Sitzung am 29. Oktober 1919 Ferner ſind die Dächer geſichert worden. Ich glaube, wir können vollſtändig ab⸗ warten, wie ſich die Dinge entwickeln, und wenn es notwendig iſt, werden die Kohlen, wie Herr Stadt⸗ rat Fiſcher mitgeteilt hat, ſchon zur Stelle ſein. Ich möchte aber dabei doch betonen, daß ebenſo gut, wie unter Umſtänden dieſe Leute frieren müſſen, wir auch in unſeren eigenen Wohnungen nicht in der Weiſe heizen können, wie das in normalen Jahren der Fall iſt. Alſo es verhält ſich ſo, daß nicht nur die Barackenbewohner unter den jetzigen Verhält⸗ niſſen leiden, ſondern auch die Bewohner normaler Wohnungen müſſen mitunter frieren. Ich möchte Sie nur bitten: ſeien Sie überzeugt, daß von der Hochbauverwaltung der Sache nachgegangen wird, daß wir alles tun und ſelbſt beantragen werden, Kohlen zu liefern, wenn es nötig iſt. Vorſteher⸗Stellv. Marzahn: Das Wort wird nicht weiter gewünſcht; die Angelegenheit iſt damit erledigt. ſetzt werden. ——— Wir kommen nunmehr zur Anfrage der Stadtv. Bollmann und Gen betr. Milch⸗ verteilung durch die Fettſtelle Groß⸗Berlin. Anfrageſteller Stadtv. Bollmann: Meine Damen und Herren! Es iſt ja allgemein bekannt, daß ſich die Milchmenge, die jetzt Charlottenburg zugeführt wird, im Verhältnis zu früher ganz gewaltig ver⸗ mindert hat. Es dürfte aber nicht allgemein be⸗ kannt ſein, in welcher Weiſe nun die Verteilung ſtattfindet. Ich ſetze aber als bekannt vorans, daß ver Bewilligung von Milch die betreffenden Anträge haarſcharf geprüft werden, daß ein äcztliches Atteſt notwendig iſt, daß ſeitens des betreffenden Deꝛer⸗ nenten m Magiſtrat auch eine peinliche Nachprüfun! der No wendigkeit voraenommen wird. Iasbe⸗ ſondere bekommen die Milch Schwangere, Kranke. alte Leute und Kinder bis zu 6 Jahren Meine Damen ud Herren, mir ſind nun niele Klagen zugegangen, daß ſelbſt die gerinzen nanten mehrfach nicht voll beliefert worden ſind. Es geht einfach den Milchhändlern von der Fettſtelle Groß⸗ Berlin ein hektographierter Zettel zu, z. B.: Am Sonntag. den 26. Oktober 1919 werden ¼.-Liter⸗ Krankenkarten nur mit ½ Liter Vollmilch beliefert, oder: Am 14. Oktober 1919 werden die Liter⸗ Krankenkarten nicht beliefert. Alſo ſelbſt dieſes ge⸗ ringe Quantum wird nicht immer geliefert. Die ½. Liter⸗Karteninhaber haben am letzten Sonntag nur Liter bekommen: heute haben ſie wieder nur Liter erhalten. Wir halten das unſeren Kranken aegenüber, namentlich denjenigen, die an ſchweren Darmkrankheiten leiden, was beſonders auch in Charlottenburg zurzeit der Fall iſt, für direkt verhänanisvoll. Dazn kommt die überaus unpünktliche Liefernna Die Milchhändler klagen, iee bekämen die Milch niemals früher als um 8 uhr, es würde auch mitunter 9, 10 und auch 10 Uhr. Nun wird vom Publikum immer geſaat, der Magiſtrat habe ſchuld, er müſſe beſſer dafür friedenen vom Gegenteil zu überzeugen. Es iſt mir nicht möalich geweſen, die mit Ge Kürzung bei der geringen Fettvortion. die wir t mi 1 Kebensfahr bekommen dℳ Liter ſtatt “ Liter auf ung] den ſie Anſpruch haben, und die