Vorbeck für Kuchen Mehl bekommen hat. Wir ſind wirklich keine Bürokraten, daß wir große Geſchichten darum machen. Es freut uns, wenn irgendeiner aus der armen Bevölkerung zu ſeiner goldenen Hochzeit eine derartige Zuwendung erhält. Solche Dinge ſind nicht zu veraleichen mit dem Verfahren, das hier geſchehen iſt, daß 9 Eierkarten, (Heiterkeit und Rufe: In welcher Zeit?) 3 Butterkarten, 6 Fleiſchkarten, 3 Scheine zur Ent⸗ nahme von Weizenmehl über 600 g, täglich 1½ 1 Milch 2½ Jahre ohne irgendwelche Nachprüfung der Verwaltung weiter gegeben worden ſind. Das iſt eine ſo ſchreiende Ungerechtiakeit, daß man ganz ent⸗ ſchieden dagegen Proteſt einlegen muß. Ich habe mich gewundert, daß Sie dazu ſtill⸗ geſchwiegen haben, und gerade die Herren dort, die zum Sprachrohr den Herrn Dr Luther genommen haben, ſollten dieſe Verhältniſſe etwas eneraiſcher unter die Lupe nehmen, oder wir müßten wirklich glauben, daß ihr Klaſſenſtandpunkt und ihre Klaſſen⸗ verblendung ſo weit geht, daß ſie die größte Unge⸗ rechtigkeit und die ſchlimmſten Folgen daraus nicht für verderblich halten, wenn es ſich um ſolch ange⸗ jubeltes Haupt handelt wie das des Herrn von Bülow. (Pfuirufe bei der Bürgerlichen Fraktion.) Vorſteher Dr. Vorchardt (unterbrechend): Ich bitte, die Zurufe zu unterlaſſen! Stadtv. Dr. Löwenſtein (fortfahrend): Ich muß gegenüber dem Herrn Oberbürgermeiſter auch feſt⸗ ſtellen, daß nicht nur die Frau ſich an den Herrn Oberbürgermeiſter gewandt hat, ſondern in dem Schreiben, das das entſcheidende war, vom 29. Jan. 1917, hat Herr von Bülow ſich ſelbſt an den Ober⸗ bürgermeiſter gewandt. Es iſt von Herrn v. Bülow ſelbſt unterſchrieben. Das aeht aus den Akten des Maaiſtrats hervor, von denen ich annehme, daß ſie ſtimmen. Dann iſt noch folgendes zu bemerken. HGerr Luther hat uns einen Vorwurf gemacht, auf welchem Wege wir wohl zu dieſen Angaben gekommen ſind. Nun, ich will es Herrn Luther verraten. Es ſind Leute zu uns agekommen und haben geſagt: „Es wird in aller Oeffentlichkeit behauptet“ und mit An⸗ gaben, die ſo ſpeziell ſind, daß wir nicht daran zweifeln konnten. Wir haben damuf bei der Stelle, bei der wir das Recht haben, Erkundigungen einzu⸗ ziehen, Erkundiaungen eingezogen, und als wir dann das Material feſtaeſtellt hatten, haben wir un⸗ ſern Antrag aeſtellt. Wenn Herr Luther das für einen Weg hält, der uns nicht gebührt und der eine moraliſche Verurteilung verdient, ſo kann ich mich mit ihm in eine Diskuſſton nicht einlaſſen. Ich Recht iſt. Und nun noch zum Schluß: Es liegt uns nie ferner als Aaitation in dieſem Falle. (Stürmiſches Gelächter.) Sie brauchen es ia nicht zu alauben. (Lebhafte Rufe: Neint) Sitzung am 12. rechten. Ich ſtelle feſt November 1919 Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): Ich bitte, den Redner nicht zu unterbrechen. Stadtv. Dr Löwenſtein (fortfahrend): Ich will Ihnen nur das eine ſagen: unſere Mittel der Aaita⸗ tion find anderer Natur, als ſolche Fälle auszu⸗ ſchlachten. Wir wollen nur, daß Ungerechtiakeiten vermieden werden: wir wollen dazu beitragen, daß das Vertrauen zu der Verwaltung, das ſchon in vielen Kreiſen der Bevölkerung mit Recht erſchüttert iſt, nicht noch weiter erſchüttert wird. Wenn wir Aaitation treiben wollen, ſo brauchen wir uns nur auf unſere ſozialiſtiſchen Grundſätze und Maßnahmen zu berufen. . (Sehr richtig! bei den Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten.) — Ich alaube, da haben wir Aaitationsſtoff genug für unſere Maſſen. Solche Fälle brauchen wir nicht aus⸗ zuſchlachten. Sie werfen nur ein helles Licht auf den Klaſſenſtandpunkt, der auch hier bei der Beur⸗ teilung von der rechten Seite wieder ſo alänzend in den Vordergrund gerückt iſt. Wir weiſen dieſen Klaſſenſtandpunkt als einen Standpunkt der Unge⸗ rechtiakeit zurück und appellieren an alle dieienigen, die noch Menſchlichkeits⸗ und Gerechtigkeitsgefühl haben, und verlangen, daß ſie dementſprechend ihr Votum abgeben, ein ſcharfes Mißtrauen gegenüber dieſem Verhalten des Oberbürgermeiſters und, falls die rechtlichen Grundlagen dafür da ſind, auch die Einleitung des Diſziplinarverfahrens. Denn ich meine: die rechtlichen Grundlagen ſind dafür da, weil, wenn auch zu dem Zeitpunkt, als der Antrag eingebracht war, noch keine ſtaatlichen Verordnungen vorhanden waren, doch für die fortlaufende Zeit immerhin Gelegenheit aenug war, dieſe Sache zu in⸗ hibieren, wenn ſie den ſtaatlichen Verordnungen widerſprach. Denn, muß ich ſagen, es aibt keine ſtaatliche oder ſtädtiſche Verordnung und keine Er⸗ mächtigung, einen Menſchen in eine andere Klaſſe „ineinzubuaſteren, um ihm Vorteile zuzuwenden, als in die, in die er hineingehört. Das iſt widerrechtlich, und wir verlangen, daß dieſe Sache unterſucht und evtl. geahndet wird. (Bravo! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Stadtv. Horlitz (perſönliche Bemerkung): Ich will ausdrücklich feſltellen, daß es nicht wahr iſt, wenn geſagt wird, daß wir den Vorfall nicht be⸗ dauern. Ich habe das ausdrücklich in dem Antrag niedergelegt, der auch meinen Namen trägt. (Rufe von den unabhangigen Sogialdemotraten: Aber vorher!) Ob der Ausdruck des Beda er Ihnen 2.2 . ill nis bedauert haben. ich nicht kann nur feſtſtellen, daß das voll und ganz unſer] Ding