526 Sitzung am 29. Oktober 1919 (Stadw. Dr Broh: Wir halten das für entwür⸗ digend! — Die Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratiſchen Fraktion verlaſſen den Saal. — Stadtv. Horlitz: Herr Broh, können Sie nicht auf immer wegbleiben? — Heiterkeit.) — Ich bitte, dieſe Zurufe zu unterlaſſen. Es iſt vorgeſchlagen, die Mitteilung des Magi⸗ ſtrats zur Kenntnis zu nehmen. Ich ſtelle feſt, daß ſie zur Kenntnis genommen iſt. Wir kommen zu Punkt 13: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Aende⸗ rung der Eintrittspreiſe im Deutſchen Opernhauſe. — Druckſachen 228, 245. Berichterſtatter Stadtv. Horlitz: Meine Damen und Herren, wir haben uns im Ausſchuß redliche Mühe gegeben, die vorliegenden Fragen nach allen Einzelheiten hin zu bearbeiten. Es handelt ſich vor allen Dingen darum, daß der Beſtand des Unter⸗ nehmens nicht in Frage geſtellt, daß das Unter⸗ nehmen finanziell geſichert wird. Die einzige Mög⸗ lichkeit, das zu tun, iſt bei den geſtiegenen Anforde⸗ rungen natürlich die Erhöhung der Eintrittspreiſe. Von verſchiedenen Seiten iſt der Vorſchlag gemacht worden, die unteren Plätze von der Erhöhung aus⸗ zunehmen und dafür die oberen Plätze ſtärker zu be⸗ laſten, als es durch die Magiſtratsvorlage vorgeſehen iſt. Es ſtanden wichtige Bedenken gegenüber, und die Kommiſſion hat ſich in ihrer Mehrheit dieſen Bedenken angeſchloſſen. Die Bedenken gingen vor allen Dingen nach der Richtung, daß es nicht möglich ſei, die höheren Plätze ſtärker zu belaſten, weil ſich jetzt ſchon ein gewiſſes Abflauen in der In⸗ anſpruchnahme der höheren Plätze bemerkbar macht. (Hört, hört!) Aus dieſem Grunde glaubte die Kommiſſion nicht die Verantwortung dafür übernehmen zu können — entgegen dem Antrage des Magiſtrats und der Direktion —, dieſe höheren Plätze im Preiſe noch weiter zu ſteigern. Es wurde allſeitig in der Kom⸗ miſſion bedauert, daß dadurch der Charakter des Unternehmens als Volksunternehmen ſtark beein⸗ trächtigt würde. Es ließ ſich aber kein anderer Aus⸗ weg finden. Schon die vorgeſehene Erhöhung kommt dem Preiſe der Staatsoper ganz bedenklich nahe, und es beſteht die Befürchtung, daß, wenn noch eine wei⸗ tere Steigerung eintreten ſollte, das zahlungsfähige Publikum es dann vorziehen würde, lieber die Staatsoper zu beſuchen, als in das Deutſche Opern⸗ haus zu gehen. Alle Vorſchläge, die nach dieſer Rich⸗ tung hin gemacht worden ſind, mußte die Kommiſſion deshalb ablehnen, und ſie empfiehlt, die Preis⸗ ſkala, die die Direktion und der Magiſtrat vorge⸗ ſchlagen haben, anzunehmen. Es ſind dann einige andere Fragen im Aus⸗ ſchuß angeregt worden, nämlich dahin, wie der Ver⸗ trag mit den Aktionären in Zukunft geändert werden ſoll. Die Deputation wurde beauftragt, dieſe Fragen zu erledigen. Außerdem ſoll in Zukunft ein Aus⸗ ſchuß der Angeſtellten in Finanzfragen mit beraten und in die finanziellen Verhältniſſe des Unter⸗ nehmens Einficht nehmen, damit die Arbeiter über den Stand des Unternehmens in finanzieller Be⸗ ziehung jederzeit unterrichtet ſind und auf Grund forderungen an das Unternehmen ſtellen. Denn für den Laien, der das Haus faſt allabendlich ausver⸗ kauft ſieht, kann ſehr leicht der Eindruck entſtehen, daß das Unternehmen verhältnismäßig hohe Ueber⸗ ſchüſſe hat, während das in Wirklichkeit nicht der Fall iſt. 2 0 Ganz kurz wurde dann noch über das Verhält⸗ nis zu den Inhabern von Stammſitzplätzen ge⸗ ſprochen. Es wurde allgemein bedauert, daß die Preiſe für die Stammſitze zurzeit ſehr niedrig ſind. Es beſteht aber augenblicklich nicht die Möglichkeit, die Verträge, die mit den Stammſitzinhabern abge⸗ ſchloſſen ſind, zu ändern. Deshalb wird gewünſcht, daß bei Ablauf dieſes Vertrages die Preiſe für Stamm⸗ karten weſentlich erhöht werden und daß bei Ab⸗ ſchluß der Verträge die Möglichkeit gegeben wird, auch innerhalb der Saiſon die Preiſe jederzeit zu ändern. Der Ausſchuß empfiehlt Ihnen, mit dieſer Maß⸗ gabe die Preisfeſtſetzung des Magiſtrats anzu⸗ nehmen. Stadtv. Dr Borchardt: Meine Damen und Herren! Im Namen meiner Freunde habe ich zu erklären, daß wir den Ausſchußanträgen zuſtimmen. Ich habe dieſe Erklärung im Namen der Mehrheit meiner Freunde abzugeben. Auch dieſen iſt es außerordentlich ſchwer gefallen, die Anträge Gebert— Grollmus, die im Ausſchuß geſtellt waren, abzu⸗ lehnen, weil dieſe Anträge darauf hinausliefen, die am niedrigſten bewerteten Plätze von der Erhöhung auszunehmen. Es war das eine Maßnahme, die durchaus in der Tendenz und der Richtung meiner Freunde — und ich kann der Hoffnung Ausdruck geben, auch in der Tendenz der Maßnahmen, die die Herren Kollegen rechts von uns, die Herren von der demokratiſchen und der weiter rechts ſitzenden Partei haben — liegen würde. Denn auch dieſe Kollegen und Kolleginnen nehmen zweifellos für ſich in An⸗ ſpruch, in den Grenzen der Möglichkeit die Preiſe niedrig zu halten, um den Charakter des Volksunter⸗ nehmens gerade für dieſes Unternehmen feſtzuhalten. Aber die Mehrheit meiner Freunde hat ſich doch da⸗ von überzeugen müſſen, daß es augenblicklich nicht möglich iſt, dieſem Wunſche Rechnung zu tragen. Wir können die Verantwortung nicht übernehmen, die am höchſten bewerteten Plätze noch höher zu be⸗ werten, nachdem uns ſeitens der Direktion verſi wird, daß bereits ein Abflauen im Beſuch dieſer Plätze ſtattfände, ſo daß durch eine weitere Er⸗ höhung nicht die Gewähr erhöhter Einnahmen, ſon⸗ dern die Gefahr eines Einnahmeausfalls, vermin⸗ derter Einnahmen gegeben wäre. Andererſeits wäre ein Heruntergehen unter die Sätze, die für den 4. Rang von der Vorlage voraeſchlagen werden, ein ſicherer Ausfall, weil dieſe Plätze ſtets beſucht 2 und zwar ein nicht unerheblicher Ausfall. Wenn m auch gar nicht ſoweit gehen will wie der Gebert--Grollmus, wenn man nur einen 7 Ermäßigung annehmen wollte, ſo eraibt dieſer Kenntnisnahme nicht ungebührlich hohe An. ſchn 1 er