ſchaft der Sitzung am 12. alle Ihre Ideen, die Ideen, die ich früher in der 5 Jugend ja auch geteilt habe, wie ich Ihnen ganz offen zugeben will — in der früheſten Jugend, als Primaner, will ich Ihnen verraten —, daß dieſe Ideen des Bürgertums auf einer Verkennung der ganzen Struktur der Geſellſchaft beruhen. Es würde hier natürlich zu weit führen, ſich darüber zu unterhalten. Ich will nur ganz kurz auf die Hauptſachen aufmerkſam machen. Nach der Lehre von Marx und Engels, der wir beitreten, iſt jeder Staat nur der Mechanismus zur Unter⸗ drückung einer Klaſſe durch die andere. Der prole⸗ tariſche Staat, den wir erſtreben, wird die bürger⸗ liche Klaſſe unterdrücken, (Aha!⸗Rufe) wie ich Ihnen offen erkläre, und der bürgerliche Staat, den wir jetzt haben, iſt das Inſtrument, um das Proletariat zu unterdrücken. Sie ſind ſich darüber nicht klar, weil Sie glauben: wir haben ja das allgemeine Wahlrecht, wir haben ia das Par⸗ lament, und es wäre doch dem Proletariat hierdurch möglich, wenn es wirklich in der Mehrheit iſt, ſeine Stimme ins Gewicht zu werfen. Sie vergeſſen aber die Hauptſache, daß nämlich der bürgerliche Staat gar nicht etwa im Parlament wurzelt, ſondern daß er in ſeiner Juſtiz wurzelt, in welche das Proletariat niemals eindringen kann, (Zuruf: Sie ſind ja drin!) einem Heer wurzelt, deren Offiziere nie⸗ Führer ſind, daß er in den ulen und der Univerſität wurzelt, die chtbringende höhere Bildung niemals den Proletariern zu geben vermag, daß er ſich ferner auf der Bürokratie gründet, deren Vorgeſetzte wiederum keine Proletarier ſind, und daß er endlich und vor allem in der Preſſe wurzelt, deren Stärke ja doch der Weltkrieg gezeigt hat und die in den Händen der Kapitaliſten iſt. Mit dieſen Mitteln wird das Proletariat immer ins Schlepptau der Kapitaliſten genommen. Eine Staates habe ich hier nicht einmal beachtet, die Hauptinſtitution, das iſt die Kirche, durch die Sie die ganze Landbevölkerung und vor allen Dingen auch die Frauen, deren Stimmrecht wir ja jetzt glück⸗ lich auch haben, (Hört! hört! — Zuruf: Sind Sie etwa dagegen?) daß er in mals proletariſche höheren Sch gerade die ma als Anhänger des Kapitalismus drillen. Gegen dieſe Waffen können wir nicht an mit der formalen Demokratie und mit dem Parlamentarismus. Wir haben vielmehr erkannt, daß dieſe parlamentariſche Demokratie die vollendetſte Form der Klaſſenherr⸗ Bourgeoiſte iſt. Deshalb haben wir er⸗ kannt, daß wir Parlamentarismus und den ganzen bürgerlichen Staat mit all den eben genannten In⸗ llſtändig zertrümmern müſſen. 2 ſtitutionen vo (Del e⸗ gehen die Seſtrnng auf. daß wir das Irdle Wi⸗ tariat jemals dahin bringen, ſtitutionen einzudrin und nun von unten heraus 7 Inſtitution des 9 etwa in dieſe In⸗ unterhöhlen oder ſich ihrer be⸗ 224 wiſſen, wir müſſen 577 November 1919 88 dieſe ganze bürgerliche Staatsmaſchine zertrümmern. Das iſt es, worauf wir hinausgehen und was wir Ihnen offen erklären. Dann werden wir, wenn es uns endlich durch Aufklärung und Aufrüttelung des Proletariats gelungen iſt, an Stelle dieſes bürger⸗ lichen und parlamentariſchen und ſogenannten de⸗ mokratiſchen Staates den proletariſchen Staat ſetzen, der auf der Räteorgani⸗ ſation fußt. Da komme ich zu den Arbeiterräten. Wir wollen natürlich nicht ſolche Arbeiterräte, wie Sie ſie ſich vorſtellen, ſondern wir wollen Arbeiter⸗ räte, die bereits den Beginn und die Schulung der Arbeiter — nur der Arbeiter — für dieſe ſpätere Rätedemokratie, für den proletariſchen Staat be⸗ deuten, und wollen daher auch nur ſolche Arbeiter⸗ räte, die das Recht haben, in den Magiſtrat zu gehen und die dort Sitz und Stimme haben und Rechte ausüben. Nicht bloß als eine Auskunftsſtelle für die Bevölkerung oder eine Hilfspolizei für die Ma⸗ giſtratsräte in ihrem Kampf gegen den Schleich⸗ handel, nein, als erſten Beginn dieſer von mir ge⸗ zeichneten Rätedemokratie, als erſten Beginn des proletariſchen Staates. Selbſtverſtändlich werden Sie, zumal nach dieſer Rede, uns dieſe Arbeiterräte nicht bewilligen. (Sehr richtig!) 1 Sie würden ſie auch vorher nicht bewilligt haben. Sie werden ſie jetzt erſt recht nicht bewilligen. Aber wir brauchen dies auch gar nicht. Wir werden trotz⸗ dem unſere Arbeiterräte behalten und unſere Ar⸗ beiterräte mit unſeren Mitteln fundieren. Und die Arbeiterräte werden dann im Gegenſatz zu dem Magiſtrat, der im Kampfe gegen den Schleichhandel pollkommen verſagt hat und der ſich ſelbſt mit⸗ beteiligt an der Begünſtigung der „Ritter“, wie wir ſchon geſehen haben, (Lachen) die Bevölkerung gegen dieſen Magiſtrat und gegen die Verwaltung lebendig machen und wer⸗ den ſel b ſt auf ihre Art und Weiſe arbeiten. / Stadtv. Dr. Luther: Meine Damen und Herren! Die Ideale, die uns Herr Dr Broh eben vorgeführt hat, werden uns natürlich erſt recht be⸗ ſtimmen, bei der Meinung zu bleiben, die Herr Otto ſchon im Namen dieſer beiden Fraktionen vorge⸗ tragen hat. Herr Dr Broh hat mit einer außer⸗ ordentlichen Offenheit, für die wir ihm ſehr dank⸗ (Lebhafte Zuſtimmung bei der Bürgerlichen Fraktion) zu erkennen gegeben, daß der Arbeiterrat nichts anderes ſein ſoll als der Schrittmacher der Räte⸗ diktatur. Nun, aus der Kenntnis der Rätediktatur in Rußland danken wir beſtens für dieſen Schritt⸗ macher des Bolſchewismus und haben gar keinen Anlaß, irgendwelche Mittel einzuſtellen, um einen derartigen Arbeiterrat bei uns irgendwie tätig ſein laſſen zu können. Auch das, was Herr Dr. Hertz uns geſagt hat, wofür wir ihm in ſeiner ſchönen Offenheit auch dankbar ſind, läuft ja auf nichts an⸗ deres hinaus wie auf eine Diktatur einer Minder⸗ heit, Befeſtigung der Arbeiterräte. Wir danken