Sitzung am 12 Ja, durch die Verfügung des jetzigen Reichs⸗ wehrminiſters iſt das und das ageſchehen. Man muß eben ſchon aanz eigenartige Auffaſſungen haben, um ſolche Konſequenzen ziehen zu können. So ungefähr iſt die ganze Beweisführung des Herrn Dr Broh. Er ſagt: Als die Herren Haaſé und Dittmann von der Regierung zurückgetreten ſind und unſere Parteigenoſſen in der Regierung waren, da iſt alles nur geſchehen, um für dieſe ſo⸗ zialdemokratiſche Regierung die Leute mobil zu machen; und im ſelben Augenblick ſaat er, der Ge⸗ noſſe Richter habe, als er die Einwohnerwehr arün⸗ dete, ſich auch an die Konſervativen und an die an⸗ deren Parteien gewandt, und will ernſtlich alauben machen, daß wir von den Deutſchnationalen erwarte⸗ ten, daß ſie nur, um die ſozialdemokratiſche Reaie⸗ rung Scheidemann und Ebert zu halten, willig herbeigeeilt wären. Es hat ſich allerdings da⸗ mals darum gehandelt, dieſe Regierung, die wir als den Machtverhältniſſen entſprechend zu Recht beſtehend anſahen, am Ruder zu halten, und darum, daß dieſe Regierung die Ver⸗ pflichtung hatte, ſo ſchnell als möalich das nachzu⸗ holen, was im Anfang erſchwert wurde, zum Teil durch die Wirkſamkeit ihrer eigenen Parteigenoſſen, nämlich die Einberufung der Nationalverſammluna. Das iſt dann geſchehen, und es iſt alles rechtskräftia ſanktioniert worden, was vorübergehend natürlich nur ein Kraftzuſtand war. Auf die Einwohnerwehr iſt Herr Kolleae Dr Broh dann eingegangen und hat beſtritten, daß ſie aus freiwilliaen Mitteln das leiſtet, was ſie tat⸗ ſächlich bietet. Ich muß mich wundern, wenn bier von maßgebender amtlicher Stelle ihm Mit⸗ teilungen gemacht werden, die von allen den Seiten, die in der Einwohnerwehr tätig ſind, beſtätigt werden, daß dann Herr Dr. Broh den Mut hat, zu erklären, es ſei doch nicht ſo, und daß ihm niemals die Idee kommt, daß, wenn er in einem Aktenſtück etwas lieſt, er dann viel⸗ leicht falſch geleſen, etwas verwechſelt oder falſch ver⸗ ffanden babe, ſondern daß er einfach dos. was in ſeinem Kopf ſich ausmalt, für richtig hält. (Stadtv. Dr Broh: Phraſen!) — Dann nehme ich zur Notiz, daß das Phraſen ſind. Aber es iſt doch eine Tatſache, dieſe Phraſe, daß die Mitglieder der Einwohnerwehr nicht beſoldet werden. (Stadtv. Dr Broh: Das habe ich nicht geſaat!) Sie haben geſagt: Die Leute haben ſich dann 20 000 ℳ als Entſchädiauna für die Tätiakeit aeholt. die ſie dort ausgeübt haben. Wenn Sie das nicht geſagt haben und wenn Sie darin nicht einen Wider⸗ ſpruch u dem ſehen, was ich ſage, dann kann ich Stadtb. Dr Broh: Sie haben ſich ſogar 245 000 2 1 cne , denonn . November 1919 669 gejagt wurde, in letzter Zeit ſeien einige Gehälter ſchon im voraus gezahlt worden, zu denen die Zu⸗ ſtimmung der Stadtverordnetenverſammlung noch nicht eingeholt war. Darüber werden wir Gelegen⸗ heit haben, uns im Ausſchuß zu unterhalten. Aber ich bin im Gegenſatz zu Herrn Dr Broh der Anſicht, ich würde nichts darin finden, wenn die Patrouillen, die bei der Einwohnerwehr tätia ſind, für ihre Arbeit tatſächlich bezahlt werden und wenn, da es im Intereſſe der Stadt liegt, auch Aufwendun⸗ gen dafür gemacht werden. Herr Dr Broh ſoll doch nicht ſo tun, als ob er gar kein Verſtändnis für ſolche Sachen habe. Ich erinnere nur daran, daß er zurzeit, als er noch einaeſchriebenes Mitalied der ſozialdemokratiſchen Mehrheitspartei war — ich weiß nicht, ob er damals gleichzeitig Mitglied bei den Unabhängigen war — (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten) bei dem Vollzugsrat des Herrn Eichhorn 50 ℳ täg⸗ lich und ſeine Frau 40 ℳ täglich bekommen hat. (Stürmiſches Hört! hört!) Ich nehme es Herrn Dr. Broh nicht übel, daß er ſich ſeine Tätigkeit entſprechend bezahlen läßt. Er ſoll aber auch Verſtändnis dafür haben, daß jede Arbeit, die geleiſtet wird, auch entſprechend honoriert wird, und nicht immer über andere Leute herziehen, wäh⸗ rend er einen ſolchen Standpunkt für richtig hält, wenn es ſich um ſeine Perſon handelt. Nun hat Herr Dr. Broh noch die Gelegenheit benützt, verſchiedene andere Sachen hier hereinzu⸗ ziehen, die ja mit der Sache eigentlich nichts zu tun baben. So hat er dem Kollegen Richter einen Vor⸗ wurf daraus gemacht, daß er die Genehmigung zu Rummelplätzen erteilt hat. Ich muß es an ſich be⸗ dauern, daß ein Sozialiſt ſich darüber aufreat, daß die Polizei die Genehmiaung aegeben Eat, daß man immer wieder durch die Poliꝛei ſolche Sachen be⸗ eitigt haben will. Wie mir Kolleae Richter ſaat. be⸗ ſtand gar keine Möglichkeit, eine ſolche Genehmigung u verweigern: denn auf Grund der beſtehenden Ge⸗ ſetze kann ſie nur dann verweigert werden, wenn vanz beſtimmte Vorausſetzungen dazu vorhanden ſind. Da dieſe nicht da waren, mußte er das tun, wozu er geſetzlich verpflichtet iſt. Wenn ich auch die Rummelplätze bedaure, ſo halte ich es doch nicht für nötig, daß man hier ſo hohe Töne deswegen an⸗ ſchlägt. 5 Dann hat Herr Kollege Broh ſich ſelbſtver⸗ ſtändlich nicht die Gelegenheit entgehen laſſen, um wieder zu zeigen, wie auf der einen Seite die Kriegs⸗ hetzer in Berlin ſitzen, ſich groß mäſten, und wie auf der andern Seite die armen Leute ſind, die mit dem