Stitzung am 29. Oktober 1919 Skaller angekündigt worden iſt, nämlich den Beweis über die Haltung des Herrn Dr. Broh zu jener Zeit, als wir den Reichsbund gründeten. Herr Dr Broh, der uns ſo ſcharf angreift und uns ohne jedes Ueber⸗ legen Herzloſigkeit gegenüber den Kriegsbeſchädigten vorwirft, hat am 9. Juni 1917 in der „Glocke“ einen Artikel veröffentlicht, in dem er darlegt, daß es ſich bei dieſem Weltkrieg um den Kampf der deutſchen Demokratie gegen den Kapitalismus, vertreten durch England und Amerika, handle. (Hört, hört!) Dieſem deutſchen Sozialismus müſſe der volle Sieg gewünſcht werden, der Sieg, der zugleich ein Sieg des Sozialismus wäre, (Erneutes Hört, hört!) und als Mittel zu dieſem Sieg empfiehlt Herr Dr Broh im Juni 1917 das U⸗Boot. (Wiederholtes Hört, hört!) Ich zitiere wörtlich: Wäre es nun aber in dieſem Ringen zweier Welten — nämlich der kapitaliſtiſchen Welt England⸗Ame⸗ rikas und der ſozialiſtiſchen Welt Deutſchland unter Bethmann Hollweg — nicht erſtrebenswert, daß die Vormacht des Imperialismus und Kapitalismus — gemeint iſt England — völlig beſiegt wird, — eine Möglichkeit, die das U⸗Boot eröffnet? (Hört, hört!) Nebenbei bemerkt, das am wenigſten wider⸗ wärtige, weil nur auf Gütervernichtung ge⸗ richtete Kriegsinſtrument! (Große Heiterkeit) 2 1 Der ganze, mehrere Seiten lange Artikel enthält nichts als derartige Ausführungen. Ich geſtatte mir, Dden Artikel hier zur Kenntnis der Herren Kollegen niederzulegen. (Herr Dr Broh holt ſich hierauf unter ſchallender Heiterkeit den Artikel vom Tiſch des Hauſes zur Einſicht.) einen 521 Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): Ich wiederhole noch einmal für ſämtliche Kollegen, ob ſie Zwiſchenrufer oder Redner ſind: wenn die Ordnung im Hauſe einigermaßen gewahrt werden ſoll, müſſen die Kollegen ſo viel haben, zu ſchwei⸗ gen, wenn die Glocke des Vorſtehers erklingt. — Herr Kollege Heilmann, ich muß Sie für den Aus⸗ druck „ein Subjekt“, angewandt auf ein Mitglied dieſer Verſammlung, und zwar in dem Tonfall, daß darin geſagt ſein ſoll: ein ſchlechter Menſch, zur Ordnung rufen. Mitglieder dieſer Verſammlung ſind zwar Subjekte, aber nicht Subjekte in dem Sinne von ſchlechten Menſchen. (Heiterkeit. — Stadtv. Dr Broh: Für mich iſt es nur eine Ehre, wenn Herr Heilmann mich einen ſchlechten Menſchen nennt!) 23 Stadtv. Heilmann (fortfahrend): Was ich während des Krieges getan und geſchrieben habe, das weiß ich und das verantworte ich. Meine Ent⸗ wicklung iſt ſo vollkommen klar und einheitlich, daß mir neulich im Preußiſchen Abgeordnetenhauſe ſelbſt Herr Adolph Hoffmann atteſtiert hat, ich ſei vor dem Krieg derſelbe geweſen wie in dem Krieg und nach dem Krieg. Sehr richtig! bei den unabhängigen Sozial⸗ demokraten.) Ich bin nicht königlich preußiſcher Juſtizrat gewor⸗ den, ich habe nicht während des Krieges zum U⸗Bootkrieg gehetzt, um nach dem Kriege mich als Kommuniſtenführer aufzuſpielen und arme Kriegs⸗ beſchädigte dazu zu mißbrauchen, gegen unbequeme Parteien zu demonſtrieren. (Lebhafter Beifall.) (Ein Antrag auf Schluß der Beratung wird angenommen.) Stadtv. Dr. Hertz (zur Geſchäftsordnung): Meine Damen und Herren! Als die Beratung dieſes Antrags begonnen wurde, ertönte bereits von der rechten Seite dieſes Hauſes der Ruf: Schluß der Debatte! Sie haben durch Ihre jetzige Abſtim⸗ mung das, was zuerſt nur ein einzelnes Mitglied von Ihnen zum Ausdruck brachte, im allgemeinen anerkannt. (Rufe: Oh, Oh!) Sie wollen keine eingehende Erörterung. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſicher Dr Barchardt: Herr Kollege, das iſt — nicht zur Geſchäftsordnung! Stadtv. Dr Broh (perſönliche Bemerkung): Meine Damen und Herren! Ich habe wieder ein⸗ mal das Vergnügen gehabt, von einem Nicht⸗ Subjekt, wie es Herr Heilmann iſt, angegriffen zu ſein. (Heiterkeit.) Ich muß nochmals erklären, wie ich ſchn durch i en Zuruf erklärt habe, daß, wenn dieſer junge 84. (Seterten)