576 Sitzung am 12. Herr Kollege Richter entwickelt hat, trotzdem volles Genüge widerfahren. Ich faſſe mich dahin zuſammen, daß wir der Magiſtratsvorlage zuſtimmen und daß wir bitten, den von uns geſtellten Zuſatzantrag anzunehmen. 7 (Bravo! bei den Demokraten.) Stadtv. Horlitz: Meine Damen und Herren! Die Ausführungen des Herrn Kollegen Hertz waren durchaus ſachlich. Wir befinden uns zu ihnen in einem Gegenſatz, ich muß widerſprechen, wenn er ſagt: wir haben nur eine gewiſſe Demokratiſierung erreicht. Richtig iſt vielmehr, daß wir in politiſcher Beziehung unter allen Umſtänden volle Demokratie erreicht haben. Ob wir in ſozialer, in wirtſchaft⸗ licher Beziehung ſchon das erreicht haben, was uns allen als notwendig, nicht einmal als Ideal vor⸗ ſchwebt, das iſt eine andere Frage. Das werden Sie aber nicht dadurch erreichen, daß Sie einen kommu⸗ nalen Arbeiterrat in der Form aufrechterhalten, wie Sie ihn wünſchen. Um das zu erreichen, iſt, wie Herr Dr Hertz ganz richtig ſagt, eine aründliche Kenntnis der wirtſchaftlichen und techniſchen Vor⸗ gänge unbedingt erforderlich. Um die unter den Arbeitern zu verbreiten, dazu ſind aber andere Maß⸗ nahmen notwendig. Dazu könnten die Aufgaben eines kommunalen Arbeiterrates unter keinen Um⸗ ſtänden ausreichen. Ich habe den dringenden Wunſch und möchte Sie bitten, ſich dem anzuſchließen — es iſt ja eine alte Fordernna auf kommunalem Gebiete —, daß wir dieſe Gelegenheit benntzen, ein kommunales Arbeiterſekretariat zu errichten oder meinetwegen, wie hier geſagt wurde, eine kommunale Auskunfts⸗ ſtelle, unter der ich dasſelbe verſtanden wiſſen will. Das iſt unbedingt notwendig. Ich habe mich von der Tätigkeit überzeugt. die jetzt hier vom Arbeiter⸗ rat ansaeübt worden iſt. Eine Fülle von Geſuchen und Anfragen ſind an dieſen Arbeiterrat aus allen Kreiſen der Bevölkerung gerichtet worden, die durch⸗ aus zweckmäßig und muſtergültig erledigt worden ſind, jedenfalls viel ſchneller erledigt werden konn⸗ ten, als wenn ſie auf dem rein bürokratiſchen Wege in langweiliger Torm erledigt werden mußten. Aus dieſem Grunde halten wir es für notwendig, daß dieſe Einrichtung aufrechterhalten wird. Wenn heute vom Maaiſtrat die bindende Er⸗ klärung abaegeben wird, daß die notwendigen Mitteſ zur Aufrechterhaltung einer ſolchen Stelle bewilligt werden können und die Stadtverordnetenverſamm⸗ lung dem zuſtimmt, dann würde ich auch im Namen meiner Freunde die Erkſärung abgeben können. daß mir eine heſondere Ausſchußberatung für überflüſſia halten. Aber dieſe Vorausſetzungen müſſen unter allen Umſtänden erfüllt werden. Sonſt haſten un die Beratung dieſer Frage in einem Ausſchuß fü äußerſt wichtig. Dann möchte ich auch Einſpruch dagegen er⸗ heben, daß allein durch die Schaffuna eines kom⸗ munalen Arbeiterrates die Rechte und Torderungen können. Art, in denen ſie die Möalichkeit haben, für i Intereſſen wirkſam einzutreten. Es wird ſich lich darum handeln, oh in dieſen Ausſchüſſen gente und überlegte . der Arbeiter im I er der arbeitenden Bevölkerung aufrechterhalten werden Ich erinnere Sie daran, daß durch die] neue Geſetzgebung den Arbeitern eine Fülle von Ausſchüſſen gegeben ſind Ausſchüſſe mannigfaltiaſter November 1919 eſſe der Arbeiterſchaft wirken. Dann werden ſie auch inurhalb dieſer Korporationen Erfolge erzielen können. Dann möchte ich mich gegen die Auffaſſung des Herrn Dr Hertz wenden, die den Begriff „Arbeiter“ allzu eng zieht und darunter nur die Handarbeiter verſtanden wiſſen will. Das iſt eine Definition des Wortes Arbeiter, die weder den modernen An⸗ ſchauungen noch der Wiſſenſchaft gerecht wird. Ich erinnere Herrn Dr. Hertz nur daran, was Marx im „Kommuniſtiſchen Manifeſt“ darüber ſagt — das wird er ſicher von ſeinem Standpunkte unterſchrei⸗ ben —, daß auch der Künſtler, der Gelehrte, auch der Geiſtliche durch die Entwicklung in die Reihen des Proletariats hinabaedrückt wird. Aus dieſer Darſtellung geht wohl klar und deutlich hervor, daß wir den Begriff Arbeiter ſo eng nicht ziehen dürfen, ſondern daß die Schicht der arbeitenden, Werte ſchaffenden Bevölkerung heute eine weſentlich größere Ausdehnung erfahren hat. Alle dieſe Kreiſe der Be⸗ völkerung haben einen Einfluß auf die Kommunal⸗ politik und auf die aroße Politik durch die wirklich demokratiſchen Einrichtungen. die durch die Um⸗ wälzung der Verhältniſſe geſchaffen worden ſind. Das iſt das, was ich zu den Aeußerungen des Herrn Dr Hertz ſagen möchte. Ich möchte deshalb wiederholen, daß, wenn uns vom Magiſtrat ſowohl wie von anderer Seite die Gewähr gegeben wird, daß die Mittel für ein kommunales Arbeiter⸗ ſekretariat in der Form, wie es uns vorſchwebt, weiterbewilligt werden, wir dann auf eine Ausſchuß⸗ beratung verzichten. Aber nur unter dieſer Vor⸗ ausſetzung können wir von dem Antrag auf Aus⸗ ſchußberatung abſehen. Stadtv. Dr Broh: Ich möchte vor allen Dingen Herrn Kollegen Otto antworten. Er hat den Vor⸗ wurf geaen uns erhoben, daß, wer klar und logiſch denke, eigentlich Anhänger der Demokratie ſein und daher auch einen beſonderen Arbeiterrat verwerfen müſſe. (Stadtv. Otto: Ich habe nur geſagt: Wer klar und logiſch denkt, müßte das tun!) Nun, Herr Otto iſt ja gewiß überzeugter De⸗ omkrat und hat ſicherlich auch nicht hier einen geiſti⸗ aen Dünkel produzieren wollen, als ob wir, um den Ausdruck zu gebrauchen, Wirrkövfe ſeien, wenn wir nicht auf ſeinem Standpunkt ſtänden. (Stadtv. Otto: Ich habe den Asdru nicht 2 gebcuchtl) cnt⸗ er icheint ſogar ſoweit e, zu woll en. 2 möchte ich ihm doch darauf antworten: in u r ſchon glauben, daß wir das, was das B an Kultur, an Gedanken zu aut in uns aufgenomme 18 e 2 2