Situng am 15. Oktober 1919 eine Verſchwendung von Material eintreten und nicht das erreicht werden, was eine verſtändige Ver⸗ waltung abſolut erreichen muß, nämlich die Sätti⸗ gung ihrer Klienten nach unten und nach oben und die möglichſte Kräftigung ihrer Perſönlichkeit und ihrer Fähigkeiten durch die Nahrung. Daß die Nahrung, meine Herrſchaften, eine unendliche Ein⸗ wirkung auf die Tätigkeit und die Fähigkeiten des Menſchen hat, das brauchen wir wohl heute gar nicht weiter zu unterſtreichen. Ich habe beſonders gewünſcht, in die Kranken⸗ hausdeputation einzutreten, weil ich durch die jahre⸗ langen Erfahrungen und Berechnungen, durch wiſſen⸗ ſchaftliche und durch praktiſche Arbeiten, die ich ge⸗ macht habe, mich ſelbſt beſonders geeignet fand, um in dieſe Sache einmal tiefer hineinzuleuchten und auch hier dieſen Standpunkt immer wieder zu ver⸗ treten, wie ich ihn auch neulich vertreten habe. Ich habe aber damals gleich zu meinen Freunden hier geſagt: „Ich fürchte, daß dieſe Zuſage des Herrn Pro⸗ feſſors Dr. Gottſtein ein Mißverſtändnis und ge⸗ wiſſermaßen eine Enttäuſchung in bezug auf die Er⸗ füllung der von Ihnen hier vorgeſchlagenen Ideen in der Verſammlung hervorrufen wird“. Ich bitte Sie dringend: ſeien Sie nicht orthodor. Sie wollen doch das Beſte, wie wir es auch alle wollen. Alſo laſſen Sie uns doch nicht nach dam Prinzip verfahren. Glauben Sie mir, geldlich wird die Sache ausgeglichen, nach den Kalorien wird ſte in verſtändiger Weiſe behandelt. Und was die übrigen Dinge anlangt, die für die Ernährung und Aufrechterhaltung der Arbeitsfreudigkeit unſeres hohen Perſonals wichtig ſind, ſo müſſen wir andere Mittel anwenden als den Einheitstopf. Wir wiſſen doch ſelbſt, wenn eine Nervenarbeit notwendig iſt, was eine Taſſe Kaffee ausmacht. Können Sie denn heute eine Taſſe Kaſfee dem Unterperſonal geben? Wozu das? Sie wollen ſie weder, noch möaen ſie ſie. Ernährungsfragen können nicht in der Weiſe be⸗ handelt werden, wie Sie es jetzt getan haben. (Bravo! bei den bürgerlichen Parteien.) 2 Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Damen und Herren! Sie werden mir zugeben, daß eine große Portion Entſagung und Geduld dazu gehört, den Ausführungen des Herrn Stadtv. Dr Broh gegen⸗ über rein ſachlich zu bleiben. 2 (Sehr nichtig!) Ich werde mir trotzdem Mühe geben, es zu tun, wie es nun einmal in meiner Art liegt. Es iſt aber doch ein ſtarkes Stück, wie weit er den Kreis der Dinge zieht, lediglich um ſie unter der Parteibrille zu betrachten, und in welchem Umfange er die Dinge angreift, die er für geeignet hält, um in dieſem Falle mit den Herren von der mehrheitsſozialiſtiſchen Par⸗ tei politiſche Hühnchen zu rupfen. Jetzt hat er ſich auch noch die rein phuſiologiſchen Geſetze der Ver⸗ m von der 497 und glaubt, daß er über alle Fragen ſprechen könnte, obgleich ihm nach meiner Meinung gewiſſe Erfah⸗ rungen fehlen, ſo kommt er denn zu Schlußfolge⸗ rungen, die doch nicht ſo die allgemeine Billigung finden, wie er ſie gern für ſeine Reden wünſcht. (Stadtw. Dr Broh: Ach nein! Die allgemeine Billigung — das wäre twurig!) So muß ich es entſchieden zurückweiſen, wenn er hier ſagt, daß die etwas beſſere — wir haben eben aus berufenem Munde gehört, daß vom geldlichen Standpunkt davon auch nicht mal die Rede ſein kann, ich will aber das Wort gebrauchen —, daß die etwas beſſere oder feinere Ernährung niemals auf Koſten der Ernährung des übrigen Perſonals ge⸗ ſchehen dürfe. Ich bin lange genng hier in der Kran⸗ kenhausdeputation geweſen und bin ſelbſt Arzt, um das beurteilen zu können; ich muß dieſe Idee von vorn⸗ herein als gänzlich unbegründet zurückweiſen. Nun ſchlägt Frau Nemitz in ſachlicher Form, Herr Dr Broh in einer etwas andern Form vor, man ſollte doch die an die Aerzte herantretende ver⸗ ſchärfte Arbeit dadurch ausgleichen, daß man auch da, wie z. B. beim Bergbau, Doppelſchichten ein⸗ führte. Ja, verehrter Herr Juſtizrat, laſſen Sie ſich von mir, der ich angeblich nichts verſtehe, aber der ich viele Jahre lang Krankenhausarzt geweſen bin, ſagen, daß dem gewiſſe ſehr bedeutende Hinder⸗ niſſe entgegenſtehen, nämlich einmal ſchon der Um⸗ ſtand, daß der Kranke nicht bloß acht Stunden krank iſt, (Heiterkeit und Sehr richtig!) ſondern daß er manchmal ſehr lange krank iſt. was namentlich bei den Schwerkranken zutrifft, die der Ratur der Sache nach im Krankenhaus untergebracht werden: Leichtkranke werden dort nicht aufgenommen. Wenn Sie Patienten oder Patientinnen haben, die eine ſchwere Operation durchgemacht haben, an ſchweren inneren Leiden erkrankt ſind, ſo wäre es geradezu verderblich, wenn Sie die alle acht Stunden etwa einem andern Arzt anvertrauen wollten. (Sehr richtig!) Der Aſſiſtenzarzt, der vielleicht den Kranken ſelbſt operiert hat oder der genau alle die Vorgänge kennt, die ſich bei der Operation zugetragen haben, genau weiß, wie der Verband angelegt iſt uſw., nur der iſt in der Lage, die weitere Behandlung zu über⸗ nehmen. Wenn das nicht in allen Fällen durchge⸗ führt werden kann, gelegentlich ein anderer Arzt ein⸗ treten muß, ſo iſt das immer ein Notbehelf, der im Intereſſe der Kranken zu bedauern iſt. Nach Mög⸗ lichkeit muß es durchgeführt werden. Alſo mit dem Schichtwechſel wie beim Bergwerk kommen Sie nicht durch. Bitte, entſchlagen Sie ſich dieſes Gedankens. Krankenhausärzte werden immer zu den meiſt bean⸗ kruchten Menſchen gehören, die es gibt: das läßt ſich nicht ändern. Infolgedeſſen kann ich mich auch