Sitzung am 15. Oktober 1919 ich, nachdem ich die drei Namen eingezeichnet hatte, Herrn Skaller als erſten Namen hinzugefügt. (Zurufe.) Stadtv. Frau Nemitz (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren und Damen! Ich ſtelle feſt, daß Herr Wilk eine Rednerliſte geführt hat, wo ſämtliche Punkte vermerkt waren, zu denen ſich die Redner ſchon gemeldet hatten. Ich habe mich noch gefreut, daß es ſo überſichtlich war, und wollte dieſe Führung der Rednerliſte nachahmen — bis auf die Unregel⸗ mäßigkeit. Sie werden auch aus der Rednerliſte feſtſtellen können, daß oben drüber jetzt Herr Skaller geſtellt worden iſt. (Zuruf: Das hat er ja zugegeben!) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Die Tatſache wird auch gar nicht beſtritten. Soweit ich verſtan⸗ den habe, hat Herr Kollege Wilk angenommen, daß ſeine Aufſtellung irrtümlich war und daß Herr Skaller ſich vorher gemeldet hatte. Es wird wahr⸗ ſcheinlich jetzt ſehr ſchwer aufzuklären ſein, und eine mala fides iſt doch wohl nicht anzunehmen. Stadtv. Wilk (zur Geſchäftsordnung): Ich möchte noch einmal hervorheben, daß mich Herr Kollege Skaller extra darauf hinwies, daß er ſich ſchon einmal gemeldet hätte. Infolgedeſſen mußte ich ihn nachtragen. Es lag keineswegs eine böswillige Abſicht vor. Es wird hier ganz korrekt nach der Liſte verfahren. (Zurufe: Nachher!) — Freilich iſt es nachher geſchehen, weil Herr Skaller mir geſagt hat, daß er ſich ſchon vorher als erſter zum Worte gemeldet hätte. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Ich möchte den Vorſchlag machen, nachdem Herr Kollege Wilk die Erklärung abgegeben hat, daß eine böſe Abſicht ihm ferngelegen hat, die Sache auf ſich beruhen zu laſſen. Ich möchte aber der Vorſicht halber die Herren Schriftführer bitten, ſich die Meldungen immer ſchriftlich geben zu laſſen und ſie gleichzeitig zu numerieren, damit gegenüber ſpäteren Anzweiflun⸗ gen die Reihenfolge einwandfrei feſtgeſtellt iſt. Das iſt eine Praxis, die wir in der Landesverſammlung z. B. immer befolgen, weil es ſonſt leicht zu Ver⸗ wahrungen und Mißhelligkeiten führen könnte. Ob⸗ wohl der Vorſitzende dort das Recht hat, die Redner⸗ liſte ſelber feſtzuſetzen, werden die Rednermeldungen numeriert, damit die Reihenfolge auf alle Fälle feſt⸗ liegt. Ich möchte alſo raten, auch ſo zu verfahren, obgleich das in unſerer Geſchäftsordnung nicht vor⸗ geſehen iſt. Ich darf wohl annehmen, daß hiermit der Vorfall erledigt iſt. Stephan: Meine Damen und Wir werden der Vorlage zuſtimmen, ohne en. In welcher Weiſe wir itiven Uebernahme 1 em ſſind, näher prüfen, Dingen Charlottenburger Frauen oder Mädchen dort Aufnahme finden, damit wir nicht in Charlottenburg Koſten für die Provinz aufzubringen haben, wie es früher war. Früher fanden in Weſtend eine große Anzahl Mädchen Aufnahme, die von weither zugereiſt kamen, um ſich dort entbinden zu laſſen. Es liegt durchaus nicht im Intereſſe der Charlottenburger Steuerzahler, daß ſie dafür Mittel aufbringen. Außerdem iſt dieſe Verbindung zwiſchen Mutter unn Kind, die bis zu ſechs Jahren dauern ſoll, auch nicht beſonders günſtig für die Stadt, weil in dieſer Zeit erwerben und wir weiter für ſie zu zahlen haben. Auf jeden Fall müſſen wir uns dagegen ſchützen, daß wir Koſten aufzubringen haben, die eigentlich andere Gemeinden zu tragen haben. Stadtv. Frau Deutſch: Ich möchte die Vorlage beſonders unterſtützen, indem ich ihr einen Wunſch hinzufüge. Die Mädchenfortbildungsſchule hat in allen ihren Abteilungen den Säuglingspflegeunter⸗ richt ungefähr ſeit fünf Jahren eingerichtet. Dieſer Unterricht muß praktiſch betrieben werden, wenn er überhaupt etwas nützen ſoll, und da iſt die Schule immer in Verlegenheit geweſen, wo ſie die Stätte finden könnte, in der die jungen Mädchen ihre prak⸗ tiſche Ausbildung bekommen. Unter allen Säuglings⸗ heimen iſt das Weſtender Säuglingsheim vorzugs⸗ weiſe bereit geweſen, die jungen Mädchen zu dieſen Uebungen aufzunehmen, und es hat auch eine Schweſter zur Verfügung geſtellt, die den erwähnten theoretiſchen Unterricht an der Mädchenfortbildungs⸗ ſchule erteilt. Ich habe ſonſt große Mühe, dieſe Aus⸗ bildungsſtätte zu finden, müßte mich nach Wilmers⸗ dorf oder Grunewald wenden, ob da noch die Mög⸗ lichkeit beſteht, die jungen Mädchen auszubilden. Wenn die Stadt Charlottenburg das Säuglingsheim Weſtend zukünftig übernehmen wird, dann hoffe ich, daß dort in weitem Maße für die Ausbildung in der Säuglingspflege für die Fortbildungsſchülerinnen geſorgt wird. Von dieſem Geſichtspunkt aus bitte ich, die Vorlage anzunehmen. Stadtv. Frau Nemitz: Meine Herren und Damen! Auch meine Parteifreunde ſtimmen der Vorlage zu, aber mit der Begründung, daß es eine unbedingte Notwendigkeit iſt, daß der Magiſtrat ernſte Schritte unternimmt, um ſo ſchnell wie mög⸗ lich dieſes Mütter⸗ und Säuglingsheim ſein eigen zu nennen. Der Mutterſchutz darf nicht in letzter Linie betrieben werden. Von den Einrichtungen in einer Kommune hängt die Geſundheit für Mutter und Kind ab. Wir bitten um ſo dringender, daß der Magiſtrat ſchleunige Schritte unternehme, weil wir ſonſt — wie wir das ſchon in der Geſundheitsdepu⸗ tation gehört haben — Gefahr laufen, immer größere Mittel bewilligen zu müſſen. Denn mit einer einmaligen Bewilligung iſt es nicht abgetan. Dieſe Privatwohlfahrtspflege wird immer und immer wieder an uns herantreten. Wir bitten daher, die Sache nicht auf die lange Bank zu ſchieben. 2 5 Wir bringen gleichzeitig zum Ausdruck, daß es eine Notwendigkeit iſt, beſonders jetzt, wo alles in der Anſtalt darniederlieat, dieſelbe zu kontrollieren. Ich muß erſt all die Klagen, die erhoben worden ſeins ſteht doch f eſt: bevor ich ſie hier vortrage. Aber wenn das Unternehmen Fiasko die betreffenden Mütter natürlich das Armenrecht