Sigung am 20. Oktober 1910 Stadtv. Dr. Hertz (perſönliche Bemerkung): Herr Heilmann hat eine Bemerkung gegen den Kollegen Broh gemacht. Vorſteher Dr. Vorchardt: Herr Kollege Hertz, in einer perſönlichen Bemerkung können Sie nur Sachen bemerken, die ſich auf Ihre Perſon beziehen! Stadtv. Dr Hertz: Jawohl, der Nachſatz wird den Beweis liefern, daß es ſich um meine Perſon handelt, denn es handelt ſich um einen Vorwurf ſchlimmſter Art, der gegen die Fraktion als ſolche gerichtet iſt. Vorſteher Dr. Borchardt: Herr Kollege, Vor⸗ würfe, die ſich gegen eine Fraktion richten, können Sie im Rahmen einer perſönlichen Bemerkung nicht zurückweiſen. 2 Stadtv. Dr Hertz: Es iſt überall, ſoweit ich unterrichtet bin, Gebrauch, (Rufe: Nein!) daß Vorwürfe, unter denen der einzelne als Ange⸗ höriger der Fraktion leidet — — (Rufe: Ach nein! — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, Sie irren. Soweit meine Kenntnis reicht, iſt es in allen parlamentariſchen Körperſchaften Brauch, bei einer perſönlichen Bemerkung nur Vor⸗ würfe zurückzuweiſen, welche ſich gegen die Perſon als ſolche richten, nicht ſolche, welche ſich gegen die Perſon als Mitglied einer Fraktion richten. Stadtv. Dr. Hertz: Gut. — Herr Kollege Heil⸗ mann hat uns den Vorwurf agemacht — — (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, Sie wollen durchaus im Rahmen einer per⸗ ſönlichen Bemerkung Vorwürfe gegen die Fraktion zurückweiſen. Stadtv. Dr Hertz: Nein, ich muß Vorwürfe zu⸗ rückweiſen, die jedem einzelnen von uns gemacht worden ſind! Vorſteher Dr. Borchardt: Nein, Herr Kollege Hertz, es ſind keine Vorwürfe, die jedem einzelnen von Ihnen oder gar Ihnen gemacht wurden. Ich tönnte mich ja trren und etwas überhört haben. So. weit ich mich entſinne, ſind agegen Sie perſönlich keine Vorwürfe gerichtet worden. Irre ich mich darin, dann haben Sie im Rahmen der perſönlichen Bemerkung das Recht, dieſe Vorwürfe zurückzu⸗ wieiſen. Aber ich muß Sie bitten, ſich ſtrena an en, denn Kollege Heilmann hat aß die Kriegsbeſchädigten 523 Vorſteher Dr. Borchardt: Die Worte, die Herr Kollege Hertz jetzt geſprochen hat und die ich natürlich nicht mehr hören konnte, ſind ſelbſtverſtändlich hier offiziell nicht geſprochen worden und kommen auch nicht ins Stenogramm. (Stadtv. Dr Hertz: Eine wiſſentliche Unwahrheit, habe ich erklärt!) — Wenn Sie aber jetzt erklären, daß ein Kollege eine wiſſentliche Unwahrheit ſagt, (Stadtv. Dr Hertz: Jawohl!) — dann muß ich Sie für dieſen Zwiſchenruf zur Ordnung rufen. 2 Stadtv. Heilmann (perſönliche Bemerkung): Ich wollte nur feſtſtellen, daß Herr Dr Hertz ſchlecht zu⸗ gehört hat. Es iſt mir gar nicht eingefallen, ihm oder ſeiner Partei den Vorwurf zu machen, daß ſie dieſe Demonſtration der Kriegsbeſchädiaten veran⸗ ſtaltet hätten. Stadtv. Dr. Hertz (perſönliche Bemerkung): Ich gabe mir die Worte des Herrn Heilmann notiert, er zat ausdrücklich erklärt, wir hätten die Kriegsbeſchä⸗ digten zu dieſer Demonſtration mißbraucht, (Unruhe und Zurufe) obwohl ich vorher mit einer ganzen Reihe ſeiner Kollegen über dieſe Angelegenheit geſprochen habe und er wiſſen mußte, daß die Demonſtration gegen unſeren Willen zuſtandegekommen iſt. Wenn er dieſen Vorwurf nicht erheben will, (Stadtv. Heilmann: Nie erhoben hat!) ſo entfällt natürlich die von mir daraus gezogene Schlußfolgerung. Vorſteher Dr. Borchardt: Wir kommen nunmehr zur Abſtimmung über den Antrag. Ich bitte die⸗ enigen Herren, welche den Antraa auf Zulaſſung und Anhörung der Deputation annehmen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) — Das iſt die Minderheit. Der Antrag iſt ab⸗ gelehnt. (Rufe von der Tribüne: Das iſt der Dank des Vaterlandes! — Unruhe.) Ich bitte die Diener, diejemiaen beiden Perſonen, welche dort oben Zwiſchenrufe aemacht haben, von der Tribüne zu weiſen. (Lachen auf der Tribüne.) Wir fahren in der Tagesordnung fort und kom⸗ men zu Punkt 2