Sitzung am 12. batte auf das allgemeinpolitiſche Gebiet abſchweift — es wird ſich ja das nicht immer vermeiden laſſen, aber es liegt gerade bei ſolchen Abſchweifungen die große Gefahr vor, ſehr leicht die Debatte ins Ufer⸗ loſe ſich ausdehnen zu laſſen —, bei ſolchen Ab⸗ ſchweifungen auf das allgemeinpolitiſche Gebiet, wenn ſie ſich nicht umgehen laſſen, ſich denn doch der mög⸗ lichſten Kürze zu befleißigen. Wir treten nunmehr in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Eeinführung der neugewählten unbeſoldeten Stadträte. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Ich darf vielleicht die wieder⸗ und neugewählten Herren bitten, ſich hier vor mir gruppieren zu wollen. Meine lieben und ſehr verehrten Herren Kolle⸗ gen! Selten oder wohl nie hat die Verwaltungsbe⸗ hörd der Stadt, der Magiſtrat, eine ſo tiefgreifende Veränderung erfahren, wie ſie ſich heute hier vollzieht. Von den unbeſoldeten Mitaliedern, die an ſich bereits die ſtarke Mehrheit des Kollegiums bilden, iſt wie⸗ derum mehr als die Hälfte ausgeſchieden und durch neue Mitalieder erſetzt worden. Wir bedauern alle ſchmerzlich das Ausſcheiden von § äußerſt bewährten und lieben Kollegen, ein Bedauern, dem ſich auch die Stadtverordnetenverſammluna dadurch tatkräftia angeſchloſſen hat, daß ſie in weitem Umfange hohe kommunale Ehrungen den Scheidenden bereitet hat. Aber wir wiſſen auf der anderen Seite, daß es gerade in der heutigen Zeit im höchſten Maße er⸗ wünſcht iſt, daß auch der Magiſtrat in ſeinem un⸗ beſoldeten Teil ein Spiegel der Verhältniſſe der Be⸗ völkerung iſt und wird. Gerade in der heutigen Zeit iſt es mehr als je nötig, daß alle Schichten der Bevölkerung in gemeinſamer Arbeit und gemein⸗ ſamem Vertrauen zuſammenſtehen, um die ſchwie⸗ rigen Aufgaben bewältigen zu helfen, die uns allen bevorſtehen. Gerade Sie, meine Herren, die unbeſoldeten Mitalieder des Maaiſtrats, haben eine beſonders wichtige Rolle in dieſer Beziehung zu ſpielen. Sind Sie doch die geborenen Mittelsmänner zwiſchen dem Maaiſtrat und der Stadtverordnetenverſammlung, durch ſie der Bevölkerung. Sie ſollen, wenn ich ſo ſagen darf, das Rößlein des heiligen Bürokratius, das nach alter, nicht immer ganz richtiger Auffaſſuna von den beſoldeten Mitaliedern des Maaiſtrats ge⸗ ritten zu werden pfleat, mit ſanfter Hand ügeln, und Sie ſollen Ihre Erfahrungen, die Sie im prak⸗ tiſchen Leben gewonnen haben, der Allaemeinheit durch Ihre Mitarbeit in der oberſten Verwaltunas⸗ behörde der Stadt zuaute kommen laſſen. Von⸗ denjenigen Mitaliedern, die heute erneut wieder im Maaiſtrat erſcheinen, wiſſen wir, daß ia nſchaften, die ich eben gekenn eichnet habe, in hohem Maße vorhanden ſind; von den nen eintreten, hegen wir die an Gewiß⸗ fnung n t ceen Wir hot⸗ 1 en gefolgt nnd. 537 November 1919 8 im Kollegium. Ich wünſche Ihnen und uns gemein⸗ ſchaftliche geſegnete Arbeit und geſtatte mir, Sie alle durch Handſchlag an Eides Statt in Amt und Pflicht zu nehmen. Vorſteher Dr. Borchardt: Meine