485 Sitzung am 15. Oktober 1919 Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Das Protokoll der heutigen Sitzung vollziehen die Herren Dr Krüger, Leupold und Dr. Luther. Wir kommen zu Punkt 10: Wahl der Mitglieder der ſtädtiſchen Deputationen und Kommiſſionen. Stadtv. Dr. Stadthagen (zur Geſchäftsord⸗ nung): Ich ſchlage vor, daß wir en b1oc die uns hier in einer beſonderen Druckſache vorliegenden Anträge des Wahlausſchuſſes annehmen. (Die Verſammlung wählt die in der Druckſache Nr. 231 aufgeführten Perſonen.) Wir kommen nunmehr zu Punkt 11: Anfrage der Stadtv. Perl und Gen. betr. Schau⸗ fenſterbeleuchtung. — Druckſache 230. Die Anfrage lautet: Iſt der Magiſtrat bereit, bei der Kohlen⸗ ſtelle Groß⸗Berlin dahingehend vorſtellig zu werden, daß die Schaufenſterbeleuchtung mit geringer Leuchtſtärke geſtattet werde? Anfrageſteller Stadtv. Perl: Meine Damen und Herren! Ich hätte dieſe Frage nicht geſtellt, wenn durch ihre Erfüllung ein größerer Verbrauch von Kohlen ſtattfinden müßte, und in der vorigen Sitzung habe ich ſchon erklärt, daß wir uns in dieſer Beziehung beſcheiden wollen. Wir haben damals empfohlen, entweder eine Beſchränlung der Zeit vor⸗ zunehmen, d. h. einen früheren Ladenſchluß ein⸗ treten zu laſſen, oder eine prozentuaie Herabſetzung des Stromverbrauches. Dieſe beiden Wege wären geeignet, eine gerechte Baſis zu bilden, und man könnte es dabei ruhig den Gewerbetreibenden über⸗ laſſen, wie ſie den Strom verbrauchen. Denn es kommt nicht darauf an, wie der Strom verbraucht wird, ſondern nur darauf, wieviel verbrauch: wird, und daß eine Kohlenerſparnis erreicht werd. Meine Damen und Herren, ich habe geſagt, daß wir es begrüßen würden, wenn der 6⸗Uhr⸗ Ladenſchluß nun endlich einmal käme. Der 6⸗Uhr⸗ Ladenſchluß würde am eheſten im Gefolge haben, daß eine große Erſparnis von Kohlen erreicht werden würde. Herr Kollege Wilk, der in einer unſerer Ver⸗ ſammlungen zugegen war, wird mir auch beſtätigen können, daß von den kleinen Gewerbetreibenden aus der Textilbranche einſtimmig die Forderung nach dem 6⸗Uhr⸗Ladenſchluß erhoben worden iſt. Man ſollte doch meinen, daß dem ſtattgegeben würde, zu⸗ mal die Angeſtellten meines Wiſſens den 6⸗Uhr⸗ Ladenſchluß doch auch begrüßen würden. Die An⸗ geſtellten und Kleinhändler zuſammen müßten aber doch ein Faktor ſein, dem man Rechnung tragen müßte, und es iſt daher zum mindeſten verwunder⸗ lich, daß dieſen Wünſchen nicht entſprochen wird. Meine Damen und Herren, nicht nur dieſer eine Grund, auch andere Gründe haben uns bei der 0 dieſer Anfrage 1744— 12 Tengag, „B. haben die Reklame, die Preſſe zur Verfügung; Publikum bekannt zu begründet worden iſt mart itſ Welche Schritte gedenkt der Magiſtrat daran liegt, eine Preisſenkung zu erreichen, dürfte man die Schaufenſterbeleuchtung nicht beſchränken. Denn gerade das Schaufenſter iſt das geeignete Mittel, einem Konkurrenzkampf die Wege zu ebnen, und der Konkurrenzkampf wiederum kann die Sen⸗ kung der Preiſe beſchleunigen. Man behauptet ja, daß der Konkurrenzkampf die Preiſe ausgleiche. Warum will man hier die Möglichkeit des Konkur⸗ renzkampfes beſchneiden, ihn überhaupt aus der Welt ſchaffen, da er dazu führen würde, die Preiſe herabzuſetzen? Ich habe nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich erwähne nur noch, daß es nur ein Mittel gibt, eine gerechte Einteilung vorzunehmen, und das iſt die Verkürzung der Arbeitszeit, d. h. der frühere Ge⸗ ſchäftsſchluß, und eine prozentuale Herabſetzung des Stromverbrauchs. Dann ließe es ſich auch ſehr leicht erreichen, daß man die Schaufenſterbeleuchtung ge⸗ ſtattet. Denn die ganze Beleuchtung beanſprucht nur ca. 5 bis 7% des geſamten Elektrizitätsverbrauchs, und von dieſen 5 bis 7% bildet wiederum die Schaufenſterbeleuchtung nur einen geringen Bruch⸗ teil, zumal auch hier von uns wiederum nur eine Schaufenſterbeleuchtung von ganz geringer Kerzen⸗ ſtärke, von 25 bis 50 Kerzen, verlangt wird. Das wäre im Verhältnis zu dem übrigen Verbrauch eine ſo minimale Forderung, daß man in dieſer Be⸗ ziehung nicht kleinlich zu ſein brauchte. Es ginge ſchon, wenn man nur wollte! — Magiſtratsaſſeſſor Gluck: Meine Damen und Herren! Ich habe bei der Kohlenſtelle Groß⸗Berlin in der vorletzten Sitzung des Verbandsausſchuſſes die Bereitſchaft des Magiſtrats ausgeſprochen, die Schaufenſterbeleuchtung anders zu geſtalten, ſie eben mit geringerer Leuchtſtärke zu geſtatten. Einſtimmig hat aber der Kohlenverband Groß⸗Berlin dieſen An⸗ trag gegen meine Stimme abgelehnt und auf die beiſpielloſe Kohlennot hingewieſen, obwohl der Kohlenverband auf dem Standpunkt ſteht, daß die Charlottenburger Geſchäfte, namentlich die kleineren Geſchäfte, ſich ſehr einſchränken werden, und auf die Gefahr der Warenhäuſer und die Gefahr der prin⸗ zipiellen Durchbrechung der Verordnung vom 3. September 1919 aufmerkſam macht. Der Kohlenverband ſieht ſich zu ſeinem Bedauern außer⸗ ſtande, an ſeinen Anordnungen etwas zu ändern, ſo⸗ lange ſich die Eingänge nicht anders geſtalten. So⸗ bald das Weihnachtsgeſchäft kommt und die Ein⸗ gänge ſich beſſern, könnte man einen derartigen An⸗ trag beim Kohlenverband wieder einbringen. Zur⸗ zeit iſt er abgelehnt worden. Der Kohlenverband ſieht ſich ſogar noch veranlaßt, weitere Maßnahmen zu treffen und Einſchränkungen bei den Kinos vor⸗ zunehmen. Ich konnte alſo leider nichts erreichen, trotzdem der Magiſtrat den Antrag befürwortet hat. Vorſteher Dr Borchardt: gelegenheit erledigt. Wir kommen zu Punkt 12: Anfrage der Stadtv. Dr. Krüger und Gen. betr. Schloßgarten. — Druckſache 217. Die Anfrage, die bereits in der letzten Sitzung begründet worden iſt, lautet: Damit iſt die An⸗ zu tun, um den Zuſtänden der Unordnung im [Schloßgarten ein Ende zu bereiten?