478 ledigt iſt. Deswegen befürchten meine Freunde nicht, daß durch die Verzögerung, die eine Ausſchußbera⸗ tung notwendigerweiſe hervorruft, jetzt eine beſon⸗ dere Notlage bei dem Opernhaus entſtehen kann. Wenn meine Freunde nun aber wünſchen, daß die Vorlage in einem Ausſchuß beraten wird, ſo ge⸗ ſchieht das auch deswegen, weil die Staffelung der Preiſe, wie die Opernhausverwaltung ſie Ihnen vor⸗ ſchlägt, meinen Freunden zu ſchweren Bedenken Ver⸗ anlaſſung gibt. Meine Freunde ſind der Meinung, daß, da das Unternehmen als Volksunternehmen ge⸗ dacht iſt, da es den Charakter als ſolches auch weiter behalten ſoll, es doch nicht recht angebracht erſcheint, den niedrigſten Satz im Iv. Rang von 2,50 ℳ auf 3,50 ℳ und für beſondere Vorſtellungen ſogar auf 5 %ℳ zu erhöhen. Den Ausfall, der dadurch ent⸗ ſtahen würde, daß man hier den alten Satz von 2,50 ℳ beläßt, könnte man, meinen meine Freunde, wieder dadurch einbringen, daß man die teuerſten Plätze noch etwas mehr erhöht. Denn wer 15 ℳ für den Platz bezahlt, dem kann man, meinen meine Freunde, auch zumuten, 17 ℳ zu bezahlen. Aber meine Freunde ſind der Meinung, daß man eine an⸗ dere Preisſkala, wie ſie uns hier vorgeſchlagen wird, und zwar doch offenbar nach einer ſehr ſorgfältigen Berechnung der Direktion, nun nicht einfach aus dem Aermel ſchütteln und hier beſtimmte Sätze vor⸗ ſchlagen kann, ſondern daß, wenn man an dieſen Sätzen rütteln will, das einer ſehr ſorgfältigen Be⸗ ratung in einem Ausſchuß bedarf, zu der vielleicht ein Sachverſtändiger der Direktion mit hinzugezogen wird, um zu ſehen, ob es ſich wirklich ermöglichen läßt, die teuerſten Sitze noch etwas im Preiſe zu er⸗ höhen und demgegenüber den oder die billigſten Plätze von der Erhöhung frei zu laſſen. Das, wie geſagt, iſt der eine Grund, warum meine Freunde eine Beratung im Ausſchuß wünſchen. Ein zweiter Grund iſt das außerordentliche Mißverhältnis, das ſich nunmehr bei den erhöhten Preiſen gegenüber den Stammſitzpreiſen ergibt. Die Stammſitzpreiſe ſind einigermaßen in ein richtiges Verhältnis zu den Kaſſenpreiſen gebracht worden, in der Annahme, daß doch nunmehr die letzthin be⸗ willigten Kaſſenpreiſe auch wirklich für eine Spiel⸗ zeit die Kaſſenpreiſe ſein werden. Wenn aber dieſe Annahme trügt — und nach dem, was wir gehört haben, trügt ſie wirklich, wir werden die Preiſe er⸗ höhen müſſen —, dann iſt das Verhältnis der Stammſitzpreiſe zu den Kaſſenpreiſen durchaus nicht mehr ein irgendwie erträgliches. Der teuerſte Stammfſitzpreis ſoll 7 ℳ betragen, und im III. Rang ſoll der gewöhnliche Kaſſenpreis für die Mitte auch 7 %ℳ, ſogar an der Seite 8 ℳ und im IV. Rang 5 ℳ ausmachen. Das alſo gegenüber einem Stamm⸗ ſitzpreis von 7 ℳ auf dem teuerſten Platz! Deswegen ſind meine Freunde durchaus mit den Abſätzen der Vorlage einverſtanden, in denen davon die Rede iſt, daß die Abonnementsbedin⸗ gungen für die künftigen Spielzeiten in der Richtung geändert werden, daß in dieſe Bedingungen eine Be⸗ ſtimmung aufgenommen wird, wonach ſich auch die Stammſitzinhaber, falls eine Erhöhung der Kaſſen⸗ preiſe notwendig wird, eine Erhöhung der Stamm⸗ ſitzpreiſe gefallen laſſen müſſen. Aber das würde, wie die Vorlage ſagt, nur für die nächſte Spielzeit