Deshalb gehen meine Freunde weiter als der erſte Antrag, der ſich nur mit einem rein platoniſchen Bekenntnis zur Kommunaliſierung begnüat. Wir glauben, auch bei dieſer Gelegenheit ausſprechen zu müſſen, daß die Kommunalllerung das einzige Mittel iſt, das auf dieſem Gebiere Wandel ſchaffen kann. Wir bedauern es außerordentlich, daß durch die ver⸗ zögerte Vorlage des Kommunaliſterungsgeſetzes bis⸗ her noch keine Möglichkeit gegeben iſt, daß die Ge⸗ meinden auf dieſem Wege vorangegangen ſind. Aus den Ausführungen meines Vorredners kann vielleicht geſchloſſen werden, daß nicht nur die Kino⸗ beſitzer, ſondern auch die Kino beſucher an der Tatſache der Vorführung ſchlechter Filme und der⸗ gleichen ſehr viel Schuld tragen, weil ſie dieſe Dar⸗ bietungen beſuchen. Demagegenüber möchte ich nur darauf hinweiſen, daß es unrichtig wäre, wenn man die ſo zialen Urſachen für dieſe Erſcheinungen außer acht laſſen wollte. Der Beſuch in den Kinos hat ſich ſeit dem Ende des Krieges außerordentlich vergrößert, und das iſt ſehr erklärlich; denn dieſe Erſcheinung fällt mit der außerordentlichen Verſchärfung der Woh⸗ nungsnot zuſammen, mit den Ernährungsſchwierig⸗ keiten, mit den Schwierigkeiten in der Beſchaffung von Kohlen und Heizſtoffen und all den anderen Dingen mehr, die der erwerbstätigen Bevölkerung den Aufenthalt in den eigenen Räumen ſehr unan⸗ genehm machen und ſie in dieſe Vergnügungsſtätten hiveintreiben. Wer deshalb dem Kinoſchund ent⸗ gegenwirken will, braucht ſich nicht allein mit po⸗ ſitiven Maßnahmen auf dieſem Gebiete zu be⸗ gnügen, ſondern wird ihm auch begegnen, wenn er für die allgemeine Befferung der ſozialen Verhält⸗ niſſe eintritt. Bei dieſer Gelegenheit möchte ich doch auch das Wohnungsamt noch einmal darauf hinweiſen, daß auch heute noch dauernd die Erſcheinung zu be⸗ obachten iſt, daß Räumlichkeiten, die für Wohnungs⸗ zwecke hergerichtet werden könnten, für die Errich⸗ tung neuer Kinos nutzbar gemacht werden. Das Wohnungsamt müßre, wenn es ſelber keine Handhabe hat, dieſe Neuerrichtung von Kinos zu verhindern, im Intereſſe der wohnungſuchenden und wohnungs⸗ bedürftigen Charlottenburger Bevölkerung an die zuſtändigen Stellen herantrcten, um die Neuerrich⸗ tung von Kinos zu verhindern. (Zuruf vom Magiſtratstiſch.) — Wenn das ſchon geſchieht, ſo möchte ich den Ma⸗ giſtrat darauf aufmerkſam machen, daß nach Mit⸗ eilungen, die mir gemacht worden ſind, im Motir⸗ haus ein neues großes Kino eingerichtet werden ſoll, Hebäude, in dem angeblich eine ſehr große Wohnungen hätte hergerichtet werden iſt erfreulich, zu hören, daß der 4 iſt Sher auf dieſem Gebiete 90 ee en hat. es Herrn Kollegen glaubt, uns ine end⸗ Sitzung am 3. Dezember 1919 593 zu laſſen, daß wir in den jetzigen Demokraten die ſchärfſten Gegner der Kommunaliſierung zu er⸗ blicken haben. (Sehr richtig! bei den Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten.) Wir wundern uns darüber nicht; denn ſeit dem No⸗ vember vorigen Jahres hat ſich ſehr viel ereignet, was dieſe veränderte Stellungnahme erklärlich macht. Aber ich möchte doch auch feſtſtellen, daß dieſe veränderte Stellungnahme mit der früheren durchaus nicht zu vergleichen iſt, und daß man aus der Tatſache, daß die Herren früher für die Kom⸗ munaliſierung von Gemeindebetrieben eingetreten ſind, in keiner Weiſe ableiten kann, daß ſie nun weiteren Schritten auf dieſem Gebier wohlwollend gegenüberſtehen. Denn heute hat die Kommunali⸗ ſierung einen ganz an deren Charakter an⸗ genommen. Die Abſichten, die mit der Kommu⸗ naliſierung verfolgt werden, ſind ja ganz andere⸗ und die Anregung des Herrn Kollegen Meyer, auch die Filmintereſſenten zu unſeren Beratungen hinzu⸗ zuziehen, zeigt uns ja, daß er dieſen Charakter der Kommunaliſierungsanträge ſcharf erkannt hat. (Sehr richtig! bei der Demokratiſchen Fraktion.) Wir, für die nicht die Intereſſen irgendeiner beſtimmten Induſtrie, ſondern die Intereſſen der Allgemeinheit, die großen Bildungsintereſſen der Bevölkerung maßgebend ſind, treten mit aller Ent⸗ ſchiedenheit für die Kommunaliſierung ein, treten auch dafür ein, daß dieſe Vorlage einem beſonderen Ausſchuß überwieſen wird, einem Ausſchuß, der dann nicht nur beſondere Sachverſtändige, auch nicht allein die Sachverſtändigen aus der Filminduſtrie zu hören hätte, ſondern der auch Mitglieder der hier beſtehenden Sozialiſierungsdeputation hinzuziehen müßte, damit, da ja inzwiſchen die Vorlage des Rahmengeſetzes über die Kommunaliſierung kom⸗ men wird, gleich hier im einzelnen die Schritte be⸗ raten werden können, die uns der Verwirklichung der Kommunaliſierung des Kinos näherbringen. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Damen und Herren! Wenn ich zu dieſen Ausführungen das Wort nehme, ſo tue ich es nur deshalb, weil ich zu⸗ nächſt nicht wünſche, daß in einer ſo wichtigen Sache der Magiſtrat vollſtändig ſchweigt, andererſeits aber aus dem Grunde, um doch einmal feſtzuſtellen, daß für die ganze Materie, die wir hier behandeln, durch⸗ aus nicht in erſter, ja vielleicht ſogar in allerletzter Linie, wahrſcheinlich ſogar aar nicht die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung bzw. der Maaiſtrat überhaupt zuſtändig iſt. Wir müſſen doch immer wieder feſt⸗ ſtellen — und ich glaube, das im Einverſtändnis mit den beiden antragſtellenden Parteien tun zu dür⸗ fen —, daß in erſter Linie eine ganz andere Stelle in Frage käme, wenn es ſich darum handelt, mit die⸗ ſer Seuche, kann man wohl ſagen, die unſere Jugend tatſächlich zu veraiften droht, aufzuräumen, und ich möchte gerade an die beiden Parteien, die heute die nträge geſtellt haben, und die bekanntlich ziemlich Beziehungen zur augenblicklichen Regierung terha n, die Aufforderuna richten, doch ächſt an gen Stelle ſich zu be⸗ i 1 etwas Entſcheidendes nd dieſes Unweſen ae⸗