484 erlitten hat und keine Mittel zu ſeiner Fortführung da ſind, dann ſind wir uns wohl darüber klar, daß man nicht alles in beſter Ordnung vorfinden wird. Und in dieſer Anſtalt ſoll viel zu wünſchen übrig bleiben. Daher bringe ich auch hier zum Ausdruck, daß der Magiſtrat, wenn die Mittel bewilligt ſind, eine Kontrolle in der Anſtalt ausübt, damit dergleichen Mängel, die zum Schaden von Mutter und Kind dort vorhanden ſein ſollen, beſeitigt werden. Die Erhaltung dieſes Inſtituts iſt auch aus dem Grunde notwendig, weil wir, wie das vorhin in der Debatte zum Ausdruck gekommen iſt, in einer ſo außerordentlich großen Wohnungsnot leben. Wir werden nicht Gefahr laufen, daß die Räume in dieſem Mütter⸗ und Säuglingsheim leerſtehen. Ich bin feſt davon überzeugt, daß das Heim von Schwan⸗ geren beſonders jetzt aufgeſucht wird. Deshalb bitte ich, nicht etwa daran zu denken, Räume für andere Zwecke zu vergeben. Nein, es müſſen Räume bereit⸗ ſtehen. Es hätte vielen Müttern und Kindern das Leben erhalten werden können, wenn ſie ſchneller in einer Entbindungsanſtalt Unterkommen gefunden hätten. Beſonders ſchwierig iſt es in den Kriegszei⸗ ten geweſen. Es dürfte Ihnen nicht unbekannt ſein, daß Frauen oftmals ſtundenlang warten mußten, ehe ſie in einer Entbindungsanſtalt oder in einem Krankhauſe Unterkommen gefunden haben. Ich bitte Sie, meine Herren und Damen, dieſe Frage nicht oberflächlich zu behandeln oder auf die lange Bank zu ſchieben. Beſonders in dieſem Privat⸗ unternehmen iſt viel Remedur zu ſchaffen, und je ſchneller die Stadt Charlottenburg zugreift, um ſo mehr werden wir ſparen. Stadtv. Frau Schenkalowsky: Ich möchte an den Magiſtrat die dringende Bitte richten, die Ange⸗ legenheit ſo zu beſchleunigen, daß wir in der nächſten Stadtverordnetenſitzung ſchon eine Vorlage haben, die zur Uebernahme des Heimes führt. Das Heim iſt ſehr günſtig gelegen und ſehr gut eingerichtet. Ich habe es neulich befichtigt und muß ſagen: es hat mir außerordentlich leid getan, daß der ganze Neubau leerſteht und nicht in Betrieb genommen werden kann, weil die Mittel dafür fehlen. Es iſt ganz ſicher, wie Frau Nemitz ausführt, daß an Schwan⸗ geren, die dort aufgenommen zu werden wünſchen, nicht Mangel ſein wird. Die Zuſtände in dem Heim laſſen jetzt allerdings viel zu wünſchen übrig. Dar⸗ um iſt es auch dringend nötig, daß der Magiſtrat, ſelbſt wenn wir nur vorübergehend für die nächſten paar Wochen Mittel bewilligen, ſich einen gewiſſen Einfluß auf die Verwaltung des Hauſes zu ver⸗ ſchaffen ſucht, damit die Uebelſtände, über die ich mich nicht weiter verbreiten möchte, künftig aus der Welt geſchafft werden. Es iſt dringend notwendig, daß wir das Heim in eigene Regie bekommen. Das Gebäude und die ganze Einrichtung ſind zu wert⸗ voll, als daß von einem Verfall, wie er bereits be⸗ gonnen hat, auch nur ein paar Wochen lang noch weiter die Rede ſein kann. Stadtv. Dr Feilchenfeld: Ich wollte nur ganz kurz den Magiſtrat erſuchen, doch nicht ſo weit t . . mit den Herren zu führen, daß oir vor zu verfahren, daß wir — zumal doch ſicher die Sach an einen Ausſchuß gehen wird — weſentlichen Ein⸗ heimes zu ſorgen. Sitzung am 15. Oktober 1919 uß auf die ganen Verhablungen auszuüben ver⸗ vönen, daß alſo nur die allererſten vorbereitenden Schritte vom Magiſtrat unternommen werden. Alles das, was Frau Nemitz geſagt hat, iſt richtig; ich kann es auch nur beſtätigen. Stadtv. Dr. Broh: Ich möchte nur ganz kurz feſtſtellen, daß hier wieder einmal die Stadt Char⸗ lottenburg in einer Pflicht zurückgeblieben iſt, die andere Städte übernommen haben, nämlich für die ſelbſtändige Aufrechterhaltung eines Säuglings⸗ 1 (Lachen.) Es handelt ſich hier um einen Privatverein, der wiederum nur von Charlottenburg mit einigen Mitteln unterſtützt worden iſt. Die Deputation für Geſundheitspflege — ſo heißt es in der Vorlage ſelbſt — hat ſich in eingehenden Beratungen für die Uebernahme des Unternehmens auf die Stadt 4. 1j,/-Den. Alo enolich bat wenigtens dieſe Depu⸗ tation eingeſehen, daß dieſe Pflicht für die Stadt Charlottenburg beſteht. Aber der Magiſtrat — ich möchte ihn Kunktator nennen —, der Fabius Kunk⸗ tator Magiſtrat kann ſich immer noch nicht entſchei⸗ den. Ich möchte den Magiſtrat erſuchen, daß er ſich endlich auf dieſe Pflicht beſinnt. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Dem Verein „Säuglingsheim E. V.“ wird zur vorläufigen Fortführung des Be⸗ triebes des Säuglings⸗ und Mütterheims, Rüſternallee Nr. 24—26, gegen Uebernahme der Verpflichtung, für Rechnung der Stadt ſtändig mindeſtens 70 Erwachſene (Haus⸗ ſchwangere, friſch entbundene Mütter im Säuglingsheim und arbeitende Mütter im Mütterheim) und 100 Säuglinge und Kinder aufzunehmen und im Rahmen ſeiner bis⸗ herigen ſozialen Fürſorge zu verpflegen, vom 16. Oktober 1919 ab bis auf weiteres ein tägliches Pflegegeld von 5 abgeſchloſſenen Dingen ſtehen, ſondern ſo 22