Sitzung am 29. Vereins, daß die Herberge nur den unter bewährter verantwortlicher Führung wandernden Jugendlichen geöffnet ſein ſoll. Ich möchte bitten, daß dieſer Paſſus nicht engherzig ausgelegt wird und daß man nicht etwa irgendeinen Unterſchied macht und den Ausdruck „bewährte und verantwortliche Führung“ ſo eng auslegt, daß man diejenigen Vereine, die man bisher nicht als gleichberechtigt anſehen wollte oder angeſehen hätte, unter dieſer Formel zurückweiſt. Ich hoffe — die Zuſtimmung des Herrn Stadtrat Dr. Spiegel beweiſt es mir —, daß in der Beziehung ein Riegel von vornherein vorgeſchoben wird. Wenn das geſchieht, wird zweifellos die Einrichtung zum Segen für die Charlottenburger Jugend ins Leben treten. Stadtv. Frank: Meine Damen und Herren! Ich betone nochmals ausdrücklich, daß wir nicht Gegner der Wanderei ſind. Im Gegenteil, wir be⸗ günſtigen ſie und würden ſie nach wie vor be⸗ günſtigen. Ich habe hier nur Unzuträglichkeiten vorausgeſehen und fürchte dieſe auch trotzdem. Aber wir wollen nach der Erklärung, die Herr Kollege Dr Luther uns hier gegeben hat, und in der Hoffnung, daß wir nicht zuviel Unzuträglichkeiten davon haben werden, unſern Einſpruch zurückziehen. Vorſteher Dr. Borchardt: liegen nicht vor. Ich ſchließe die Ausſprache und kann feſtſtellen den letzten Ausführungen des Herrn Kollegen Frank, daß der Antrag des Ma⸗ giſtrats allſeitige Annahme gefunden hat: 1. Der Errichtung einer Wanderherberge auf einem Erbbau⸗Grundſtück in Uchtenhagen, das dem „Verein Jungbrunnen Märkiſche Schweiz“ in Falkenberg (Mark) unentgelt⸗ lich überlaſſen iſt, gemeinſam mit dem ge⸗ nannten Verein wird zugeſtimmt. Die Koſten für Bau und Einrichtung ſind von beiden Kontrahenten zu gleichen Teilen zu tragen, doch darf der Koſtenanteil der Stadt Char⸗ lottenburg den Betrag von 25 000 ℳ nicht Wortmeldungen 2 überſchreiten. Der Betrag bis zu 25 000 ℳ wird aus lau⸗ fenden Mitteln bewilligt. Wir kommen zu Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Abänderung der Kanaliſationsord⸗ nung. — Druckſache 239. 12 E IIII 509 Oktober 1919 vielleicht im Anſchluß an die neu vorgeſchlagene Art, zweckmäßiger ſei und weniger hart von dem einzelnen Hausbeſitzer empfunden werde. Endlich iſt die Frage, ob nicht in ziemlich kurzer Zeit ſchon an eine Erhöhung der Kanali⸗ ſationsgebühren gedacht werden muß und ob es nicht zweckmaßig iſt, mit der Vorlage zu warten, bis die Yeotwendigkeit dieſer Erhöhung eintritt, nicht außer acht zu laſſen. Auch die Frage, ob nicht dann, geiegentlich der Erhohung, auf eine andere Art der Gebührenerhebung zuruckgegriffen werden ſollte, iſt noch ungeklart. Aus dieſen Gründen empfehle ich die Verwei⸗ ſung an eine Kommiſſion von 15 Mitgliedern. Stadtv. Frank: Meine Damen und Herren! Ich bedaure, Ihre Zeit ſchon wieder in unſpruch nehmen zu müſſen. Ich muß aber zu dieſer Vorlage einige Worte ſagen. Ich halte die ganze Abänderung für überflüſſig. Der angegebene harmloſe Grund, die Eckbauſtellen günſtiger zu geſtalten als die Front⸗ grundſtücke, erſcheint mir nicht ſtichhaltig, oder ich will jagen, erſcheint mir zu durchſichtig. Es wird nach meinem Gefühl dabei jedenfalls etwas anderes herauskommen, und das andere iſt eine-Mehrbe⸗ laſtung der Grundſtücke. Sie glauben doch wohl jelber nicht, daß wir annehmen könnten, wenn Sie eine Reform dieſer Kanali ationsordnung bringen, Sie wollten etwa die Untoſten der Grundſtücke uſw. herunterſetzen, ſondern Sie werden die Gelegenheit benutzen, die Kanaliſationsgebühren weiter zu er⸗ höhen. Das würde auf eine weitere Belaſtung der Grundſtücke herauskommen, und dem können wir unmöglich zuſtimmen. Wenn ich auch wenig Hoffnung habe, daß bei der heutigen Zuſammenſetzung unſerer Stadtverord⸗ netenverſammlung mein Antrag durchgehen wird, ſo möchte ich den Stadtvertretern doch weniaſtens vor⸗ führen, daß eine weitere Belaſtung der Grundſtücke den Zuſammenbruch des Hausbeſitzes in Charlotten⸗ bulg nur beſchleunigen kann. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Jeder, der heute mit den Hauswirten zu tun hat, wird ohne weiteres zugeben, daß die Leute am Ende ihrer Leiſtungen und Kräfte angekommen ſind. Ich ſpreche hier nicht als Hausbeſitzer, der ich das ja auch leider während des Krieges geweſen bin und noch bin — das bringt mein Geſchäft ſo mit ſich —, ſon⸗ dern in erſter Linie als Geſchäftsmann, und zwar Malermeiſter. Ich habe in dieſer Eigenſchaft mit den Hausbeſitzern zu tun. Traurig ſind die Ver⸗ hältniſſe. Ich kann konſtatieren, daß faſt keiner der Hauswirte mehr in der Lage iſt, für ſein Haus etwas zu tun, ſoweit mein Geſchäft dabei in Frage kommt, weil es ſich in vielen Fällen gewiſſermaßen um ein Luxusgeſchäft handelt. Eine Tür, die heute nicht we wird, kann noch zehn Jahre ungeſtrichen eiben, ſie fällt deshalb noch nicht um. Dafür haben die Hauswirte in dieſer Zeit kein Geld übria, weil ſie alles für die allernotwendiaſten Sachen hergeben müſſen, für Rohrlegerarbeiten, Klempnerarbeiten, ufw., nur für das Allerdrina⸗ nden lichſte, was zur Erhaltung des Hauſes erforderlich bung iſt. Sie wiſſen, daß die Müllabfuhr um 100% er⸗ lhöht iſt, daß die Rohrleaer ihre Löhne um mehr als 300% erhöht haben. Sie wiſſen, daß die Dach⸗ decker und Schornſteinfeger ihre Bezüge verdoppelt