gehen. Meine Freunde ſind indeſſen der Meinung, Sitzung am 15. Oktober 1919 Worte zu dem Man hält dem die geſchloſſenen Verträge ent⸗ gegen, und ſo gern ich ein Wortführer der Vertrags⸗ treue bin, ſo ſehr muß ich doch ſagen, daß es in der gegenwärtigen Zeit durchaus nicht ausgeſchloſſen er⸗ ſcheint, daß auch beſtehende Verträge innerhalb der Vertragsdauer geändert werden. Auch die höchſten Reichs⸗ und Staatsbehörden haben in beſtehende Verträge eingegriffen — ich Hrauche nur an die Miewerträge zu erinnern —, und deswegen ſind meine Freunde der Anſicht, daß ſich immerhin eine eingehende Prüfung im Ausſchuß nach der Richtung verlohnt, ob es nicht möglich iſt, trotz des beſtehenden Vertrages einen Weg zu finden, um die Stammfitz⸗ preiſe innerhalb der jetzigen Spielperiode mit den zu erhöhenden Kaſſenpreiſen einigermaßen in Einklang zu bringen. Dabei iſt ein großer Teil, ich glaube, die Mehr⸗ zahl meiner Freunde auch der Anſicht, daß in Erwä⸗ gungen darüber eingetreten werden möchte, ob die Anzahl der Stammſitze nicht etwas abzubauen iſt. Wir haben gehört, daß über 50% der ſämtlichen Plätze Stammſitze ſind. Meinen Freunden erſcheint das angeſichts der gegenwärtigen Konjunktur doch etwas reichlich, und wenn wir uns auch nicht ver⸗ hehlen, daß die Stammſitzinhaber das eigentliche finanzielle Rückgrat des Opernhausbetriebes bilden, namentlich in zukünftigen, weniger guten Zeiten für das Theater ſein werden, ſo meinen wir doch, daß man im Ausſchuß die Frage näher prüfen ſollte, 00 die Zahl der Stammfſitze nicht etwas eingeſchränkt werden kann. 8 Noch eine dritte Frage wünſchen meine Freunde im Ausſchuß eingehend zu erörtern. Unſer Opern⸗ haus iſt als ein Volkshaus errichtet worden, und es ſoll auch ein Theater für das Volk bleiben, es ſoll ein Volkstheater ſein und bleiben, ſoll dieſen Cha⸗ rakter bewahren, und wir erkennen an, daß trotz der hohen Preiſe von 15 und 20 ℳ für die beſten Plätze, die ſogar nach den Intentionen meiner Freunde durch die Ausſchußberatung noch etwas er⸗ höht werden ſollen, das Theater im ganzen, ver⸗ glichen mit den Preiſen anderer Berliner Theater, immer noch als ein Volkstheater gelten könnte, wenn wir nur nach den Eintrittspreiſen ſehen. Aber ein Volkstheater ſoll doch auch die Möglichkeit bieten, daß die Volksmitglieder hineinkommen, daß es ihnen möglich iſt, Eintrittskarten zu erhalten. Das aber iſt, wie eine ziemlich weitgehende und allgemeine Klage zeigt, faſt unmöglich. Auch die Eintrittskarten unſeres Opernhauſes werden im Billetthandel mit einem ganz gehörigen Aufſchlag vertrieben, und meine Freunde wünſchen, daß im Ausſchuß doch mit der 474,4. e, 4 beraten werden möge, ob es nicht möglich iſt, dieſem Unfug des Billetthandels zu ſteuern und dafür zu ſorgen, daß unſere Mitbürger, die Eintrittskarten haben wollen, ſie nun auch wirklich zu den Prei ie di Verwaltung verlangt und bekommt, ſind, wie geſagt, die Gründe, Freunde eine Ausſchußberatung Ich darf mir nun vielleicht gleich Antrag des Herrn erlauben. Der erſte Abſatz mit den Wünſchen m Kollege Broh einſehen daß im Ausſchuß die Frage zu prüfen iſt, ob nicht tung auch ſchon in der gegenwärtigen Spi höhung der Stammſitzpreiſe möglich iſt. elzeit eine Er⸗ nicht ei