520 nur Vorſchläge gemacht und dann wahrſcheinlich ab⸗ gelehnt werden, ſondern daß ſie ſelbſt mal ein biß⸗ chen aus ihrer Ruhe aufgeſchrecht werden, was ihnen wirklich nicht ſchaden wird. Aus dieſem Grunde haben wir auch dieſen Antrag der Kriegsbeſchädigten unterſtützt. Hier wurde die Frage aufaeworfen, woher denn die Legitimation dieſer Leute ſtamme. Nun, das iſt eine Frage, die den Frageſteller bereits charak⸗ teriſiert. Die Legitimation dieſer Leute iſt die Not, die Not, von der der Frageſteller natürlich ſehr wenig weiß, obwohl auch er ſich damit protzend hervortut, (Lebhafte Zurufe) — brüllen Sie doch nicht ſo, ich kann Sie doch nicht verſtehen —, obwohl auch er ſich immer damit hervor⸗ tut, daß er gleichfalls ein Kriegsbeſchädigter ſei. Das mag ſein, das ſind ſehr viele, die ſehr vornehm und ſehr wohlhabend ſind. Aber hier handelt es ſich im Gegenſatz zu dem Frageſteller um Kriegsbe⸗ ſchädigte, denen es ſchlecht geht, die die Not jeden Tag am eigenen Leibe kennen lernen. Und wenn ich die Frage noch näher beantworten will, ſo handelt es ſich allerdings um einen Bund, der dem Frage⸗ ſteller außerordentlich fernſteht und den er vorher ſchon allen dieſen ordnungsliebenden Bürgern hier von vornherein dadurch zu vergruſeln geſucht hat, daß er erklärt hat, es wäre der ko mmun iſt i ſche Bund. Es iſt in der Tat der Internationale Bund der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen. Ich habe nur der Kürze halber, weil es ſchnell ge⸗ ſchrieben werden mußte, den vollen Titel nicht wie⸗ dergegeben, erkläre aber hiermit, daß es ſich um einen Ausſchuß des Internationalen Bundes der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen han⸗ delt, der allerdings dem von Herrn Heilmann ver⸗ tretenen Kriegsbeſchädigtenbund meilenweit entfernt ſteht. Nun wurde vorher ſchon geſagt, wir würden, wenn wir dieſe Leute hier anhören, damit ein ſchlechtes Exempel geben. Verehrte Anweſende, es handelt ſich doch ſelbſtverſtändlich um einen ganz be⸗ ſonderen Ausnahmefall. Es handelt ſich um die di⸗ rekteſten Opfer des Weltkrieges. Und ſolche Fälle werden wohl nicht ſo oft vor Ihren geiſtigen Ho⸗ rizont treten. Aus dieſem Grunde meine ich, daß wir hier dieſe Ausnahme machen müſſen, und daß Sie ſelbſt gut tun, wenn Sie ſich mal Auge in Auge davon überzeugen, was die Leute vorzubringen haben. Wie es ſpäter mit Ihren Deputationen jein wird, das wird eine weitere Frage ſein. bin überzeugt, daß mancher unter Ihnen, wenn er hier die Leute perſönlich hört, etwas anderer Anſicht werden wird, als wenn es, wie es der Herr Stadtverordnetenvorſteher wünſcht, nach den Regeln des Sankt Bürokratius auch in dieſem Falle weiter⸗ gehen ſoll. Aus dieſem Grunde bitte ich Sie, gier⸗ von der Regel eine Ausnahme zu machen, ebenſo wie der Weltkrieg ja wohl auch, alaube ich, eine gewiſſe Aus⸗ nahme in dem bisher ſo ruhigen Leben der Bürger dargeſtellt hat. Stadtw. Heilmann: Meine Damen und Herren! „Kriegsbundes“. Ich habe ſeinerzeit, als zuerſt die Notlage der Kriegsbeſchädigten groß wurde, mit] Freunden den Reichsbund der Kriegsbeſchädigten be⸗ Aber ich dem Elend der Kriegsbeſchädigten nichts wüßten. erſt ſchuld, Ich ſpreche hier nicht als Vertreter irgendeines Sitzung am 29. Oktober 1919 gründet. Ich gehöre aber ſchon lange dem Vorſtand nicht mehr an. Der Internationale Bund der Kriegs⸗ beſchädigten hat ſich ſeitdem von unſerer Organiſa⸗ tion abgeſplittert, eine Abſplitterung, die wir alle aufs tiefſte bedauert haben. Ich ſtimme dem Herrn Vorredner durchaus darin zu, daß bei den Opfern des Krieges auch ein⸗ mal eine Ausnahme gemacht werden muß, und wenn es ſich um eine ſachliche Forderung handelte, ſo würde ich für mehr als eine Ausnahme ſein. Es handelt ſich aber lediglich darum, ob hier durch das Anhören einer Deputation der Gang der Verhand⸗ lungen unterbrochen werden ſoll, und das ſcheint mir vollkommen überflüſſig, überflüſſig ſchon deshalb, weil mir bekannt iſt, daß der Bund, der hier demon⸗ ſtriert, nur eine kleine Minderheit der Kriegsbeſchä⸗ digten und Kriegshinterbliebenen vertritt. 4 (Zuruf des Stadtv. Dr Hertz: Ueber zweitauſend!) Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, ſich zu be⸗ ruhigen: der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten hat über eine halbe Million Mitglieder, und der Inter⸗ nationale Bund der Kriegsbeſchädigten vertritt dem⸗ gegenüber nur eine kleine Minderheit. (Zuruf des Stadtv. Dr. Hertz.) — Sie können von mir nicht verlangen, daß ich im Augenblick aus dem Gedächtnis heraus feſtſtelle, wie ſich die Mitgliederſtärke hier Keenmäg in Char⸗ lottenburg geſtaltet hat. (Zuruf des Stadtv. Dr. Her tz.) — Wiſſen Sie es, Herr Doktor? (Erneuter Zuruf des Stadtv. Dr Her tz) Herr Dr. Hertz hat ſich ſoeben vorſagen laſſen, daß der Reichsbund hier 200 Mitglieder hätte, der Inter⸗ nationale Bund dagegen 2000. Ich muß dann feſt⸗ ſtellen, daß von den Mitgliedern des Internationalen Bundes nur ein ſehr kleiner Teil an der heutigen Demonſtration teilnimmt. (Sehr gut!) Meine Damen und Herren, nun hat Herr Dr Broh ſeiner Gewohnheit gemäß noch einige Be⸗ merkungen gemacht, die nicht ganz unmittelbar zum Thema gehörten. Er hat gemeint, wir lebten in ſo behaglichen Verhältniſſen, daß wir perſönlich von Ich darf Herrn Dr Broh darauf aufmerkſam machen, daß wir zu einer Zeit, als er wohl von Kriegsbe⸗ ſchädigten noch nichts wußte, angeſichts des Elends der Kriegsbeſchädigten eben die Organiſation gegrün⸗ det haben, die beſtimmt war, dieſes Elend zu be kämpfen. Ich möchte aber gleich, damit Dr. Broh mir nicht 1 entgegnet, wir Politik der Regierungsſozialiſten ſei Elend und ſeiner weiteren Ausb itung