ſehr verehrten Herren! Geſtatten Sie mir als dem Vorſteher dieſer Verſammlung, Sie bei dem Eintritt in Ihr Amt herzlich willkommen zu heißen. Der Herr Oberbürgermeiſter hat ja ſchon darauf hingewieſen, daß die neue Zeit, die demokratiſche Zeit, die ſeit einem Jahr angebrochen iſt, es notwendiaerweiſe mit ſich brachte, daß auch der Maaiſtrat in ſeiner Zu⸗ ſammenſetzung, ſpeziell in der Zuſammenſetzung der unbeſoldeten Stadträte, eine weſentliche Veränderung erleiden mußte. Wir, die wir hier ſeit langen Jahren mit den Herren vom Magiſtrat, auch den alten unbeſoldeten Stadträten, zuſammen gearbeitet haben, können wohl ſagen — und ich alaube des Einverſtändniſſes aller Herren, die der Verſammlung ſchon längere Zeit angehören, ſicher zu ſein —, daß wir mit den Herren, die nach dem alten plutokratiſchen Wahlſyſtem der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung in den Maaiſtrat hineinge⸗ wählt wurden, durchaus keine ſchlechten Erfahrungen gemacht haben. Die Herren erwieſen ſich durchaus von Weite des Blickes, frei von jeder Enaherziakeit, ſo daß die Angelegenheiten der Stadt Charlotten⸗ burg bei ihnen nicht ſchlecht beraten waren, woher ja auch der aute Ruf der Stadt Charlottenburg als einer Hüterin der Selbſtverwaltung, auf den der Herr Oberbürgermeiſter anſpielte, rührt. Aber, meine Herren, die neue demokratiſche Zeit bringt neue Erforderniſſe, und der Weſenszug⸗ das Kennzeichen einer demokratiſchen Zeit iſt es ja gerade, daß alle in dem Volke ſchlummernden Kräfte geweckt, daß alle Kräfte, die zur Mitarbeit an den öffentlichen Angelegenheiten willia ſind, auch zu dieſer Mitarbeit herangerufen werden. Und Sie, meine Herren, die Sie nun aus dem Volkswillen hervorgegangen und zu dieſer Mitarbeit an den An⸗ gelegenheiten Charlottenburas berufen ſind, Sie werden ſich, das iſt unſere feſte Zuverſicht, dieſes Vertrauens Ihrer Mitbürger würdig erweiſen, und die Stadt Charlottenburag und die Büraer Char⸗ lottenburas werden bei Ihrer Arbeit, ſo hoffen wir alle, qut fahren. Ich heiße Sie alſo nochmals herz⸗ lich willkommen. Stadtrat Caſſirer: Sehr geehrter „Herr Ober⸗ bürgermeiſter! cen geehrter Herr Stadtverord⸗ netenvorſteher! Geſtatten Sie, daß ich Ihnen für die Begrüßungsworte, die Sie bei unſerer Einfüh⸗ rung ſoeben an uns gerichtet haben, den Dank der Kollegen und meinen ausdrücke. Sie haben, ſehr geehrter Herr Oberbürger⸗ meiſter, unſer, der bisherigen Maaiſtratsmit⸗ glieder, gedacht. Wir, die wir bisher unſere Kräfte der Stadt Charlottenburg zur Verfügung geſtellt haben, haben das in Anerkennung der Bedeutung der Selbſtverwaltung getan. Wir haben in dieſer Tätigkeit ſo viel Genugtuung und ſo viel Befriedi⸗ gung gefunden, daß wir auch weiter gern dem Rufe Sie haben, Herr Oberbürgermeiſter, weiter ge⸗ſdarauf hingewieſen, welch großer Perſonenwechſel zu durch die diesjährige Wahl eingetreten iſt. Durch den Eintritt ſo vieler neuer Mitglieder in das Ma⸗ egium wird natürlich das äußere Bild ats eine völlige , erfahren.