44 Sitzung am 29 es niemals verſtehen werden. Zu Ihrem Entſetzen muß ich Ihnen weiter erklären, daß ich meine eigenen Kinder vom habe. Ich bin der feſten Ueberzeugung, daß für die ſittliche Erziehung ein beſonderer Religionsun⸗ terricht nicht notwendig iſt. Kinder ſollen erzogen werden. Wir wollen ſie aber nicht geiſtig binden, wie das durch den Religionsunterricht geſchieht. (Oho! bei den bürgerlichen Parteien.) Es iſt auch nicht ſo, daß die Religion die Dienerin des Volkes geweſen iſt. Sie war die Beherrſcherin des Volkes. Die Kirche hat ſich in ihrer Herrſch⸗ ſucht ſtets mit den politiſchen Machthabern ver⸗ bunden. Darum ſind die beiden Wörter Thron und Altar auch ſo innig miteinander verbunden. (Lebhafte Rufe: Schluß!) Ich verſtehe nicht, wie Sie das hier bezweifeln können. (Große Unruhe und lebhafte Zurufe. — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): muß bitten, den Redner anzuhören! Ich Stadtv. Blum (fortfahrend): tende religiöſe Perſönlichkeiten ſoll auch die Jugend unterrichtet werden. Das aber kann innerhalb des kulturgeſchichtlichen Teiles des Geſchichtsunterrichts geſchehen. Eines beſonderen konfeſſionellen Reli⸗ gionsunterrichts bedarf es dazu nicht. Das iſt unſer Standpunkt. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) (Ein Antrag auf Schluß der Beſprechung wird abgelehnt.) Stadtv. Frau Klockow: Ich kann mich ſehr kurz faſſen. Ich möchte dem Kollegen Blum, deſſen Auffaſſung ich ja vielleicht nach näherer Unter⸗ haltung mit ihm verſtehen kann, nur das eine ſagen, daß er hier doch einſeitige Erfahrungen verallge⸗ meinert, und ich möchte vor allen Dingen hervor⸗ heben: die Kirche und ihre Aemter ſind menſchliche Einrichtungen, aber das, was dahinterſteht, iſt Re⸗ ligion, und das möchte ich unſerem deutſchen Volke unter allen Umſtänden erhalten wiſſen. (Lebhafter Beifall bei der Bürgerlichen vrrtnon) (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Die Vergütung 11 Nebenleiſtungen wird mit] . April 1919 ab um durch⸗ Wirkung vom ſchnittlich 50 v. 19 erhöht. 5) gung ſtehenden Mittel werden um 60 684 nach der abgedruckten Berechnung verſtärkt. Der Betrag iſt den laufenden zu ent⸗ Ga Religionsunterricht befreit Ueber bedeu⸗ Die im Haushaltsplan für 1919 bei Kepetſm 11 und II1 für Nebenleiſtungen zur Verfü⸗] weni . Otiober 1919 Vorſteher Dr. Borchardt: Es iſt hier ein An⸗ trag eingegangen, der als Dringlichkeitsantrag be⸗ zeichnet wird und folgendermaßen lautet: Wir beantragen als Dringlichkeitsantrag, ſofort die Kommiſſion der Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen zu hören und ihren Antrag bezüglich Bewilligung einer einmaligen Be⸗ ſchaffungsbeihilfe der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung vortragen zu laſſen. Dr. Broh, Dr Löwenſtein und weitere Unterſchriften. Meine Damen und Herren! Ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß wir Beratungen unter dem Einfluß von Deputationen irgendwelcher Art, deren Legi⸗ timation zu prüfen wir gar nicht in der Lage ſind, (Sehr richtig! bei den bürgerlichen Parteien) nicht ſtattfinden laſſen dürfen. Ich bin aber natür⸗ lich weit davon entfernt, meine perſönliche Auf⸗ faſſung der Verſammlung aufzwingen zu wollen. Ich muß daher die Verſammlung fragen, ob ſie gewillt iſt, in eine Beratung dieſes Antrags einzutreten. Denn wenn der Antrag als Dringlichkeitsantrag be⸗ handelt werden ſoll, ſo müßten wir natürlich ſofort darüber beraten und nicht am Schluß der Tages⸗ ordnung. Deswegen ſtelle ich die Frage an die Verſammlung, ob in eine Beratung dieſes Antrags überhaupt eingetreten werden ſoll. (Stadtv. Dr Broh: Zur Begründung!) Nein, Herr Dr. Broh, der Antrag kann jetzt nicht be⸗ gründet werden, bevor ſich die Verſammlung nicht darüber entſchieden hat, ob ſie den Antrag hier ver⸗ handeln laſſen will. (Stadtv. Dr. Broh: Dazu erbitte ich das Wort, nicht zu dem Antrag ſelbſt!) — Wozu wünſchen Sie das Wort? (Stadtv. Dr Broh: Zu dem, was der Herr Stadt⸗ verordnetenvorſteher ſelbſt erklärt hat!) — Alſo wozu wunſchen Sie das Wort? (Stadtv. Dr Broh: Zur Frage der Denicei, 2 — Nit anderen Worten: Sie wollen e iebt ur Geſchäftsordnung zum Wort melden. — (Stadtw. Dr Vroh vanellh — Ich erteile §ue do⸗ Wart ceacken nung. Slad. r Vroh nt hä zu der Srae, o ob eben der An a