Sitzung am 3. ſolcher als mit dem Schickſal des Säuglingsheims nach der Uebernahme durch die Stadt. Im Prinzip iſt ja die Uebernahme des Säuglingsheims durch die Stadt bereits durch Gemeindebeſchluß vom 9.¾15. Oktober beſchloſſen worden. Dieſe Ueber⸗ nahme war notwendig, weil der Verein Säuglings⸗ heim ſich außerſtande erklärt hatte, dieſes Heim ſelbſt weiterzuführen, und ſich auflöſen wollte. Es iſt aber ein unbedingtes Bedürfnis, gerade dieſes Haus der Charlottenburger Bürgerſchaft zu erhal⸗ ten. Es wird hier eine ſoziale Arbeit geleiſtet, die ſonſt an wenigen Stellen in Deutſchland bisher ge⸗ leiſtet worden iſt. Es handelt ſich darum, Mütter von ihren Kindern nicht trennen zu laſſen, und zwar möglichſt bis zum Beginn der Schulzeit. Ein derartiges Heim iſt mir in Deutſchland nicht be⸗ kannt. Es iſt bei der Gelegenheit auch wohl Pflicht der Stadt, denjenigen, die dieſes Heim geſchaffen und mit großen Opfern erhalten haben, den Dank der Bürgerſchaft auszuſprechen. Eine ganze Reihe von Damen haben in uneigennütziger Weiſe dieſes Heim gegründet und erhalten und ſehr viel Arbeit und Geld hineingeſteckt. Ueber 1 200 000 ℳ wur⸗ den allein für den Betrieb des Hauſes in kurzer Zeit aufgebracht. Die Uebemmahmebedingungen ſind für die Stadt recht günſtig. Es wind ein Betrag bis zu 400 000 Mark verlangt bei einer Hypothek von 365 000 ℳ. Das Haus iſt mit einem Geldaufwand von 675 000 Mark geſchaffen worden, im Jahre 1908 der eime Flügel, im Jahre 1912 der andere Flügel. Das Haus mit Inventar und Grundſtück hat jetzt ſicher einen Wert von weit über 1 Million Mark. Außer dieſen 365 000 ℳ hat der Magiſtrat einen Spiel⸗ raum von 35 000 ℳ für ſich in Anſpruch genommen, um eventuelle Schulden, die aber, wie es heißt, augenblicklich kaum vorhanden ſind, zu decken und die anderen Abwicklungskoſten zu beſtreiten. Alſo die Uebernahme durch die Stadt geſtaltet ſich durch⸗ aus günſtig. fahrtspflege beſſer als in der ſtädtiſchen und ſonſtigen Arbeit undhei werden ſoll, und zwar beſonders durch Frauen, da zurzeit nur wenige Frauen — ich glaube, Dame — Mitglied der Geſundheitspflege⸗ 24 28 flegedeputation herbeizuführen. Dann ſoll 1. . Unteraus⸗ Heim zu übernehmen hat und Dadurch 2 Bez eh ngen zu den Frauen, 1 7 Dezember 1919 987 auch Männer heranzuziehen, iſt wohl in der Lage, ſehr frei zu arbeiten, neue ſoziale Geſichtspunkte her⸗ auszufinden und neue Anregungen auch der Stadt in der ſozialen Fürſorge zu bieten. Ein Vorbild für eine ſolche Arbeit iſt bereits in einer Deputation der Sradt vorhanden: die Deputation für die Wohl⸗ fahrtsſchule hat einen ſolchen Geſchäftsausſchuß, der auch ziemlich frei die Geſchäfte der Schule leitet, in dem außer dem Magiſtratsdezernenten nur ein Stadtverordneter iſt, während drei Mitglieder frei dazugewählt ſind, die nicht der Stadwerwaltung an⸗ gehören. Es iſt beſonders der Wunſch ausgeſprochen wonden, daß ſich dieſer Geſchäftsausſchuß, eventuell unter Hinzuziehung von beſonders geeigneten Sach⸗ verſtändigen, mit der Beſchaffung des noch zu er⸗ gänzenden Inventars beſchäftigt. Denn es iſt be⸗ mängelt worden, daß wohl nicht an allen Stelſen genügend Sachverſtändige in der Verwaltung vor⸗ handen ſind, die gerade dieſe Arbeit übernehmen können, die ja, wie Sie wiſſen, augenblicklich be⸗ ſonders ſchwierig iſt. Sie wiſſen, daß unſer früherer Kollege Bergmann den Antrag geſtellt hatte und ſehr eifrig dafür eingetreten iſt, ein Beſchaffungs⸗ amt hier in der Stadt zu gründen, wie es vor we⸗ nigen Wochen Berlin für ſein Stadtgebiet geſchaffen hat. Wir haben nicht gehört, was aus dieſer 217 geworden iſt, und wir würden uns freuen, wenn der Magiſtrat uns davon Kenntnis geben wollte. Ein zweiter Wunſch des Ausſchuſſes beſteht da⸗ rin, daß das Säuglingsheim auch weiter wie bisher als Ausbildungsſtätte für die Fortbildungsſchule und die Frauenſchule zugelaſſen wird. Es iſt unbedingt notwendig, daß unſere heranwachſenden Mädchen in der Säuglingspflege einigermaßen gut ausgebildet werden, ſoweit es eben in dem Rahmen der Fort⸗ bildungsſchule möglich iſt. Dazu gehört ein ſolches — 5 das genügende Ausbildungsmöglichkeiten ietet. 2 Als dritter Wunſch iſt vom Ausſchuß ausge⸗ ſprochen worden, daß ſich die Aufnahme in das Heim im weſentlichen auf Ortsangehörige erſtrecken ſoll. Man wird natürlich nicht ängſtlich nur Lokalpatri⸗ otismus treiben und jeden andern ausſchließen dür⸗ fen. Aber der Prozentſatz der nicht Ortsangehörigen war in dieſem Heim bisher recht erheblich; er wurde künſtlich auch daduch gefördert, daß in fremden Zei⸗ tungen, in Schleſien z. B., Annoncen veröffentlicht waren, in denen Frauen, die vor der Entbi ſtanden, aufgefordert wurden, nach Charlott zu kommen, um in dieſem Säuglingsheim unter⸗ gebracht zu werden. Das konnte ein freier Verein run, und es iſt dankenswert, daß er es getan hat Die Stadt aber kann derartiges natürlich nicht tun⸗ Es muß Wert darauf gelegt werden, daß die jetzt ſehr erheblichen Koſten, die wir aufzubringen haben, auch im weſentlichen für unſere Ortsangehörigen ver⸗ wandt werden. Das iſt beſonders wichtig, wenn Sie bedenken, daß die Erſtattungskoſten für Verpflegung pro Tag nur 0,90 ℳ und für Arznei 0,20 ℳ be⸗ tragen, während die Selbſtkoſten außerordentlich hoch ſind. Wir wiſſen noch nicht, wie ſie im Säug⸗ lingsheim ſein werden; aber Sie werden erſchrecken, menn Sie hören, daß die Tageskoſten im Kranken⸗ harſe Weſtend augenblicklich ungefähr 20 ℳ be⸗ tragen. , Weiter wurde vom Ausſchuß gewünſcht, daß damit beſonders nuch Ablauf von drei Monate