562 alieder der Regierung Haaſe, Dittmann und Barth waren ausgetreten. Es beſtand nur noch eine halbe Regierung, und zwar eine Regierung der Mehrheits⸗ ſozialiſten. Es war eine Reaierung, die ſich einfach kraft des Revolutionsrechts ſelbſt das Recht angemaß! hatte, das Deutſche Reich zu beherrſchen. (Zuruf von den Demokraten: Die andern ja auch!) An ſich ein Standpunkt, den die Herren Demokraten, ſoviel ich unterrichtet bin, an ſich nicht teilen, da ſie doch wohl davon ausgehen, daß die Autorität der Re⸗ gierung immer auf Wahlen ſeitens der Mehrheit des Volkes geſtützt ſein muß. Das laa nicht vor, wie Sie wiſſen, ſondern es war ein militäriſcher Zu⸗ ſammenbruch. (Rufe: Zur Sache!) — Ia, ich rede hier zu der Verfüguna des Reichswehr⸗ miniſters vom 9. Januar. Es ſcheint, daß die Her⸗ ren, die „zur Sache“ rufen, ſich die Begründung nicht durchgeleſen haben. *. (Lachen und Oho!⸗Rufe.) Denn ſonſt würden Sie wiſſen, daß ſich dieſe Sache auf die Verfügung des Reichswehrminiſters vom 9. Januar ſtützt. (Zuruf: Damit fängt es an!) Na alſo! — An dieſem 9. Januar beſtand, wie ich wiederholen muß, eine Regierung, die durch Autorität der Volksmehrheit nicht gebildet war. Vielmehr hatte das damals zur Macht gekommene Komitee ſich geſpalten, und 3 Mitalieder dieſes Ko⸗ mitees, Scheidemann uſw., wollten ſich an der Mach erhalten. Da ſie das nicht konnten, ſo riefen ſie zu ihrem Schutze Herrn Noske herbei. Herr Noske war damals nicht, wie es hier in der Vorlage ſteht — — (Lebhafte Zurufe — Gloche des Vorſtehers) Vorſteher Dr Borchardt: Meine Herren! Ich bitte, doch die Zwiſchenrufe zu unterlaſſen! Stadtv. Dr Broh (fortfahrend): Herr Noske war damals nicht, wie hier ſehr irrtümlich in der Vorlage des Maaiſtrats ſteht — man ſollte eigentlich erwarten, daß ein Magiſtrat rungstreue präſentierten, indem laut Akten zwei derartige Dinage beſſer kennt —, alſo Herr Herren erſchienen — Namen ſind nicht weiter ge⸗ Noske war nicht Reichswehrminiſter. Der⸗ nannt Belege auch nicht v artiges gab es gar nicht, ſondern Herr Noske nannte ſich ſelbſt nur Oberbefehlshaber der regierungstreuen Truppen bei Berlin. (Stadtv. Fräulein Klockow: Die Einwohnerwehr ſteht zur Verhandlung!) nd den Reichswehrminiſter hat om Maaiſtrat, erſt ſehr viel ſpäter gegeben. (Große Heiterkeit, ie Vorlaae perſönlich unterzeichnet hat, fü Schnitzer verantwortlich machen: aber ausgeaibeitet hat, ſollte doch auf rechiche Frage aufmerkſam gemacht werde Sitzung am 12. (Hörti hört! bei d Das war an 10, Jan § war der Titel, den er ſich ſelbſt gegeben hatte, es, meine Herren] nicht den Herrn Oberbürgermeiſter, obwohl] November 1919 Nun hat alſo dieſer damalige Oberbefehlshaber der reaierungstreuen Truppen bei Berlin, alſo der Truppen, die Herrn Scheidemann uſw. bei der Re⸗ gierung helfen wollten, einen Erlaß herausgegeben. und ꝛwar dahin, daß er den Oberſt von Oven zu⸗ nächſt beauftraat, ein Freiwilligenregiment zu ſam⸗ meln, und daß er ferner — nun kommt das Inter⸗ eſſante — die Gemeinde Charlottenburg beauftragt, Bürger, natürlich „nur zuverläſſige und regierungs⸗ treue Bürger“, ſo heißt es wieder, zu ammeln. Er meinte mit den regierungstreuen Bürgern natürlich diejenigen, die auf Seite der Mehrheitsſozialiſten Scheidemann uſw. ſtanden. (Zuruf: Sie ärgern ſich wohl, daß Sie überaangen worden ſind! — Große Heiterkeit. — Glocke des Vorſtehers.) 5 Vorſteher Dr. Borchardt: Ich bitte noch einmal, die Zwiſchenrufe zu unterlaſſen. Wir haben doch alle ein Intereſſe daran, mit möalichſter Abkürzung vorwärts u kommen. Ich bitte Sie alſo, im Inter⸗ eſſe der Abkürzung die Zwiſchenrufe zu unterlaſſen. Stadtv. Dr Broh (fortfahrend): Wenn es nun in der Vorlage ferner heißt, daß durch eine weitere Verfügung vom 11. Januar die Unter⸗ ſtellung der Bürgerwehr unter eine gemein⸗ ſame Oberleitung aeregelt und die Bezahlung der Koſten durch die Reichskaſſe zugeſagt ſei, ſo iſt damit ein ertra als „geheim“ bezeichneter Befehl oder Erſuchen des Herrn Oberbürger⸗ meiſters als Oberhaupt dieſer ſo beauftragten Gemeinde Charlottenburg an den Herrn Polizei⸗ präſidenten Richter gemeint, nun dem Befehl Noskes gemäß eine Bürgerwehr zu organiſieren. Herr Richter kam nun ſeinerſeits dieſem Be⸗ fehl auch dadurch nach, daß er nun nicht etwa an die ſozialdemokratiſche Partei, die ſozialdemokra⸗ tiſchen Vereine uſw. allein ſchrieb, ſondern vor allen Dingen auch an die deutſch⸗nationale, die chriſtliche Volkspartei und an ähnliche von ihm beſonders für regierungstreu gehaltene Vereine und Parteien, und ſie erſuchte, doch Scheidemann und Gen. zu Hilfe zu kommen. Dieſem Wunſche wurde dann von verſchiedenen Herren entſprochen, die ganz im Gegenſatz zu der Anſicht des Herrn Geheimrats Dr Stadthagen durchaus nicht ſo ſelbſtlos waren, ſondern ſofort auch ihre Quittung für ihre Regie⸗ orhanden — und zunächſt 20 000 ℳ verlangten.