522 mich angreift, ich niemals in ſeinen Beleidigungen irgendeine Ehrenkränkung erblicke, im Gegenteil, nur eine Ehrenbezeigung. Denn würde er mir jemals etwa umgekehrt den Ausdruck ſeiner Achtung bezeigen, ſo würde ich wiſſen, daß ich dann ebenſo ein verächtlicher Menſch geworden ſein würde, (Unruhe) wie er ſelbſt es geweſen iſt. (Andauernde Unruhe und Zurufe.) Ich ſage das auf die Gefahr hin, zur Ordnung ge⸗ rufen zu werden. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt: Herr Kollege Broh, ich muß Sie, wie Sie ſchon ſelbſt ſagten, für dieſen Ausdruck zur Ordnung rufen. Ich mache Sie aber darauf aufmerkſam, was ich ſchon einmal einem Herrn Kollegen gegenüber mir zu bemerken erlaubte, daß ordnungsmäßige Verhandlungen hier nur mög⸗ lich ſind, wenn alle Mitglieder die Selbſtdiſziplin üben, die irgendwelche Maßnahmen ſeitens des Vorſtehers überflüſſig macht. (Sehr richtig!) Stadtv. Dr Broh (fortfahrend): Es iſt richtig, was der Herr Vorſteher ſagt. Ich habe einmal früher erklärt und bleibe bei dieſer Erklärung heute noch ſtehen, daß ich ſämtliche, die hier im Saale anweſend ſind, ſämtliche Stadtverordnete und Mit⸗ glieder des Magiſtrats für Ehrenmänner halte. Aber ich habe in dem Augenblick nicht an Herrn Heilmann gedacht. — (Lebhafte Unerhört! — Unruhe und Zurufe: Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, ich bin geneigt, den Rahmen einer perſön⸗ lichen Bemerkung ſehr weit zu ſpannen, bitte aber doch, in gewiſſen Grenzen dabei ſich zu halten. (Unruhe und wiederholte Rufe: Zur Ordnung rufen!) Stadtv. Dr Broh: Ich muß das ganz kurz be⸗ gründen. — — (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend: Nein, Herr Kollege, im Rahmen einer perſönlichen Be⸗ merkung haben Sie dieſe Ihre Bemerkung nicht zu begründen. 7 Stadtv. Dr. Broh (fortfahrend): Ich will dar⸗ auf nicht weiter eingehen. Ich werde ſpäter noch einmal Gelegenheit haben, zu zeigen, nach welſchen Grundſätzen Herr Heilmann ſein journaliſtiſches Geſchäft betreibt und was mich zu dieſem Ausdruck geführt hat. Nun wurde mir von Herrn der „Glocke“ umfaßt, und da wurden natürlich von Ich verzichte, Heilmann ein Artikel vorgeworfen, der ungefähr 6 Druckſeiten in Sttzung am 20. Ottober 1019 ihm einige Zeilen herausgeriſſen, um Stimmung gegen mich zu machen, nicht Stimmung bei Ihnen (nach rechts) — die Worte, die er verleſen hat, würden gerade bei Ihnen nur Beifall gefunden haben —, ſondern Stimmung zu machen bei meinen eigenen Parteigenoſſen. (Zurufe bei den bürgerlichen Parteien.) darauf hier im einzelnen einzugehen. Ich würde nur bitten, recht fleißig dieſen Artikel nachzuleſen. 5 (Zuruf: Das können Sie wirklich nicht verlangen!) Ich möchte nur ganz kurz darauf hinweiſen, daß dieſer Artikel davon ausgeht, es ſtänden zwei Welten im Kampfe gegeneinander, (Wiederholte Rufe: Nerſönlich!) — das gehört zur perſönlichen Bemerkung —, die kapitaliſtiſche Welt England⸗Amerika und die ſo⸗ zialiſtiſche Deutſchland⸗Rußland. (Unruhe und Zurufe.) Darum allein handelt es ſich. Wenn ich ferner von dem U⸗Bootkrieg geſagt habe, hier eröffne ſich ein Mittel, dieſe kapitaliſtiſche Welt zu zerſtören, und zwar ohne eine Schädigung an Menſchenleben, ſo gehöre ich eben auch zu den Opfern der Verlogenheit der deutſchen Journa⸗ liſtik, deren Zierde damals ſo wie heute ge rad e Herr Heilmann iſt, (Heiterkeit) 2 da ich dadurch irregeführt wurde, wie ſo viele, und wie ſo viele geglaubt habe, daß es in der Tat mit der Behauptung der deutſchen Heeresleitung ſeine Richtigkeit hätte, daß es ſich bei dem U⸗Bootkrieg nur um Zerſtörung von Gütern und nicht um Zer⸗ ſtörung von Menſchenleben handle. (Lachen und Zuruf: Unſchuldslamm!) Dies das eine. — Im übrigen habe ich mich gerade über die Junker in Deutſchland ſo energiſch hier ausgeſchrieben, daß ich nur wünſchen möchte, alle —4 das beherzigen, was ich hier geſchrieben abe. 22 Noch eins! Wenn hier geſagt worden iſt, daß iich mich zum Führer der Kommuniſten aufſpiele, ſo iſt das natürlich der Phantaſie des Herrn Heilmann ſelbſt entſproſſen. Ich bin Mitglied der Unab⸗ hängigen Partei , (Zurufe)535? und habe gar keinen Grund, irgendwie von den Grundſahen der Unabhängigen Partei abzuweichen. Aber ich hege die Hoffnung, daß wi endlich bald, und zwar auf der . nzunehmenden revolutionären Programms nabhängi tei, eine geſchloſſene Fro bilden werden. — 7. 2 2