Sitzung am 12. überwachen haben, ſo auf den Kopf gefallen ſind, um nicht zu merken, daß Sie die 126 Soldaten nur deshalb dem Reichswehrminiſter und dem Mi⸗ niſterium des Innern entziehen und hier unter⸗ bringen wollen, um eben die Ziffer auf dieſe Weiſe zu erhöhen? Da ſind Sie doch ſehr ſchief gewickelt. Die Herren werden Ihnen ſelbſtverſtändlich einen Strich durch die Rechnung machen und werden ge⸗ nau ſo erkennen, wie alle es erkennen, daß es nur darauf abgeſehen iſt, unter irgendeinem, und zwar dem plumpeſten Vorwand, den man ſich denken kann, nämlich wegen der angeblichen Bewachung dieſer Waffen, 126 Mann aktive Soldaten mehr zu haben. Nun würde ich ja dieſes Vergnügen dem Deut⸗ ſchen Reiche gönnen. Es müſſen ja, wie ich ſchon ſagte, beſondere Helden ſein, und warum ſoll man ſie nicht dem deutſchen Heere erhalten? Aber daß nun gerade die Stadt Charlottenburg dazu auserſehen wird, die nach dem Zeugnis des Herrn Stadtkämmerers Scholtz mit ihren Finanzen bei⸗ nahe ſchon auf dem letzten Loche pfeift, die nachher über eine Million betragenden Koſten — denn die Summe wird ja immer höher einfach aus ihrer Taſche zu zahlen, das iſt denn doch eine ſtarke Zu⸗ mutung. Wenn Sie von Arbeiterräten geſprochen haben, wir werden ja nachher hören, wie Sie da um lizeipräſidenten Richter erwidern. jeden Pfennig feilſchen werden. Wir haben auch vorher ſchon oft Gelegenheit gehabt, von dem Herrn Oberbürgermeiſter und von dem Herrn Käm⸗ merer, auch wenn es ſich nur um 500 ℳ handelte, z. B. für einen Arbeiterverein, für einen Schwimm⸗ verein, der die Ertüchtigung der Jugend bezweckte, zu hören: ja, dazu reichen leider unſere Finanzen nicht. Aber für die 126 Zinnſoldaten (Lachen und Zurufe von der Bürgerlichen Fraktion und den Demokraten) 1 haben wir 800 000 ℳ. Ich ſage „Zinnſol⸗ daten“ deshalb, weil dieſe Soldaten in der Tat gar nichts zu tun haben, außer — laut Vorlage ſelbſt — die Waffen gegen den ver⸗ meintlichen Angriff zu bewachen, der bisher niemals gemacht worden iſt und der nur in der Phan⸗ taſie der Herren der Rechten und der Herren Mehrheitsſozialiſten. exiſtiert. (Erneutes Lachen.) Ich kann mich dahin reſümieren, daß wir unter allen Umſtänden dieſe Vorlage ablehnen. Wenn Sie wollen, beteiligen wir uns aber auch an der Be⸗ ratung im Ausſchuß. Nur ein Wort noch möchte ich dem Herrn P 2 ⸗ Er hat ſich, obwohl er doch eigentlich dem Alter nach kaum die Berechtigung dazu hat, angemaßt, die Perſonen, die damals gegen Herrn Scheidemann und die anderen Herren der Mehrheitsſozialiſten am 9. Januar vorgingen und die ihrerſeits die Macht für das Volk erſtrebten, Wirrköpfe zu nennen. Er 2 Leute von dem Range eines einer Roſa Luremburg. „ Zuruf: Dr Broh!) es Proletariat⸗ be⸗ November 1919 Vorſteher Dr Borchardt (unterbrechend): Ich muß den Zwiſchenruf zurückweiſen. Ein Stadtver⸗ ordneter iſt kein Wirrkopf. (Stürmiſche andauernde Heiterkeit.) Ich bitte um Ruhe Stadtv. Dr Broh (fortfahrend): Ich möchte hierzu bemerken, daß der Herr Stadtverordneten⸗ vorſteher den Zurufenden falſch verſtanden hat. Der Zuruf bezog ſich darauf, daß ich angeblich mit Karl Liebknecht und Roſa Luxemburg zuſammen die Revolution am 9. Januar gemacht hätte. (Rufe: Nein! — Erneute große Heiterkeit.) Jawohl, das haben Sie ſo gemeint. Nachher hat der Herr Stadtverordnetenvorſteher Dr Borchardt geglaubt, einen Witz daraus machen zu dürfen. (Zuruf: Der Vorſteher darf doch keine Witze machen!) Ich habe nichts dagegen, daß hier bei dieſer Sache, die ohnehin ſo humorvoll und grotesk iſt, auch ein Witz auf meine Perſon gemacht wird. Ich möchte alſo nur zurückweiſen, daß eine ſo jugendliche Perſönlichkeit, wie Herr Richter es iſt, der bisher, glaube ich, es doch noch nicht bewieſen hat, ſich etwa auch wie Karl Liebknecht und Roſa Luxemburg als Vorkämpfer des Proletariats be⸗ rachten wollte, der vielmehr, wie ich gezeigt habe, derartig wirr gehandelt hat — wenn man ſo ſagen will in Anführungsſtrichen —, daß er ſich als So⸗ ialdemokrat an die Chriſtliche Volkspartei und die Deutſchnationalen um Hilfe gewandt hat, daß er alſo das Recht hätte, über Perſönlichkeiten von h i ſto ri ſchem Range derart abzuurteilen. Das möchte ich denn doch nicht unwiderſprochen laſſen. Ebenſo möchte ich aber Herrn Brandt auf ſeine Aeußerung, daß die Einwohnerwehr alle Parteien umfaßt, erwidern, daß das die übliche Redensart iſt, wie ſie z. B. ſein Freund Wilhelm II. damals ſo gern gebraucht hat, daß er Parteien nicht mehr kennt und daß alle Parteien vereinigt ſeien. Ja, weiß denn Herr Buandt nicht, daß es auch eine Unab⸗ hängige Partei gibt und eine Kommuniſtiſche Partei Deutſchlands, oder will er etwa behaupten, daß auch die Unabhängigen und auch die Kommuniſten ſich in 141 Einbeahnerwebr mit dieſer Bravour beteiligr ätten? (Rufe: Jawohl!) Alſo laſſen Sie doch bitte ſolche wirklich nur als Phraſen klingenden Ausdrücke, daß alle Parteien vertreten ſeien. Wenn er ferner meinte, es wären Leute geweſen, die nicht im Bett aeblieben ſeien, ſo möchte ich ihn nur daran erinnern, daß die größten Hurrapatrioten bekanntlich hier hinter dem Ofen aeſeſſen haben. (Sehr richtig! bei den Unabhänaigen Sozialdemo⸗ kraten. — Zuruf: Sie haben gefehlt!) Der Graf Reventlow von der Deutſchen Taaes⸗ ſeituna, Ihr Freund, und alle die andern, die „immer zum Durchhalten aufgerufen haben. (Stadtv. Gebert: und Sie haben ſich im Reichstaae vertrachen:)