479 Sitzung am 15. Oktober 1919 meiner Freunde; aber die Frage, ob es möglich iſt, Maßnahmen gegen den Billetthandel zu treffen, können wir auch nur im Ausſchuß beſprechen. Den dritten Abſatz des Antrages Broh bitte ich abzu⸗ lehnen. Das Opernhaus veranſtaltet billige Vor⸗ ſtellungen bereits in demjenigen Umfange, der über⸗ haupt irgend möglich iſt, und es erſcheint nicht an⸗ gebracht, auf die Opernhausverwaltung einen Druck nach einer Richtung hin auszuüben, der die Verwal⸗ tung beim beſten Willen nicht wird folgen können. Wenn ſie auch nur verſuchen würde, ihr zu folgen, ſo würden die Kräfte, namentlich die Orcheſterkräfte, überanſtrengt werden müſſen, und die Vorſtellungen würden außerordentlich leiden. Herr Kollege Broh wünſcht aber nicht, daß nur billige Volksvorſtel⸗ lungen veranſtaltet werden, jondern er wird auch wollen, daß billige und gute Volksvorſtellungen ſtattfinden. Das iſt aber ſo, wie die Dinge liegen, eine glatte Unmöglichkeit; freie Nachmittage ſind gar nicht mehr vorhanden. Was ſchließlich den Abſatz 4 des Antrages Broh betrifft, ſo kann ich mich dazu nicht äußern, bevor ich nicht weiß, welche Tatſachen und Umſtände dieſem Antrag zugrunde liegen. Vorſteher⸗Stellv. Dr Frentzel: Herr Kollege Borchardt, ich darf wohl annehmen, daß Sie mit Ihrem Antrag auf Ausſchußverweiſung auch gleich wünſchen, daß der Antrag Broh und Gen. ebenfalls dem Ausſchuß mit überwieſen wird, um ſo mehr, da Sie bereits auf einzelne Teile des Antrags einge⸗ gangen ſind. (Zuſtimmung des Stadtv. Dr. Borchar de.) Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Damen und Herren! Ich habe ſchon häufiger als Vertreter des Maaiſtrats die Ehre gehabt, zu erklären, daß ſich der Maaiſtrat einer von der Stadtverorönetenver⸗ ſammlung gewünſchten Ausſchußberatung nie ent⸗ zieht, ſelbſt wenn er ſie ſelbſt nicht für unbedingt not⸗ wendig hält. Ich kann daher erklären, daß wir uns an einer Ausſchußberatung gern beteiligen werden. Gerade unter dieſer Vorausſetzung enthalte ich mich aber auch, auf die Ausführungen des Herrn Vor⸗ redners einzugehen, da dazu im Ausſchuß Gelegen⸗ heit ſein wird. Die aleiche Selbſtbeſchränkung lege ich mir bezüalich des Antrages der Unabhänaigen Fraktion auf, da ich mit dem Herrn Vorſteher an⸗ nehme, daß dieſer Antraa vorausſichtlich ebenfalls dem Ausſchuß überwieſen wird. Ich wäre ſehr dank⸗ bar, wenn dieſe Selbſtbeſchränkung auch von den künftigen Rednern eingehalten würde. hauſes über die Wirtſchaftsführung des Inſtituts be⸗ ſonders unterrichtet werden, ſo daß ſie einen Beariff davon bekommen, woher die Einnahmen eigentlich ſtammen und in welchem Umfange die Ausgaben ge⸗ leiſtet werden können. Es iſt ja eine allgemeine Erſcheinung in unſerem Wirtſchaftsleben, daß von den Arbeitnehmern immer Forderungen geſtellt wer⸗ den, die von den Arbeitaebern nicht befriedigt wer⸗ den können, weil die notwendigen Einnahmen dafür nicht vorhanden ſind. Unſere Wünſche gehen deshalb dahin, daß über die Wirtſchaftsführung des ganzen Opernhausunternehmens Klarheit herbeigeführt wird, damit ſolche exorbitanten Forderungen, die zu derartigen unangenehmen Folgen geführt haben, auf⸗ hören. Wir haben uns alle mit Freuden an der Gründung des Opernhauſes beteiligt, ganz Char⸗ lottenburg iſt ſtolz auf dieſes Unternehmen. Wir haben es gern und mit der feſten Abſicht einge⸗ richtet, den vielen Bildungsmöalichkeiten, die wir für die Bürgerſchaft geſchaffen haben, die Krone hinzu⸗ zufügen: die Bildung zur Kunſt. Das wird dadurch ganz hintangeſtellt. Wenn es zur Ausſchußberatung kommt, ſo möge dabei etwas Gutes herauskommen. Ich alaube, daß die Büraerliche Fraktion der Aus⸗ ſchußberatung zuſtimmen wird. Stadtv. Dr Broh: Meine politiſchen Freunde ſind aufs höchſte darüber erfreut, daß Herr Kollege Dr. Borchardt heute die Stellung eingenommen hat, die er Ihnen vorgetragen hat, um ſo erfreuter, als darin eine vollſtändige Schwenkung ſeines bisherigen Standpunktes liegt. 1 (Rufe: Nanu, wieſo denn?) — Das kann nur jemand fragen, der mit den Dingen nicht Beſcheid weiß. (Große Heiterkeit und Zurufe.) — Warten Sie doch, bis ich Ihnen die Sache dar⸗ lege, und ſtören Sie mich nicht durch überflüſſige Fragen. — Herr Kollege Dr. Borchardt hat in der Deputation für den Bau und Betrieb des Deutſchen Opernhauſes einen ſehr energiſchen Kampf gegen den gleichen Antrag geführt, der Ihnen heute vor⸗ liegt und den er heute plötzlich verteidigt hat. Er hat den Kampf derart entſchieden geführt, daß wir ſogar perſönlich aneinander geraten ſind, (Stadtv. Gebert: Das hält nicht ſchwer!) und daß ich ihm vorwerfen mußte, daß er durch den Sukkurs, den er den bürgerlichen Parteien in dieſer Frage hat zuteil werden laſſen, meinen Antrag zu Fall gebracht hat. Er erklärte, daß ihm ſelbſt der Vorwurf der Volksfeindlichkeit in dieſer Frage ganz gleichgültig ſei. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel (unterbrechend): Herr Kollege, ich möchte Sie darauf aufmerkſam Volke machen, daß es den Gepflogenheiten des Hauſes nicht entſpricht, Einzelheiten aus Ausſchuß⸗ und Deputa⸗ tionsberatungen mit Namensnennung der Oeffent⸗ es lichteit betanntzugeben. , ee,, ,