Sitzung am 29. Oktober 1919 513 Stadtv. Freiherr v. Rechenberg: Ich kannſ die man nur ausſprechen kann, wenn man ſachlich mich den Worten des Herrn Vorredners nur an⸗ gar nicht orientiert iſt. ſchließen. Ich finde es aber bedauerlich und unbe⸗ Ich will Ihnen etwas ſagen, meine Herren, greiflich, wie ein Redner, der lehren will, ſagenſ warum Sie dieſen Kampf für die Religion als kann, man könnte Geſchichte verſtehen, wenn man] Privatſache kämpfen. Das ſcheint außerordentlich nichts von der Religion weiß. Das iſt mir ganz] nobel und ſchön zu ſein, iſt in Wirklichteit aber unverſtändlich. Ich ſtehe auf dem Standvuntt, den eine unſagbare Härte gegen unſer Volt. Denn ſo auch der Dichter vertritt: Wer Bildung und Ver⸗ſ iſt es geweſen und wird es immer bleiben, daß ſtand beſttzt, der hat auch Religion⸗ und wer die ſittlich tüchtige, kraftvolle, energiſche Menſchen nur beiden nicht beſitzt, der habe Religion. auf religiöſer Grundlage erzogen werden. (Sehr gut! bei der Bürgerlichen Fraktion.“ (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Seidel: Ich wollte meinem Herrn 2 *4 Vorredner auf ſeine Ausführungen nur erwidern, Das beweiſt die Geſchichte, das beweiſt auch die daß ich kein Fanatiker bin, daß ich aber das, was Gegenwart. Meine Herren, tun Sie doch nur einen ich für unrecht halte, auf jeden Fall ockänofe, und Blick hinein in die Gegenwart! Wenn gegen die ich werde mich darin durch meinen Herrn Vorredner Religion und ihre Verkündigung in dieſer Weiſe durchaus nicht beirren laſſen. Wenn er behauptet, weiter fortgefahren wird, dann werden wir eine die Religion ſei eine Wiſſenſchaft, ſo ſoll er mir noch größere Seelenlofigkeit der Gegenwart, eine das erſt in einer anderen Form beweiſen, als er noch größere Barbarei und Unſittlichteit bekommen. das hier vorhin getan hat; denn eine Wiſſenſchaft] wie wir ne ſchon haben. Es gibt nur „inen tann niemals Religion ſein. Denn erſtens haben] Bann dagegen, das iſt eine ſittlich⸗religiöſe Lebens⸗ die früheren Lehrer etwas ganz anderes von der anſchauung, die nur gewährleiſtet werden kann, wenn Religion gelernt, wie ſie heute lernen. Damals nicht Zufallsmehrheiten und ſogenannte ethiſche haben ſie Menſchenliebe gelernt, und heute lehrt die Geſichtspunkte geltend gemacht werden, die niemals Religion die Unterdrückung der arbeitenden verbindlich ſind, ſondern wenn verbindlich für Klaſſen. Leben und Handeln der Menſchen das iſt, was aus tiefſter Seele kommt. (Lebhafter Widerſpruch bei den bürgerleichen Ich kann mich perſönlich auch nur wundern, daß Parteien.) jemand, der lehrt, nicht ſchon längſt erkannt hat, 2 daß ich mein Kind nur zur Lebenshöhe führen kann, Ich möchte bitten, nicht ſo leichtfertig darüber hin⸗ wenn ich mit dem Irrationellen arbeite, nicht mit wegzugehen. Wir haben hier in Charlottenburg ſo den immer wechſelnden ſogenannten ethiſchen und ſo viele evangeliſche, ſo und ſo viele jüdiſche Ideen. Darum laſſe man ruhig dieſe Angriffe, Mitbürger, ſo und ſo viele Freidenker, die aus dem] wir werden uns nicht ändern; im Gegenteil, aus allgemeinen Steuerſäckel mit dazu beitragen ſollen, Liebe zu unſerem Volk ſind wir dafür, daß eine gerade allein den katholiſchen Religionsunterricht] ernſte, gewiß nicht rückſtändige, ſondern allem zu bezahlen. Ebenſo gut könnten wir ja demnächſt modernen Empfinden und allem Fortſchritt der auch den Antrag einbringen, den Freidenkern ſo] Wiſſenſchaft entſprechende Religioſität ernſtes und und ſo viel zu geben. Ein ſolcher Antrag iſt mal] tiefſtes Lebensgut unſeres Volkes wird und bleibt. aber ſelbſtverſtändlich von der rechten Seite dieſes] (Lebhafter Beifall bei der Bürgerlichen Fraktion.) ſich nochmals den Antrag genau zu überlegen. Wenn Stadtv. Meyer 1: Meine Damen und Herren! eine ſolche Beſtimmung auch im Jahre 1906 in das] Meine Freunde wünſchen ſich nicht an Geſprächen Geſetz aufgenommen worden iſt, ſo glaube ich doch, zu beteiligen, die mit der Sache, die zur Verhand⸗ daß die neue Zeit ein klein bißchen an dieſem] lung ſteht, im Grunde genommen gar nichts zu tun 5 haben, wie wir es überhaupt lebhaft bedauern, daß — in neuerer Zeit jede Gelegenheit wahrgenommen Stadtv. Dr Luther: Wir möchten dem freund⸗wird, große Erörterungen über Fragen allgemein lichen Rat des Herrn Kollegen, uns die Sache noch politiſcher oder kirchlicher Art vom Zaune zu brechen. aber zunächſt einmal in bezug auf die Zukunft „(Sehr richtig! bei den bürgerlichen Haßge 25 Kirche und die alten Religions⸗] Der einfache Sachverhalt ſcheint mir der zu ſein: es auch Gemeinſchaften neuererf ſteht feſt, daß nach den geltenden Vorſchriften der hier in Frage kommende Unterricht zu erteilen iſt; uchſ es ſteht ferner feſt, daß wir Lehrkräfte nicht deshalb ſchlechter behandeln dürfen, weil ſie bieſen Unter⸗ richt zu erteilen ihrer Vorbildung gemüß berufen ſind. Infolgedeſſen ſtimmen wir ſelbſtverſtändlich der Vorlage zu. 0 4] (Brevon ber den virgerlihen Kartien u] Stadtw. Blum: Einige meiner Herren Vor⸗ g] edner konnten es nicht verſtehen, daß ein Lehrer e ne on ver Schule ſtellt. Ich n, glaube es Ihnen und bin der Meinung, daß Sie