494 nung zu tragen, ſo daß alſo fü Aerzte. und Schweſtern unbedenklich feinere Gemüfe, Spei⸗ ſen uſw., gewiſſermaßen als Ausgleich für die größeren Koſtmengen, die das andere Per⸗ ſonal bean prucht, gegeben werden können. Grundſa,, ſoll nur ſein, daß rationierte Le⸗ bensmittel nicht einſeitig zugunſten von Aerzten und Schweſtern verwendet werden, und daß für die Verpflegung dieſer Klaſſen acht unverhältnismäßig höhere Koſten entſtehen ſollen. Nach dieſeim Beſchluß des Etatsalsſchuſſe⸗ ſt ſtrikte verſahren morden, d. h. alſo, daß 2 Einheitstiſch im großen und ganzen tatſächlich durchgeführt worden und die Koſt eine gleiche geweſen iſt, nur daß für die Aerzte und Schweſtern gelegentlich leichtere Speiſen, vielleicht mal ein Kompott oder eine Nachſpeiſe, ge⸗ geben wurden, während andererſciis für bas Terona. wieder größere Mengen von kompakteren Nahrungs⸗ mitteln entſprechend ihren anders gearteten Bedürf⸗ niſſen gegeben wurden. Es iſt üblich, daß allwöchent⸗ lich der Speiſezettel der Krankenanſtalten dem De⸗ zernenten zur Kenntnisnahme überreicht wird. Ich habe mir erlaubt, die Speiſezettel der letzten Wochen hier mitzubringen, und bitte, gegebenenfalls von ihnen Kenntnis zu nehmen. Sie werden erſehen, daß tat⸗ ſächlich im großen und ganzen die Verpflegung der Aerzte und Schweſtern einerſeits, des Wärterper⸗ ſonals andererſeits die gleiche iſt, abgeſehen von ganz geringen Unterſchieden, die ich vorhin erwähnt habe. So weit das Tatſächliche. Ich möchte mir aber erlauben, noch einige all⸗ gemeine Bemerkungen hinzuzufügen. Ich will mich nicht des längeren darüber verbreiten, daß man doch nicht bei den verſchiedenen Lebensbedürfniſſen von geiſtigen Arbeitern auf der einen Seite und körper⸗ lichen Arbeitern auf der anderen Seite eine abſolut gleiche Ernährung dieſer beiden Kategorien von Menſchen verlangen darf. Ich will zwei beſondere Umſtände anführen, die nach der gleichen Richtung hin meiner Anſicht nach gewürdigt werden müſſen. Die Aerzte ſowohl wie die Schweſtern unter⸗ liegen in den Krankenanſtalten einer großen In⸗ fektionsgefahr, ſie ſind dauernd mehr oder weniger mit ſchwer infektiöſen Kranken beſchäftigt, und es darf von einer gewiſſenhaften Verwaltung nicht er⸗ wartet werden, daß ſie Perſonen mit einem ge⸗ ſchwächten Ernährungsapparat oder gar mit einer Unterernährung ſolchen Infektionen, denen ſie dann leichter erliegen würden, ausſetzt. Das iſt der eine Umſtand, der die Aerzte und Schweſtern in den Krankenanſtalten von der Gruppe der Wärter unter⸗ ſcheidet. Der zweite Umſtand betrifft die Arbeitszeit. Das Wärterperſonal genießt die Vorzüge des 8⸗Stun⸗ den⸗Tages. Der Arzt hat an dieſen Vorzügen keinen Anteil, er hat die 24ſtündige Arbeitsbereitſchaft, er muß auch des Nachts bereit ſein, um zu helfen und Stgung am 15. Ottober 110 Leiſtungsfähigkeit der Aert und des Sgee⸗ ſonals, und von dieſem Geſichtspunkt aus muß von einer gewiſſenhaften Verwaltung verlangt werden, daß ſie nichts tut, was eine Minderernährung oder Unterernährung der Aerzteſchaft oder der Schleſßern herbeiführen könnte. Nun muß ich nach den Erfahrungen, die vor⸗ liegen, ſagen, daß bei der Verwaltung der Kranken⸗ häuſer Klagen von ſeiten des Wärterperſonals über die Ernährung nicht vorliegen, dagegen ſehr leb⸗ hafte Klagen von ſeiten der Aerzte, und ich darf weiter dazu bemerken, daß mir heute Herr Pro⸗ feſſor Umber die Erklärung abgegeben hat, daß er die Ernährung der Aerzte in den Krankenanſtalten, wie ſie ihnen augenblicklich zuteil wird, für durch⸗ aus neceſchen hält. (Hört, hört! bei der Bürgerlichen Frakrion) Ich bitte jedenfalls, aus dieſen Umſtänden zu ent⸗ nehmen, daß von einer etwa übermäßigen Ernährung der Aerzte und der Schweſtern oder gar von einer Lurusernährung auf Koſten der anderen Katego⸗ rien von Angeſtellten in den Krankenhäuſern keine Rede ſein kann. Stadtv. Frau Nemitz (zur Geſchäftsordnung): Ich beantrage die Beſprechung der Angelegenheit. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Stadtv. Frau Nemitz: Meine Herren und Damen! Ich wundere mich, daß Herr Dr. Gottſtein damals die Anfrage, als ſie von uns geſtellt wurde, nicht ſo beantwortet hat, wie es heute, nachdem der Einheitstiſch in den Krankenhäuſern nicht eingeführt iſt, von Herrn Dr Sußmann geſchehen iſt. Herr Dr. Gottſtein hat in der betreffenden Sitzung zum Ausdruck gebracht, daß ein Beſchluß des Magiſtrats vorliegt, in den Krankenhäuſern die Einheitsküche einzuführen. Unter Einheitsküche verſtehe ich, daß ſämtliche Aerzte und auch das Perſonal aus einer Zubereitung die Mahlzeiten bekommen; das nenne ich Einheitstiſch. Hier wird von Herrn Dr Suß⸗ mann jetzt zum Ausdruck gebracht, daß die Herren Aerzte und Schweſtern auf Grund ihrer anſtren⸗ genden Arbeit doch etwas anderes bekommen müßten. Ich will das nicht nachprüfen, das mag ſein. Aber wir halten uns lediglich an das, was in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung zum Ausdruck gebracht wurde: die Einführung des Einheitstiſ ce, auf Da tauchen uns doch berechtigte mce dac ſe Aee e e 0 5 Krenter un dos ario ferſot n Leenemttiein Speiſen kein 2 4 Dann m auch Rationierung der bens in bezug auf die unter Umſtänden die verantwortungsvollſten Hand⸗ſ uud lungen vorzunehmen. ordentlich verantwortungsreiche und erfordert eine beſondere Nervenkraft und ſtarke Aufmerkſamkeit. Und noch einen Umſtand möchte ich zu erwägen geben, nämlich das Intereſſe der Kranken, das eigent⸗ Seine Arbeit iſt eine außer⸗ lich bei allen dieſen Erörterungen in den Vorder⸗ grund geſtellt werden ſollte. Das Intereſſe der vielen Schwerleidenden in den Krankenanſtalten 92 ich wir unter allen Umſtänden die volle VSruſche, ud