Sitzung am 15. Ottober 1919 Stadtv. Bollmann: Meine Damen und Herren! Wir bedauern ebenfalls auf das lebhafteſte, daß wir gezwungen ſind, die Preiſe im Deutſchen Opernhauſe jetzt ſchon wieder zu er⸗ höhen, gezwungen durch die exorbi⸗ tanten Forderungen der Angeſtellten. Wir bedauern, daß durch die andauernden Preis⸗ erhöhungen der Charakter der Volksoper immer mehr verſchwindet. Die Anträge, die Herr Kollege Broh und ſeine Freunde hier geſtellt haben, ſind in der Deputation ſchon eingehend behandelt worden. Die Be⸗ ratungen haben dahin geführt, daß dieſe Anträge als undurchführbar abgelehnt werden mußten. Ich glaube auch, daß auch in dem beantragten Ausſchuß etwas Weſentliches nicht herauskommen wird. Wogegen ich mich aber wenden möchte, das iſt, daß die Preiſe für die teueren Plätze noch weiter erhöht werden zugunſten der billigeren Plätze. Die Preiſe der Plätze anderer Theater, deren Leiſtungen nicht entfernt an das Deutſche Opernhaus heran⸗ reichen, ſind weſentlich höher, als jetzt gerade für den dritten und vierten Rang beantragt wird. Außer⸗ dem kommt hinzu, daß die Rentabilität auf der Er⸗ höhung für die billigeren Plätze mit aufgebaut iſt. Herr Kollege Broh kann doch auch gar nicht nach⸗ weiſen, daß der dritte und vierte Rang faſt nur von den Unbemittelten benutzt wird. Ich beſtreite das. Ferner kommt hinzu, daß das Deutſche Opernhaus in ſehr hohem Maße von Nichtcharlottenburgern be⸗ ſucht wird. Ich ſehe gar nicht ein, weshalb wir für Nichtcharlottenburger eventuell aus unſerm Stadt⸗ ſäckel Zuſchüſſe leiſten ſollen. Meine Damen und Herren, wir haben aus⸗ drücklich in der Deputation feſtgeſtellt, daß wir uns hüten müſſen, zu nahe den Preiſen zu kommen, die die Staatsoper fordert, denn daß dieſe Beſſeres leiſtet als das Deutſche Opernhaus, beſonders in be⸗ zug auf das Orcheſter, auch in bezug auf ein⸗ zelne Vorſtellungen, das iſt feſtgeſtellt. Wir werden im Ausſchuß weiter Gelegenheit haben, uns über die Anträge im Verein mit der Direktion des Opern⸗ hauſes zu unterhalten. Ich halte es aber für aus⸗ geſchloſſen, daß es möglich ſein wird, an der Vorlage etwas zu ändern. 1 ugen nachher getracht (e, 44ge 481 halten, die ich in der Deputation geäußert habe, ſondern ich habe es für richtig gehalten, die Stellung meiner Freunde, wie ich das ſehr ſcharf betont habe, darzulegen. Es würde mir übrigens nicht ſchwer fallen, vor einem dazu berufenen Forum darzutun, daß meine Haltung durchaus konſequent iſt. Aller⸗ dings würde der Kollege Broh, wenn er dieſem Fo⸗ rum angehörte, doch zu einem entgegengeſetzten Ur⸗ teil kommen. Das liegt an ihm und nicht an meiner Haltung. Magiſtratsaſſeſſor Gluck: Meine Damen und Herren! Ich möchte nur einige kurze Berichtigungen machen. Es wurde hier geſagt, daß das Deutſche Opernhaus nur einen Teil der Nachmittagsvor⸗ ſtellungen für die Volksbühne weggegeben habe. Ich habe mich heute noch erkundigt, es ſind ſämtliche Nach⸗ mittagsvorſtellungen an die Freie Volksbühne weg⸗ gegeben. Die Plätze werden zu 2 ℳ pro Karte ver⸗ kauft. Ein Fünftel der Eintrittskarten bleibt noch für den Kaſſenverkauf übrig; dieſe werden zu mini⸗ malen Preiſen, von 2 bis 7 M, an das Publikum abgegeben. Außerdem iſt das Opernhaus verpflichtet, uns vier Vorſtellungen im ganzen für Fortbildungs⸗ ſchüler zum Preiſe von 0,50 bis 1,25 ℳ zu geben und ebenfalls 10 weitere Vorſtellungen für Volks⸗ ſchüler. (Zuruf des Stadtv. Dr. Broh.) — Sämtliche Sonntage ſind vergeben. (Zuruf des Stadtv. Dr Broh.) Von den Sonnabend⸗Nachmittagen ſind ſchon 14 Vorſtellungen fort. Hinzu kommt, daß das Orcheſter 10 populäre Konzerte veranſtaltet zu Preiſen von 50 „§ bis 3 ℳ. Wir werden unmöglich, ſelbſt wenn wir heute den Wunſch haben, weitere Vorſtellungen geben können, weil wir an der Kohlenkalamität leiden. Mehr Strom kann dem Opernhaus nicht zugebilligt werden. Ich bin dauernd bemüht, die nötige Menge Strom bei der Kohlenſtelle durchzuſetzen. Endlich kommt hinzu, daß die Angeſtellten nicht weitere Dorſtellungen nachmittags werden geben können bei dem Rieſenapparat, der bei den Abendvorſtellungen herrſcht, und bei der Kleinheit des Soloperſonals. Ich bin es Herrn Direktor Hartmann ſchuldig, das zu betonen, weil neulich behauptet worden iſt, er hätte ein zu großes Soloperſonal. Dann möchte ich noch auf den Vertrag mit Herrn Direktor Hartmann zurückkommen. An Herrn Direktor Hartmann und Herrn Direktor Neumann⸗ Hofer ſind Tantiemen nur einmal ausgezahlt wor⸗ den, im vorigen Jahre, als ein Ueberſchuß da war. Die Tantiemen betrugen nicht 15%, ſondern 7% vom Reinüberſchuß. Außerdem haben die Herren noch die Hälfte gutſchreiben laſſen, um einen nennens⸗ werten Reſervefonds zu haben. In Zukunft iſt nicht daran zu denken, daß den Herren ein Pfennig Tartieme zugute kommt; denn die Einnahmen ſind t bei ausverkauften Häu⸗