Kinder m fünften es und ſechſten Lebensjahre werden ſeit Wochen mit 531 ſich doch ſehr wohl machen laſſen, daß nicht einfach generell verfügt wird: die %⸗Liter⸗Karten werden um ⅓ Liter gekürzt, ſondern man könnte die Schwerkranken davon ausnehmen. Herr Stadtrat Auguſtin, ich möchte bemerken, daß das gar nicht ſo ſchwer iſt; denn man könnte unter Umſtänden eine Ausnahme bei den Karten machen, die mit „akut“ geſtempelt ſind. Das ſind diejenigen, die die Milch im erſten Monat bekommen. Leider kann ich keinen Weg angeben, der zur Beſchaffung von mehr Milch führt. Ich glaube aber, daß von anderer Seite darauf hingewirkt werden ſollte, daß nicht ſo viel Milch heimlich zur Ver⸗ butterung verwendet und im Schleichhandel ver⸗ kauft wird. Dann würden wir anſtatt der 200 000 Liter ſicherlich 500 000 Liter erhalten können. Wir bitten den Magiſtrat dringend, bei der Fettſtelle Groß⸗Berlin darauf hinzuwirken, daß in Zukunft min deſtens die bewilligte Milch für die Schwerkranken ohne jeden Abzug prompt geliefert wird. Stadtrat Auguſtin: Der Wunſch, den der Herr Vorredner ausgeſprochen hat, iſt zweifellos ſehr be⸗ rechtigt. Leider ſind die Verhältniſſe ſtärker als die Kraft der Fettſtelle, die ich hier vertreten muß. Die Lage iſt ſo. Wir brauchen zur Erfüllung unſerer Milchverpflichtungen in Groß⸗Berlin — und das, was hier von Charlottenbura geſagt wird, gilt ja für ganz Groß⸗Berlin — 240 000 Liter, die ein⸗ mandfrei eingehen. Wenn ſaure Milch eingeht, darf ſie nicht eingerechnet werden. Tatſächlich war die Milchmenge bis auf 165 000 Liter heruntergegan⸗ gen. Sie können daraus ermeſſen, daß die verſor⸗ aungsberechtigten Perſonen — und das ſind, wie der Herr Vorredner ganz richtig geſagt hat, nicht nur die Kinder bis zu 6 Jahren, ſondern auch diejenigen, die ein Krankenatteſt haben, und die Schwangeren: die älteren Leute können wir im allgemeinen nicht heliefern, ſondern ſie müſſen ebenſo gut ein ärzt⸗ liches Atteſt baben wie die anderen die ihnen zuſtehenden Mengen nicht erhalten können; es muß gekürzt werden. 2 Die Frage iſt nun: wem kann gekürzt werden. Da hat ſich die Fettſtelle Groß⸗Berlin natürlich nicht bürokratiſch hingeſtellt und geſagt: es wird von unten herauf gekürzt, ſondern ſie bat nach einaehen⸗ den Verhandlungen mit dem Medizinalamt Berlin, 5 das die ſämtlichen Medizinalämter vertritt, einen Plan ausgearbeitet, nach dem die Kürzungen vor⸗ genommen werden. — Es werden im allgemeinen die Kinderkarten ge⸗ kürzt. Dieſe ſind aber, wie aus den Zahlen, die ich nennen werde, hervorgeht, bereits dauernd auf das äußerſte Maß heruntergekürzt worden. Den Säuglingen im erſten Jahre kann man die Milch nicht nehmen. Die Kinder im zꝛweiten Jahr, die Anſpruch auf 1 Liter haben, bezießen, ſeitdem die Milchlieferung zurückgegangen iſt. ſeit Mitte Juli nur % Liter; eine weitere Kürzuna iſt ganz un⸗ möalich. Die Kinder im dritten Kebensiahr haben einen Anſvruch auf ¾ Liter Miſch und bekommen einen halben. Auch hier dürfte woßl eine weitere bahen. ansgeſchloſſen ſein. Die Kinder im vierten