Sitzung am 12. auch irgendwelche Verletzung beſtehender Vorſchriften in dieſem Falle ausgeſchloſſen iſt. Was die Sache ſelbſt angeht, ſo hat der Herr Oberbürgermeiſter für ſich erklärt, daß er die Ent⸗ ſcheidung, die er gefällt hat, erſt nach gewiſſen ſchweren inneren Bedenken gefällt habe. Der Herr Oberbürgermeiſter deutet dadurch an, daß man ſehr wohl auch eine andere Entſcheidung hätte fällen können. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß es beſſer geweſen wäre, einen Ausnahmefall in Dteſe⸗ Umfange zu vermeiden; (Sehr richtig! bei den Demokraten) denn wür erkennen an, daß gerade eine ſolche Ent⸗ ſcheidung in der Oeffentlichkeit gewiſe Angriffs⸗ punkte bieten muß. (Lebhafte Rufe von den Unabhängigen Sozial⸗ demokraten: Horlitz!) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): bitte doch, die Zwiſchenrufe zu unterlaſſen! Stadtv. Otto (fortfahrend): Alſo ich wieder⸗ hole: wir erkennen an, daß gerade eine ſolche Ent⸗ ſcheidung in der Oeffentlichkeit gewiſſe Angriffs⸗ punkte bieten muß. Ich befinde mich aber mit meinem Herrn Vor⸗ redner inſofern in Uebereinſtimmung, als ich auch die Familie Bülow von jeder Schuld in dieſer Frage nicht freizuſprechen vermag. Wenn der Herr Ober⸗ bürgermeiſter die 4 r wie er ſie uns vor⸗ getragen hat. gefällt hat, ſo haben wir für dieſen menſchlichen Standpunkt, den er im Gegenſatz zum bürokratiſchen Standpunkt eingenommen hat, volles Verſtäündnis. 2 (Sehr richtig! bei den Demokraten.) Ich Wir begrüßen die Erklärung, die in dieſer Verbin⸗ dung der Herr Oberbürger abgegeben hat, und wir haben aus ihr mit großer ee entnommen, daß der Ausnahmefall, abgeſehen von ſeinem beſon⸗ deren Umfange, inſofern grundſätzlich kein Aus⸗ nahmefall iſt, als auch in vielen anderen Fällen gegenüber allen Schichten der Serotte ähnlich verfahren worden iſt. Aus dieſer Auffaſſung halten wir die menſch⸗ liche Entſcheidung des Herrn Oberbürgermeiſters für vollclf berechtigt, abgeſehen von dem Umfange, und ſehen un⸗ deshalb nicht veranlaßt, dem Antrage der Unab en in iraendeinem Punkte zuzuſtimmen Wir werden den Antrag auf Uebergang zur Tages⸗ ordmung nicht unterſtützen, ſondern wenn der Antrag abhängigen ſelbſt zur Abſtimmung kommt, tmag in allen ſeinen Teilen ſtimmen. or Scholn: Meine Damen zu meiner eigenen Rechtfer⸗ habe das Genügende 545 November 1910 Ich habe den Herren Antragſtellern durch Vermitt⸗ lung des augenblicklichen Dezernenten für die Kran⸗ kenverſorgung in loyalſter Weiſe — ſie werden das anerkennen — die geſamten Akten ſofort zur Ver⸗ füauna geſtellt, weil ich nichts zu verbergen habe. In dieſen Akten werden die Herren Antragſteller geſehen haben, daß eine ganze Reihe ſchwer be⸗ ſorgter Briefe der Gattin des Generalfeldmarſchalls von Bülow den Anlaß zu der ganzen Frage gegeben hat. Und hier, meine verehrten Damen und Herren, möchte ich doch feſtſtellen, daß es das ureigenſte Recht der Frau iſt, für das Leben ihres Mannes, für das ſie beſorgt war und ſein mußte, zu tun, was immer in ihren Kräften ſtand. Ich alaube, auch in dieſer Beziehung wird jeder, der nicht nur Bürokrat, ſon⸗ dern auch Menſch iſt, mir beipflichten. (Lebhafter Beifall bei der Bürgerlichen Fraktion.) Stadtv. Frau Deutſch: Herr Stadtv. Dr. Hertz hat hier eine Schilderung von der Not der unteren Volksſchichten gegeben, und zwar eine ſolche Schilde⸗ rung, die mich vermuten läßt, daß er dem Mittagas⸗ tiſch dieſer Familien doch recht fern geſtanden hat. Ich habe als Leiterin der Mädchenfortbildungsſchule Gelegenheit, täglich mit den ärmeren Volksſchichten zu verkehren, und habe außerdem den Herzenswunſch, das ſo zu tun, daß ich die Menſchen auch wirklich kennen lerne und ihr Leben wirklich erfaſſe. Ich habe dafür verſchiedene Einrichtungen getroffen, die ſo überzeugend wirken, daß ich auch Tatſächliches bringen kann. Zu dieſen Einrichtungen gehört auch ein Mittagstiſch für die unbemittelten Schülerinnen, für ſolche Schülerinnen, die Freiſchule haben, die alſo aus den allerärmſten Schichten der Bevölkerung ſtammen. (Zurufe von den Unabhängigen Sozialdemokraten: Zur Sachel) Ich ſpreche zur Sache. Ich habe oft Gelegenheit, mit an dieſem Tiſch zu eſſen und mich dann — das habe ich während des ganzen Krieges getan — zu erkun⸗ digen, wie es mit den Ernährunasverhältniſſen der Familie ausſieht. Ich kann Ihnen mitteilen, daß die Familien tatſächlich weit beſſer verſorgt waren als die Kollegen und Kolleginnen an der Schule. (Rufe von den Unabhängigen Sozialdemokraten: Na, na! Zur Sache!) Stadtv. Dr. Broh (mit Oh!⸗Rufen empfangen): Zunächſt möchte ich betonen, daß es uns allen ſehr ſchwer gefallen iſt, dem Antrage dieſe Form zu geben, und zwar deshalb, weil auch wir uns — ich will einmal ſagen — der perſönlich⸗- Liebenswürdiakeit 17 Herrn Oberbürgermeiſters nicht aanz entaiehen önnen. (Lachen bei der Bürgerlichen Frtgon) Ich wil dieſe Tatſache vorwea bemerken, um hervor⸗ 42 Grunde uns niemals von unſerer Pflicht abhalten ilieſ können, das zu tun, was wir als Stadtverordnetr 7 27. 4. Das war hier: Aufkläruna zu ſchaffen über eine Sache, daß ſelbſtverſtändlich ſolche perſönlichen ie uns von verſchiedenen Seiten wurde. der etwas länaeren Verteidiaunas⸗ mei ers immer noch nicht