Sitzung am 12. November 1919 Nun wird ferner in der Vorlage erklärt, daß die Einwohnerwehr ihre Aufgabe völlig unent⸗ geltlich verſehen wird, und gleichzeitig wird uns mit dieſer ſo ſchönen und ſo gründlichen Vorlage ein Koſtenanſchlag über die völlige Unentgeltlichkeit in Höhe von 100 000 ℳ gemacht! (Zurufe bei der Bürgerlichen Fraktion.) — Nein, ach nein, Sie kennen nun leider wieder nicht den Koſtenanſchlag; ſehen Sie ſich ihn genauer an, meine Herren Zwiſchenrufer und Zwiſchen⸗ ruferinnen. (Erneute Zurufe.) — Dann muß ich es Ihnen wieder vorleſen. (Heiterkeit. — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr Borchardt: Ich bitte Sie, in den Zwiſchenrufen nicht zu weit zu gehen. Stadtv. Dr. Broh: Ich muß es Ihnen wieder vorleſen, wenn Sie es ſich zu Hauſe nicht durch⸗ leſen. Da ſteht: Uebernahme der Koſten für die Mitglieder der freiwilligen Einwohnerwehr — Herr v. Rechenberg und Fräulein Klockow! —, Verwal⸗ tung 80 000 ℳ. Das iſt die völlig ſelbſtlos da⸗ ſtehende Einwohnerwehr! Wahrſcheinlich meint der Magiſtrat, weil es nur 80 000 ℳ ſind, daß es ſo gut wie unentgeltlich iſt, namentlich bei unſeren Finanzen, von denen Herr Stadtkämmerer Scholtz uns mal vorher einiges zu ſagen gewußt hat. Und das auch Herrn Dr. Stadthagen zur Antwort in bezug auf die Selbſtloſigkeit, mit der die Herren von der Volkswehr gewirtſchaftet haben, indem ſie ſich die Summe von 240 000 ℳ — oder ich glaube, es iſt noch mehr — einfach ohne Belege haben zahlen laſſen, und ferner die Selbſtloſigkeit bezüglich der freiwilligen Einwohnerwehr mit ihren 100 000 ℳ Nun wird weiter als einzige Begründung da⸗ für, warum wir dieſe edle, ſelbſtloſe und völlig un⸗ entgeltliche Wehr weiter bezahlen ſollen, eigentlich nur das angegeben: ſie hätte gute Reſultate im Kampfe gegen das Verbrechertum gezeitigt. Auch vom Polizeipräſidenten ſelbſt iſt unter Hinweis auf die völlig ungenügende Stärke der Schutzmannſchaft die Einwohnerwehr um „ Hilfe erſucht worden. zemacht worden ſeien; ich weiß von der hnerwehr. Nehmen wir das möchte darauf aufmerkſam machen, den Büros der Herren Kapitaliſten in ganz in noch ſehr vie äre, auch ohne daß tritt, um Eigen⸗ chiebungen uſw., 1— N 565 2 Vorſteher Dr Borchardt: Ich bitte, den Redner in Ruhe anzuhören. Stadtv. Dr Broh: — aegenüber den Milliarden, — 4 die in den Räumen und Kontoren der Herren Ka⸗ pitaliſten eine Rolle ſpielen. Nun alſo: ein Beleg findet ſich in den Akten nicht. Allerdings hat der Herr Polizeipräſdent ein mal, nämlich am 26. Juli 1919, die Hilfe der Einwohnerwehr requirieren zu müſſen gealaubt. Er ſchreibt nämlich, daß ſich auf den Rummelplätzen in der Kant⸗ und Bismarckſtraße nach Schluß der Buden junge Leute herumtrieben und da allzuviel Radau machten; er ſelbſt würde nicht recht fertig damit, und er erbittet eine Patrouille der Einwohner⸗ wehr von 10 Mann. Nun iſt das geradezu grotesk, denn man fragt ſich: weshalb werden ſolche Rummel⸗ plätze und Buden in der Bismarckſtraße überhaupi von dem Polizeipräſidenten genehmigt, anſtatt ein⸗ fach damit Schluß zu machen. Und dann ferner: um dieſe jungen Burſchen, die ſich nach Schluß der Buden dort noch herumtummeln, in die Schranken zurück⸗ zuweiſen, dazu ſollen wir jetzt eine Einwohner⸗ wehr unterhalten und 126 Mann als Gerippe dieſer Einwohnerwehr, wie hier ſo ſchön geſagt wird, mit einem Etat von zirka 1 Million ℳ bezahlen. Das, meine Damen und Herren, iſt das ge⸗ ſamte Material, das ſich darüber in den Akten findet, daß der Polizeipräſident ſich nicht hat helfen können, ſondern die Einwohnerwehr noch zum Schutze für ſich hat herbeirufen müſſen. (Andauernde Zurufe.) — Vielleicht haben Sie noch andere Belege; dann würde ich dankbar ſein, wenn Sie dieſe Million be⸗ gründen könnten. Das wäre ja eine dankenswerte Aufgabe für die Herren Zwiſchenrufer. Ich kan mich nur nach dem richten, was die Maaiſtratsvor⸗ lage bringt und die in den Akten enthaltenen Be⸗ lege ergeben. Nun kann ich Ihnen aber gemäß den Akten doch verraten, daß außer der Angelegenheit mit dem Rummelplatz, der doch wirklich eine ſehr lächerliche Rolle ſpielt, ſich umgekehrt ein Mann wie Huhn, den Sie vielleicht als Großinduſtriellen kennen — er hat die Rücklaufgeſchoſſe für die Heeresverwaltung ge⸗ liefert —, in einem ſehr ausführlichen und ſehr be⸗ gründeten Schreiben darüber beſchwert, daß dieſe Sicherheitswehr offenbar nur dazu da ſei, um Um⸗ fug zu treiben, um durch nächtliche Schießereien die Ruhe zu ſtören. Dieſer Beſchwerde iſt dann auch ſtattgegeben worden, und man hat die Sicherheits⸗ wehr entfernt. Ich kann Ihnen ferner nach den Mitteilungen meines Parteifreundes Jarius verraten, daß erſt vor ganz kurzem, ebenfalls durch die Nachläſſigkeit eines Poſtens dieſer Sicherheitswehr, drei Menſchenleben aufs äußerſte gefährdet worden ſind. (Zurufe: Sicherheitswehrt) weniell dieſes Wachtzuges — ich habe mich n verſprachen dieſes Wachtzuges, für nfordern oder ieden⸗ vieſes Wacht zuges wir ſo viel zahlen