566 Geradezu komiſch wirkt doch aber die Begrün⸗ dung in der Vorlage, daß wir deshalb nun dieſes Gerippe weiter pflegen müſſen, weil die Waffen⸗ depots gegen Ueberfälle geſichert und die Beſatzungen ſelbſt ſo ſtark ſein müſſen, daß ſie jeden Angriff ab⸗ zuſchlagen imſtande ſeien, und das könnten nur die 126 Mann, für die jetzt die 800 000 ℳ zuarunde gelegt werden. Alſo nur um Waffen aufzube⸗ wahren, dazu brauchen wir 126 Mann Soldaten und müſſen 800 000 ℳV im Jahre zahlen. Wi haben es ja dazu! Alſo ich finde, daß kein Wori ſtark genug iſt, um — ich will den richtigen Ausdruck gebrauchen — die Lächerlichkeit einer ſolchen Begrün⸗ dung zu würdigen. Vor allen Dingen dieſe 126 Mann ſollen jeden Angriff abſchlagen: Helden der Vorzeit, offenbare Simſons und Herkuleſſe Nehmen Sie an, wir Unabhängige haben eine Or⸗ ganiſation, die allein in Charlottenburg ungefähr 7500 Mann umfaßt. Unſere Freunde von der Kommuniſtiſchen Partei ſind ebenſo ſtark. Sie müſſen alſo mit 15 000 Mann rechnen, nach Ihren Begriffen, nicht wahr, da Sie ja immer in der Anaſt ſitzen, daß die Unabhängigen und die Kommuniſten jetzt dieſen berühmten Angriff gegen das Depot unternehmen. Aber wenn auch die 15 000 Unab⸗ hängigen und Kommuniſten anrücken 126 Mann ſchlagen jeden Angriff heldenmäßig ab! (Große Heiterkeit — Stadtv. Horlitz: Das ſind alles Juſtizräte! — Stürmiſche Heiterkeit.) Auf ſolche faulen perſönlichen Witze hier einzuaehen, entſpricht nach meiner Anſicht nicht der Würde eines Stadtverordneten. (Erneute große Heiterkeit.) Wenn Sie aber glauben, daß Sie meinen per⸗ ſönlichen Mut hier in Zweifel ziehen wollen, ſo ſind Sie ſehr ſchief gewickelt. (Große Heiterkeit. — Zuruf: Haben Sie auch eine Bombe? — Wiederholte große Heiterkeit.) Das ſind die 126 Helden, die jeden Anariff auf die Waffen abwehren und für die wir deshalb dieſe Mittel bewilligen müſſen. Darauf läuft die Vorlage hinaus. In der Tat nach meiner Anſicht die ſchönſte, die gründlichſte, die famoſeſte Vorlage, die wir jemals geſehen haben, und ich kann den Ma⸗ giſtrat nur dazu bealückwünſchen, daß er den Ver⸗ faſſer in ſeinen Dienſten hat. Nun, der wahre Grund liegt ja natürlich nicht in dieſer, wie ich ſchon ſagte, lächerlichen Begründung. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, ich muß den Ausdruck lächerlich, auf die Be⸗ grürdung einer Maaiſtratsvorlage anacwendet, als nicht den Gebräuchen des Hauſes entſprechend zurückweiſen. Stadtv. Dr. Broh (fortfahrend): Ich werde in ſſo Reſpekt vor dem Magiſtrat und in Ehrfurcht vor ſeinen Produkten den Ausdruck lächerlich nicht mehr die Sitzung am 12. November 1919 man nun 126 aktive Soldaten hat; man hat ſie bis⸗ her ſo ſchön bezahlt, wie ich Ihnen geſagt habe, vor⸗ ſchußweiſe iſt das Geld K zum Teufel ge⸗ gangen, (Zurufe: Wie bei den Arbeiterräten!) und man will dieſe Herren nicht auf die Straße ſetzen. Sie könnten freilich Arbeitsloſenunter⸗ ſtützung bekommen, ſie könnten vielleicht ſogar nützliſche Arbeit in irgendeinem Beruf leiſten, (Erneute Zurufe: Auch die Arbeiterräte!) z. B. Schneeſchippen. (Wiederholte Zurufe: Wie die Arbeiterräte!) — Laſſen Sie doch dieſe überflüſſigen Zurufe! (Große Heiterkeit.) 4 Was hat das hier mit den Arbeiterräten zu tun? (Erneute große Heiterkeit.) Wenn Sie die ungefähr 25 000 ℳ, die hier für Arbeiterräte bewilligt werden, die aber in der Tat etwas geleiſtet haben, auf eine Stufe mit den 800 000 ℳ für 126 Helden ſtellen, die ein Waffen⸗ depot gegen einen vermeintlichen Angriff ſchützen ſollen, ſo bedaure ich tatſächlich die Intelligenz dieſer Herren, die ſolche Zwiſchenrufe gemacht haben. (Erneute lebhafte Zurufe. — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr Borchardt: Ich bitte noch ein⸗ mal, die Zwiſchenrufe zu unterlaſſen. Sie ſehen deutlich, wohin das führt. Ich würde die Exkurſion auf die Arbeiterräte nicht geſtattet haben, wenn nicht der Zuruf gefallen wäre, der dem Redner die unbe⸗ dingte Berechtigung gibt, darauf einzugehen und zu antworten. 0 Stadtv. Dr Broh: Alſo der wahre Grund liegt, wie ich ſchon ſagte, tiefer. Man will die 126 Mann, die ſo treue und tapfere Zinnſoldaten für das Wohl der Stadt bisher angeblich geweſen ſind, nicht zu irgendeinem anderen Beruf verwenden, ſondern man will ſie weiter als aktive Soldaten behalten, und zwar, wie hier ſehr ehrlich geſagt iſt, weil der Frie⸗ densvertrag uns dazu zwingt, die Soldatenzahl zu verringern. Nun iſt wieder ſehr logiſch in der Vor⸗ lage gefolgert. Es würde ſich doch zunächſt die Folgerung ergeben: wenn der Friedensvertrag uns zwingt, die Zahl unſerer aktiven Soldaten zu ver⸗ mindern, ſo müſſen auch dieſe 126 aktiven Soldaten 2 entlaſſen werden. Aber nein. Es wird gef gert: da ſie nun nicht mehr dem Miniſterium Innern uſw. unterſtellt werden kö nicht, , 44 eigentlich 2 anwenden, ſondern nur den Ausdruck: abſolut un⸗] Si zureichend begründet. — Nun, der liegt natürlich tiefer; der wahre Grund iſt ja, da wahre f, Her