen Erlaß, der in einem viel zu engen Rahmen die Neuſchaffung von Behauſungen ermöglicht, bekämpfen müſſen. zch will mich damit begnügen und möchte nur unoch hervorheben, daß in allgemeiner Beziehung der Wohnungsnot noch bei weitem nicht die Bedeutung für unſer ganzes ſittliches und geiſtiges Leben bei⸗ gemeſſen wird, wie es notwendig iſt; und wenn ge⸗ rade von der rechten Seite des Hauſes verſchiedent⸗ lich, auch in der vorigen Sitzung, Klagen in ſitt⸗ licher Besiehung gegen die ten, daß ie Maſſe der Bevölkerung] ſo tann ich dem aur entgegen⸗ ene die man heute 2* 4 75 Teile mit der ungenügenden Behauſung zuſammen⸗ hängt, auf die ſehr viele in unſerer Bevölkerung angewieſen ſind. Die Beſeitigung dieſer unzu⸗ reichenden Wohnungsverhältniſſe wird vielleicht am eheſten den Wandel ſchaffen, den wir alle wünſchen. Meine Fraktion tritt für die Ausſchußan⸗ träge ein. Stadtſyndikus Sembritzki: Meine Damen und Herren! Ich will der Verſuchung widerſtreben, in eine Erörterung all der vorgebrachten und noch vor⸗ zubringenden Punkte einzutreten: es liegt mir nur daran, einen Irrtum klarzuſtellen, der bei mehreren der Herren Vorredner obzuwalten ſcheint. Es wird von dem unzureichenden Erlaß des Wohnungsver⸗ bandes geſprochen. Dieſer Erlaß rührt nicht vom Wohnungsverband, ſondern vom preußiſchen Mi⸗ niſterium her, und der Wohnungsverband iſt lediglich der Briefträger in dieſer Sache. Alſo nicht der Wohnungsverband iſt ſchuld, wenn der Erlaß, wie einige der Herren Vorredner annehmen, nicht zu einer genügenden Milderung der Wohnungsnot führen wird. Ich möchte im übrigen doch den Erlaß nicht ſo peſſimiſtiſch beurteilen, wie das geſchehen iſt. Schon die erſten in dieſen Tagen eingeleiteten ſuſtematiſchen Beſichtigungen der Wohnungen in unſerer Stadt laſſen die Hoffnung begründet erſcheinen, daß es doch in einer verhältnismäßig aroßen Zahl gelingen wird, durch Trennung von großen Wohnungen neue Wohn⸗ räume ohne allzu erhebliche bauliche Eingriffe und unter voller Wahrung der Anforderungen des Er⸗ laſſes zu ſchaffen. 2 Stadtv. Dr Eyck: Meine Damen und Herren! Ich glaube, ich brauche bei der gegenwärtigen Sach⸗ lage die Zeit der Verſammlung nicht durch allzu lange Ausführungen in Anſpruch zu nehmen. Es hat ſich ja im Ausſchuß durch die ſachliche Auſprache, die dort ſtattgefunden hat, eine gewiſſe Annäherung der Anſichten herausgeſtellt. Wir ſind uns alle dar⸗ über einig geworden, was Herr Kollege Hertz auch ausgeſprochen hat, daß der Magiſtrat das tut, was man auf Grund der nun einmal gegebenen Rechts⸗ lage von ihm verlangen kann. Ob man nun über die Verordnung vom 16. September ſo peſſimiſtiſch urteilt wie Herr Kollege Hertz, oder optimiſtiſcher wie der Herr Vertreter des Magiſtrats —, wer in dem Streit recht hat, das möge der Zukunft überlaſſen bleiben. Ich für meine Perſon halte es für keine kluge Politik, wenn man eine Maßregel von dieſer Bedeutung von vornherein in ihrer Wirkſamkeit 10 herabſetzt, wie das von einigen der Herren Vorredner geſchehen iſt. Es kann doch nicht überſehen werden, daß dieſe Anordnung bereits einen außerordentlich weitgehenden Eingriff in die per⸗ ſönliche Freiheit des Bürgers darſtellt, und wir wollen doch gewiß alleſamt nicht ohne die dringendſte Not über das hinausgehen, was in dieſer Beziehuna bereits geſchehen iſt. Aber das würde erſt Aufgabe einer ſpäteren Ueberleauna ſein, wenn ſich die Ergebniſſe herausgeſtellt haben ſollten, die auf Grund des gegenwärtigen Rechtszu⸗ ſtandes zu erzielen ſind. Damit kann ich mich von dem vorliegenden Be⸗ ſchluß des Ausſchuſſes verabſchieden, und ich möchte nur noch einige Worte zu dem Thema ſagen, das rr Dr. Stephan hier in der Debatte anaeſchnitten S, e nI hat. Ich mache aar kein Hehl daraus, daß ich auf