482 zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bollmann, Dr Borchardt, Dr Broh, Gebert, Grollmus, Groß, Dr Hertz, Horlitz, Jaſtrow, Klick, Frau Klockow, Mar⸗ cuſe, Marzahn, Panſchow und Zielenziger.) Vorſteher⸗Stellv. Dr Frentzel: zu Punkt 9: Vorlage betr. Aufrechterhaltung des Säuglings⸗ heims Charlottenburg⸗Weſtend. — Druckſache 229. Wir kommen Stadtv. Skaller: Meine Damen und Herren! Wer die Defizits der letzten Jahre beim Säuglings⸗ heim kennt und ihre Urſachen, wird nicht überraſcht geweſen ſein, aus der Vorlage zu erſehen, daß der wirtſchaftliche Zuſammenbruch dieſes Inſtituts vor der Türe ſteht. Meine Freunde können ſich auch nicht der Annahme verſchließen, daß andere auf Wohl⸗ tätigkeit und privater Hilfe aufgebaute Inſtitute in Kürze einem ähnlichen Schickſal heimfallen werden. Zurzeit herrſcht eben keine Konjunktur für Wohl⸗ tätigkeit und das Privatkapital, das ſich den Lurus der Wohltätigteit leiſtet, verſagt jetzt vollkommen. Vielleicht, daß die Regierung ſich entſchließt, eine neue Rettungsmedaille zu ſchaffen, um denjenigen, die zu beſtimmten Zwecken Wohltätigkeit leiſten, die Quittung in Form eines Ordens zu erſtatten. Ich ſage das nicht, um allgemein zum Ausdruck zu bringen, daß wir über jede Wogltätigkeitsunter⸗ ſtützung ſo denken. Ich und meine Freunde haben die Ueberzeugung, daß vor allem die Protektorin dieſes Inſtituts aus innerem Bedürfnis und aus Liebe zur Sache die großen Summen im Laufe der Jahre dem Säuglingsheim zur Verfügung ge⸗ ſtellt hat. Bei den Inſtituten, die auf Wohltätigkeit auf⸗ gebaut ſind, werden wir aber zu unterſuchen haben: erſtens die Eriſtenzberechtigung und zweitens, wie⸗ weit, falls die Wohltätigkeit im allgemeinen verſagt, andere öffentliche Organe, wie jetzt hier die Stadt, einzugreifen nötig haben. Ueber die Eriſtenzberechtigung dieſes Inſtituts wird kaum ein Zweifel beſtehen. Alle Parteien haben wohl in ihrem Programm Mutterſchutz und Kinder⸗ ſchutz. Wo wir die Möglichkeit haben, das Band gwiſchen Mutter und Kind ſtärker zu knüpfen und dafür zu ſorgen, daß unehelich geborene Kinder mit ihren Müttern Jahre hindurch in einem beſtimmten Heim untergebracht werden können, da ſollten wir es tun. Die Tatſachen bürgen dafür, daß eine Not⸗ wendigkeit vorhanden iſt, und wenn ein ſolches In⸗ ſtitut noch nicht beſtünde, ſo würde die Stadt wohl die Verpflichtung haben, ſich mit der Frage zu be⸗ ſchäftigen, ob es nicht eingerichtet werden müſſe. Anderſeits liegt die Situation ſo, wie ſie in der Vorlage geſchildert iſt. Das Inſtitut ſteht vor dem Zufammenbruch, und wir werden uns über kurz ader lang, wahrſcheinlich über kurz, dazu entſchließen müſſen, dieſes Inſtitut in eigene Regie zu nehmen. Aus der Vorlage haben wir erſehen, in beſchränktem Maße ſchon Zuſchüſſe gewährt haben. Wenn 1 — 27 , wir wiſſen, daß die Mehrzahl der dortigen Inſaſſen Charlottenburger ſind und wir die Verpflichtung haben, für dieſe zu ſorgen, ſo müſſen wir zu dem Schluß kommen, daß wir tatſächlich von der Verwal⸗ tung dieſes Inſtituts jährlich ein großes Geſchenk er⸗ ka Denn wenn wir zuſammenrechnen halten haben. daß wir bisher Sache aber kritiſch verfolgen und wenn Sitzung am 15. Oktober 1919 wollten, was wir an andere Inſtitute für die Unter⸗ bringung der Inſaſſen zu zahlen hätten, dann haben wir mit der jährlichen Unterſtützung des Heims noch Erſparniſſe gemacht. Dazu kommt noch, daß, wenn wir das Inſtitut übernehmen, wir die Möglichkeit haben, es nach anderer Richtung, wie der Magiſtrat vorſchlägt, für uns zu verwerten, ſo daß alle Veran⸗ laſſung vorliegt, den Magiſtrat zu erſuchen, nicht nur jetzt den Zuſchuß zu gewähren, ſondern es ſo ſchnell wie möglich in eigene Regie zu übernehmen und es ſo auszugeſtalten, daß es vollauf den Wünſchen, die wir an ein ſolches Inſtitut zu ſtellen haben, ent⸗ ſpricht. Wir werden ſelbſtverſtändlich der Vorlage zuſtimmen. Stadtv. Frau Nemitz (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren und Damen! Es iſt mir unangenehm, jetzt in der Debatte das Wort zur Geſchäftsordnung zu nehmen. Aber ich muß feſtſtellen, daß oben beim Büro Unregelmäßigkeiten vorgekommen ſind. Ich ſtelle feſt, daß, ſo lange ich als Schriftführerin oben geſeſſen habe, als erſter Redner Herr Dr. Stephan, dann Frau Deutſch, dann ich als Rednerin in der Liſte vermerkt war. Ich bin ganz erſtaunt, daß jetzt als erſter Redner Herr Skaller das Wort bekommen hat. Ich glaube, das iſt nicht richtig. Wenn es auch ein Fraktionsfreund iſt, ſo dürfen doch nicht Unregel⸗ mäßigkeiten in dieſer Beziehung vorkommen. Herr Skaller hätte ſeine Ausführungen genau in dem⸗ ſelben Sinne nachher machen können, und er hätte auch als letzter Redner die Aufmerkſamkeit der Ver⸗ , gefunden. Das wollte ich hiermit feſt⸗ ſtellen. Vorſteher⸗Stellv. Dr Frentzel: Ich bemerke da⸗ zu folgendes. § 41 unſerer Geſchäftsordnung beſagt: die Zulaſſung zum Wort geſchieht nach der Reihen⸗ folge der Meldungen. Es iſt alſo ohne weiteres klar, daß die Redner das Wort erhalten müſſen, je nach⸗ dem ſie ſich melden. Ich ſelbſt als augenblicklicher Leiter der Verſammlung bin daran unbeteiligt, weil mir die Liſte ſo vorgelegen hat und ich nicht feſt⸗ ſtellen kann, wann ſich die einzelnen Redner und Rednerinnen gemeldet haben. Die Rednerliſte führt, wie Ihnen vorhin vorgeleſen worden iſt, Herr Stadtv. Panſchow, der wahrſcheinlich durch ſeine Be⸗ richterſtattung zum Teil verhindert war, weshalb Herr Kollege Wilk für ihn eingetreten iſt. Ich muß feſtſtellen, daß, wenn anders verfahren iſt, als es die Geſchäftsordnung vorſchreibt, das nicht zu recht ge⸗ ſchehen iſt, und ich möchte die Herren Beiſttzer bitten, genau nach dem Wortlaut unſerer Geſchäftsordnung zu handeln. —2 Stadeo. Staller (zur Geſchäftsordnung): Ich gin nicht